HORROR/KOMÖDIE: J, 1977
Regie: Nobuhiko Obayashi
Darsteller: Kimiko Ikegami, Kumiko Ohba, Yôko Minamida
Die sechzehnjährige Schülerin Oshare hat den Tod ihrer Mutter noch nicht überwunden, als ihr Vater ihr eine neue Verlobte vorstellt. Aus dem gemeinsamen trauten Familienurlaub wird aber nichts; Oshare zieht es vor, mit ihren Schulfreundinnen aufs Land zu fahren und Tantchen zu besuchen, die im titelgebenden Hausu wohnt ... Und dort überschlagen sich bald die übernatürlichen Ereignisse ...
KRITIK:Was für ein Film! Man stelle sich vor, die Herrn Dario Argento, Tim Burton und Andy Warhol hätten auf LSD ein Remake der Chinese Ghost Story gedreht.
Und weil's so schön war, noch ein paar Motive aus Poltergeist, Barbarella und Yellow Submarine eingestreut.
Das Ergebnis ist eine knallbunte, quietschvergnügte Japanese Horror Picture Show, wie man sie definitiv noch nie gesehen hat.
Sicherlich, die dick aufgetragenen Kitsch-Attacken in zuckerlrosa Weichzeichner-Optik zu Filmbeginn mögen für westliche Seh-Gewohnheiten eher harter Stoff sein.
Genau so wie diese ständig schnatternde und gackernde Schulmädchengang,
die einem schon mal die Nerven langziehen kann. Doch die Geduld wird reich belohnt ...
Spätestens als eine unserer Heldinnen den abgeschlagenen Kopf ihrer Freundin aus dem Brunnen zieht,
wirkt der Zauber dieser visuell völlig abgefahrenen japanischen Geisterhaus-Geschichte.
Kein filmisches Gestaltungsmittel wird ausgelassen: Ich kenn mich filmtechnisch ja nicht so aus,
aber die übrigens höchst lesenswerte Website
www.mitternachtskino.de
hat Weichzeichner, Splitscreens, anamorphe Kameralinsen, Bluescreen-, Morphing- und Stop-Motion-Effekte, irreale Matte-Paintings, Rückprojektionen und unglaublich viel Nachbearbeitung in der Postproduktion ausgemacht.
Fast dreißig Jahre hat der Film auf dem Buckel - und schlägt in seiner Wirkung so manch neuere Genre-Produktion um Längen. Film gewordene Pop Art ist das, die handfeste westliche Horror-Phantasien Marke Dario Argento mit der fernöstlichen Vorliebe für zuckerlbunten Kitsch und reißerischer Manga-Kultur kreuzt.
Mir hat Hausu jedenfalls wirklich Spaß gemacht;
in Deutschland hat das engagierte Label Rapid Eye Movies den Film gar ins Kino gebracht -
wo er sicherlich noch besser zur Geltung kommt.
Zudem fördert Hausu unsere Allgemeinbildung und Fremdsprachen-Kompetenz.
"Mutter" und "Vater" heißen auf Japanisch - erraten - "Mama" und "Papa". Wieder was gelernt für's Leben :-)
Ein hierzulande kaum bekannter Klassiker aus Japan, der gleich ein neues Genre erfunden hat: Das Pop-Art-Horrorkino. Visuell over the top wie ein LSD-Trip, bizarr, blutig, bunt, kunstfertig, verspielt und ungemein unterhaltsam. Kultfilmalarm!