OT: United 93
THRILLER/DRAMA: GB, 2005
Regie: Paul Greengrass
Darsteller: Christian Adams, Lorraine G. Bay, Todd Beamer
Sollte allgemein bekannt sein. Am 11.9.2001 wurden vier Flugzeuge von Al Kaida-Terroristen entführt. Zwei Flugzeuge krachten in die Türme des World Trade Center, ein drittes ins Pentagon. Das vierte stürzt über menschenleerem Gebiet in Pennsylvania ab. Was sich ab Bord des Flugzeuges zugetragen haben könnte, rekonstruiert Regisseur Paul Greengrass in diesem fiktionalisierten Doku-Drama.
KRITIK:
Nach fünfjähriger Schrecksekunde dürfte sich 2006 ein neues Genre etablieren: Das auf Tatsachen basierende Terror-Drama. Nach dem palästinensischen Selbstmordattentäter-Film Paradise Now und Spielbergs überraschend gelungenen Munich geht es jetzt an die Ereignisse des elften September.
UNITED 93, wie der Film im Original heißt,
rekonstruiert die Ereignisse an Bord des vierten Flugzeuges, das sein Ziel,
das Weiße Haus, nicht erreicht hat.
Der Film wurde mit massiver Unterstützung der Angehörigen der Opfer gedreht.
Regisseur Paul Greengrass gelingt dabei Erstaunliches: Nämlich Patriotismus und Helden-Pathos völlig außen vor zu lassen. Und stattdessen ein packendes, ans Eingemachte gehendes Drama abzuliefern.
Die Inszenierung ist wirklich brilliant und erinnert an die dänischen Dogma-Film der Neunziger: Eine hochmobile Handkamera klebt förmlich an den verschwitzten Gesichtern der (Laien)-Darsteller, während die Geschichte in Beinahe-Echtzeit abläuft. Das verleiht dem Film einen dokumentarischen, hochgradig authentischen Touch - man fühlt sich von der ersten Sekunde an wie mitten im Geschehen.
Kontinuierlich steigert Greengrass Spannung und Beklemmungsfaktor- der Aufstand der Passagiere an Bord des gekaperten Flugzeugs ist mit einer Wucht in Szene gesetzt, die einem beinahe den Atem raubt. Aber halt: Wer einen Die Hard-artigen Actionreißer erwartet, hat rein gar nichts verstanden. Des ist nämlich keine amerikanische, sondern eine europäische Produktion.
An Bord von Flug United 93 gibt's keine Special-Effects, keine coolen Heldensprüche, keine dick aufgetragenen Pathos-Attacken, keine "Wir müssen jetzt stark sein"-Dialogzeilen. Sondern nur noch nackte Todesangst.
Ein beklemmendes, einigermaßen radikales Filmerlebnis, das die Jubelkritiken ausnahmsweise wirklich verdient hat.