OT: En ganske snill mann
THRILLER/DRAMA/KOMÖDIE: N, 2010
Regie: Hans Petter Moland
Darsteller: Stellan Skarsgård, Bjørn Floberg, Gard B. Eidsvold, Jorunn Kjellsby
"Immer nach vorne schauen!", lautet der Rat, den der Gefängniswärter dem frisch in die Freiheit entlassenen Sträfling Ulrik mitgibt. 12 Jahre hat er eingesessen, wegen Mordes. Sein alter Boss Jensen vermittelt ihm einen Job und eine finstere Kellerwohnung - "sieht aus wie deine Zelle" - samt Haushälterin, die ihn mit fettem Essen und sexuellen Dienstleistungen versorgt. Eine Pistole Marke Glock - "österreichische Qualitätsarbeit" - muss noch her. Denn die Verräter-Ratte, die Ulrik in den Knast gebracht hat, soll erledigt werden ...
Nach Filmen wie "In China essen sie Hunde", "Adams Äpfel", oder - weniger bekannt, aber nichtsdestotrotz höchst empfehlenswert: "Izzat - A Killer Thriller" - weiß man ja, wozu skandinavische Gangsterfilme im Stande sind.
Vom finnischen Cineasten-Darling Aki Kaurismäki hat man die erstklassige photographische Arbeit abgeschaut, aber leider auch den starken Hang zur Lakonie, mit der ich immer wieder so meine Probleme habe. Wobei man festhalten muss, dass die befürchteten Abstürze in die Untiefen der kalkuliert-klebrigen Kunstfilm-Trademark-Warmherzigkeit - ein schlimmes Beispiel siehe hier - ausbleiben.
Im Gegenteil: Der Humor ist erfreulich bösartig, aber keineswegs pubertär oder zwangsoriginell ausgefallen. Fehlgeleitete Tarantino-Fans, die gerne ach-so coole Oneliner auswendig lernen, werden wohl ihr Geld an der Kasse zurückverlangen. Wobei: No offense, Quentin. Dass wir deine Arbeit schätzen, weißt du ja. Und für manche deiner Fans kannst du nun wirklich nichts.
Wir haben es mit einer subtil-schwarzen nordischen Thriller-Komödie zu tun, die sich den Luxus der präzisen Figurenzeichnung und Milieubeobachtung gerne leistet.
Ein Film dieser Art steht und fällt natürlich mit den Schauspielern - und ohne den souveränen Hauptdarsteller Stellan Skarsgård wäre der Mann von Welt wohl nur die Hälfte wert.
Man muss dem Drehbuchautor auch hoch anrechnen, dass in der zweiten Hälfte ein gewisser Ernst Einzug hält und Emotionen zugelassen werden. Ja, Tatsache, der Film berührt - ganz wichtig - ohne falsche Sentimentalitäten oder rührselige Attacken auf die Tränendrüsen. Es regiert vielmehr eine höchst eigenwillige Grundstimmung, die ich - Vorsicht, Widerspruch in sich - "kaltschnäuzige Warmherzigkeit" nennen möchte.
Man hat schon schwächere Filme zwischen Drama, Thriller und Komödie gesehen.
Nach zwölf Jahren kommt der verurteilte Mörder Ulrik frei und freut sich über ein bisschen Ruhe und Frieden. Doch die ist ihm nicht gegönnt in dieser erfreulich bösen, schwarzen norwegischen Gangster-Komödie. Dank präziser Milieubeobachtung und erstklassiger Schauspieler ein sicherer Tipp. Ein Coen-Brothers-Remake wäre keineswegs denkunmöglich.