DRAMA: USA, 2005
Regie: George Clooney
Darsteller: George Clooney, David Straithairn, Patricia Clarkson, Jeff Daniels, Robert Downey Jr
USA - Anfang der 50er Jahre. Senator Joseph McCarthy aus Winsconsin führt, von den Medien nahezu unbehelligt, einen Kreuzzug gegen "Kommunisten" und "unamerikanische Umtriebe". Nur wenige stellen sich McCarthys treiben, öffentlich, entgegen. Einer davon ist Edward R. Murrow, der in seine Newssendung "See it Now" zunehmend kritische Beiträge einfließen lässt, in denen er die unlauteren Methoden McCarthys kritisiert. Murrow und seine Kollegen bewegen sich dadurch auf gefährlichem Terrain
KRITIK:Good Night and Good Luck zählt zu den Filmen, zu denen ich mich durchringen
musste, sie anzusehen. Das liegt vermutlich daran, dass ich ihn immer mit Syriana assoziiert habe, von dem ich schon etwas enttäuscht war.
Aus Angst vor einer weiteren Enttäuschung hab ich mich vor Good Night and Good Luck immer gedrückt. Zu Unrecht, wie ich jetzt feststellen musste.
Klar, Good Night and Good Luck ist wie schon Syriana keine leichte
Unterhaltung, so wird man vor allem zu Beginn des Films mit Informationen
zugeschüttet, dennoch kommt der Film meiner Meinung nach nicht zu bemüht, zu
gestelzt daher. Sicher, Good Night and Good Luck ist ein politischer Film, der aus seinen Absichten keinen Hehl macht und der zu seiner Botschaft steht. Aber
Good Night and Good Luck ist vor allem auch großes Schauspielkino. Und auch
unglaublich stylisch, sofern man edle Schwarz-Weiß-Optik mag.
Zudem ist Good Night and Good Luck auch ein Biopic, der etwas anderen Art. Im Zentrum steht Edward R. Murrow, seines Zeichens ehemaliger CBS-Reporter und
McCarthy-Kritiker. Im Gegensatz zu anderen Biopics wird nicht Murrows ganze
Lebensgeschichte dargelegt, sondern lediglich ein kurzer Ausschnitt aus seiner
Karriere, wobei das Hauptaugenmerk eindeutig auf den Reporter und nicht der
Privatperson liegt.
Das gleiche gilt auch für den Großteil der anderen Figuren.
Über ihr Privatleben erfährt der Zuseher wenig bis gar nichts und die gesamte Handlung spielt fast ausschließlich in den CBS-Studios. Auch wenn die Kamera immer nah an den Figuren dran ist (die Kamera wird ständig in die Gesichter der Protagonisten gehalten, es gibt kaum eine Totale), erfährt man als Zuseher wenig über die Figuren an sich, über ihre charakterlichen Eigenschaften. Auch eine richtige Figureneinführung fehlt, der Zuseher wird vielmehr unvermittelt ins Geschehen hineingeworfen.
Was jetzt aber nicht bedeutet, dass der Film nur auf Fakten und total Emotionslos daherkommt. (Obwohl die Fakten eindeutig im Fordergrund stehen). So zählen zu den stärksten Momenten des Films die Szenen nach Beendigung einer Sendung, nachdem Murrow die berühmten Schlussworte "Good Night and Good Luck" von sich gegeben hat.
Die Übertragung ist nun zwar zu Ende, doch die Kamera verharrt weiterhin auf Murrow, in dessen Gesicht nun Bedenken und Ängste aufscheinen. Gefühle, die er während der Sendung geschickt verborgen hat. Es ist immer wieder aufs neue faszinierend zu beobachten, wie diese Fassade bricht, wie sich die Angst und das Wissen, etwas getan zu haben, das schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann, in den Gesichtern der Reporter und Journalisten zu spiegeln beginnt.
Es sind solche Momente, in denen man sich der Gefahr, der sich die Redakteure
durch ihre kritische Berichterstattung aussetzen, gewahr wird. Man darf nicht
vergessen, dass das antikommunistische Klima in den USA damals seinen Höhepunkt
erreichte. Es genügte oft schon, wenn jemand aus seinem Verwandtenkreis eine
falsche Zeitung in der Hand hielt, um als "Kommunist" oder zumindest Sympathisant
gebranntmarkt zu werden.
Good Night and Good Luck ist einer jener Filme, bei denen es von Vorteil ist, bereits im Vorfeld über ein Maß an Hintergrundwissen über die damaligen
politischen Zustände und dergleichen zu verfügen.
Sicher, der Story an sich kann man auch mit minimalsten Backgroundwissen folgen,
doch stellt eine gewisse Vorbildung im Falle von Good Night and Good Luck eine enorme Bereicherung dar, eben weil man dadurch "mehr" sieht und die Dinge auch
aus einer anderen Perspektive sehen kann.
Erwähnenswert sind auch Murrows Ausführung zum Thema Fernsehen, an die ich mich
jetzt zwar nicht wortgetreu erinnern kann, die aber, vor allem im Bezug auf unser
heutiges - ähm - Qualitätsfernsehen an Brisanz gewinnen. Es stimmt einen schon
nachdenklich, wenn zur damaligen Zeit, als die heutigen Trash-TV-Auswüchse noch
nicht einmal in den schlimmsten Zukunftsvisionen auftauchten, bereits das Niveau von TV-Sendungen kritisiert wurde.
Politisches Kopfkino, das in edler schwarz-weiß Optik und jazzigen Soundtrack daherkommt und ein klares Statement für politisches Engagement, Zivilcourage und Bildung setzt. Klingt zwar trocken, funktioniert aber dank des ausgezeichneten Schauspielensembles, des Drehbuchs und dem Umstand, dass es dem Film gelingt die damalige Atmosphäre dem Zuseher zumindest ahnen zu lassen, überraschend gut.