DOKUMENTARFILM: USA, 2004
Regie: Michael Moore
Darsteller: Michael Moore, George W. Bush
STORY:
Michael Moores gnadenlose Abrechnung mit der Amtszeit von George W.
Bush, inklusive der Unregelmäßigkeiten um seine Wahl, seine Verbindungen zum
saudischen Königshaus und zu den Bin Ladens, seine inkompetente
Anti-Terror-Politik, den Patriot Act, den Irak-Krieg usw. usf.
KRITIK:
Zugegebenermaßen, sehr viel Neues erfährt man nicht. Aber das ist
auch nicht das Ziel von Michael Moore, er will emotionalisieren, aufregen,
seine MitbürgerInnen animieren im Novermber "den Richtigen" zu wählen, sich
zu engagieren. (Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, jemals im Nachspann
eines Films "Do something!" plus die Website des Regisseurs gelesen zu
haben.) Ja, wir haben es hier mit einem klassischen Propagandafilm zu tun,
und wie die meisten Propagandafilme wirkt er ein bisschen plump, wenn er uns
wieder und wieder seine Botschaft einhämmert. Auf weite Strecken fehlt ihm
das Augenzwinkern und der Witz, der Bowling for Columbine zu einem
Riesenerfolg gemacht hat.
In "Bowling for Columbine" beschäftigt sich Moore
zwar auch mit einem seiner klassischen Gegner, der Waffenlobby und der NRA,
aber eben auch kritisch und mitfühlend mit der amerikanischen Seele. In
"Fahrenheit 9/11" wird wesentlich mehr schwarz-weiß-gemalt, hier das gute
Volk, dort die böse Regierung. Interessant ist, wie er das Thema der
amerikanischen Soldaten im Irak behandelt: hätte er sie negativ dargestellt,
hätte er als "Verräter" gegolten, eine positive Darstellung macht sich für
einen Kriegsgegner aber auch nicht gut. So stellt er den Bilder von kaum
erwachsenen Soldaten, die sich die Bloodhound Gang als Soundtrack zum Töten
vom Irakis auflegen (eine der schockierendsten Antikriegsszenen, die ich je
gesehen habe) Szenen gegenüber, bei denen Rekrutierer Jugendliche aus
verarmten Gegenden, die eigentlich Musiker werden wollen ansprechen und mit
allen Mitteln dazu bringen wollen, sich für die Army zu melden. Als
Identifikationsfigur für den Durchschnittsamerikaner führt er dann in der
zweiten Hälfte des Films die Mutter eines gefallenen Soldaten ein, die
anfangs für den Krieg war, aber nach dem Tod ihres Sohnes ihre Meinung
geändert hat und die US-Politik hinterfragt. Nicht ungeschickt gemacht
FAZIT:
Polemische, aber trotzdem fesselnde Erinnerung an die letzten vier
Jahre der US-Politik. Möge sie die gewünschte Wirkung erzielen.