CAGESPLOITATION: USA, 2010
Regie: Patrick Lussier
Darsteller: Nicolas Cage, Amber Heard, William Fichtner, Katy Mixon, Billy Burke, David Morse
Milton (Nicolas Cage) bricht aus der Hölle aus um seine Enkelin zu retten, die in den Händen des Sektenführers Jonah King (Billy Burk) ihrer baldigen Opferung entgegensieht. Satan passt das natürlich gar nicht und schickt seinen Buchhalter (William Fichtner) hinterher...
KRITIK:Irgendwer auf unserem Planeten muss irgend wann einmal vor etwa einem Jahr oder länger auf die Stirn geschlagen und Heureka (!) ausgerufen haben. Wieso sind wir nicht früher draufgekommen. Wie wäre es, wenn wir einen Grindhousefilm in 3D machten. Und außerdem holen wir uns Nicolas Cage, der hat seit Jahren Liquiditätsprobleme, der macht ganz sicher mit. Und dann haben sie 45-50 Millionen Dollar (!) in diesen Film gesteckt.
Ich weiß, es sollte ja nicht ums Geld gehen in einer Filmkritik, aber das muss erwähnt werden, denn Filme sind Geldanlagen (seit neuestem gibt es sogar eine eigene Börse dafür), und ich bin mir fast sicher, dass der eine oder andere Pensionsfonds oder etwas ähnliches mit dem Geld von kleinen, ahnungslosen Anlegern Filme finanziert. Tja, Drive Angry ist ein Toxic Asset, wie es so schön heißt, und im Gegensatz zu den US-Immobilien, die ja vielleicht doch irgendwann wieder etwas Wert sein könnten, wird das wohl niemals wieder anders werden, auch wenn Nicolas Cage da mitspielt, auch wenn der Film in 3D ist, und auch wenn es einen Superbowltrailer gab, die ja sonst nur Riesenblockbustern vorbehalten sind.
Ich frage mich was sich diese Typen dabei gedacht haben? Weil 3D Kinokarten teurer sind soll Drive Angry sich rentieren? Planet Terror und Death Proof hatten zusammen ein ähnlich hohes Budget und haben nicht einmal die Hälfte wieder eingespielt, da haben aber Tarantino und Rodriguez Regie geführt und mindestens fünf Topstars mitgespielt. Machete war zwar ein Erfolg, war aber billiger als Black Swan, und das muss man einmal zusammenbringen.
Nicolas Cages Tendenz ist zwar "relativ" solide, aber unterliegt auch einem Negativtrend, wo sich vor allem eine einigermaßen vorhandene Korrelation zwischen Trashanteil und finanziellem Misserfolg offenbart. Drive Angry hat am ersten Wochenende weltweit keine 10 Millionen Dollar eingespielt, eine veritable "Box Office Bomb". In der zweiten Woche wird das mit ziemlicher Sicherheit um 50% zurückgehen, wahrscheinlich aber noch mehr. Und es tut mir leid, das war abzusehen. Es ist schlicht und einfach unverantwortlich wie da Geld verbraten wurde. In den Vereinigten Staaten bezieht schon jeder siebente Bewohner Essensmarken. Das Geld hätten sie einfach spenden sollen.
Aber genug der ökonomisch-betriebswirtschaftlichen Missstände, kommen wir zur "künstlerischen" Bewertung. Die natürlich einigermaßen schwer fällt. Drive Angry wollte ein Scheißfilm sein, Drive Angry ist ein Scheißfilm geworden, soweit gibt es da nichts zu bemängeln. Die Story ist abstrus, aber eigentlich hatte sie Potential. Ein Typ, der aus der Hölle ausbricht um einen Sektenführer zu jagen, in einer verdorben-archaischen Südstaatenwelt, und seinerseits von des Satans Schwergen nach Hause geholt werden soll. Das ist ein durchaus geradliniger Plot, der in den Händen eines fähigen Regisseursn sicher ganz spannend sein könnte.
Patrick Lussier ist das sicher nicht, dafür ist er zu unkonstant. Drive Angry möchte vielleicht so schräg sein wie die sehr gelungenen Crank-Filme, ist es aber nicht. Drive Angry hat dafür aber durchaus seine ernsthaften Momente, hat hin und wieder Passagen, die echt spannend sind. Bietet krachende Actionszenen (vornehmlich Autoverfolgungsjagden) aus dem vorigen Jahrhundert, die mich zum Beispiel gar nicht beeindrucken aber sicher ihre Fans finden. Funktioniert aber im Großen und Ganzen, vor allem weil der Film es schafft, über die Laufzeit besser zu werden und ganz im Gegensatz zu Planet Terror und Machete nicht sein ganzes Pulver in den ersten 15 Minuten verschießt und dann in grauer Langeweile zu versinken.
Nein, Drive Angry steigert seine "Spannung" und seinen Unterhaltungswert bis zum Showdown. Also wahrlich kein Grund den Humor zu verlieren wie es den Kollegen vom DasManifest.com passiert ist, die meinten, Drive Angry sei "ein Film, der postmodern-altklugen Schnöseln, untervögelten Nerds und indifferenten Vollprolls gefallen wird; also eben jenen, die immer für "Hirn aus, Spaß haben" plädieren, aber leider nicht begriffen haben, dass bei ihnen das Hirn generell nie an ist." So weit würde ich jetzt nicht gehen.
Aber eine große Enttäuschung bietet der Film auf jedenfalls. Nicolas Cage. Bisher hat der es eigentlich noch immer geschafft jeden Film mit seiner Version von Charisma, die sicher Geschmackssache ist, zu retten. Der läuft hier aber auf Autopilot. Man sieht ihm einfach an, dass er keinen Spaß hatte. Das nimmt ihm hier glücklicherweise der "bekanntes-Gesicht-trotzdem-unbekannte" William Fichtner ab, der als "Accountant" des Satans (wäre er doch nur seinen Aufsichtspflichten nachgekommen und hätte den Film verhindert) aus dieser Rolle ein derartig diebisches Vergnügen zieht, dass es fast an Leistungen von etablierten Over-Actors wie Anthony Hopkins oder Hugo Weaving heranreicht. Dieser Spaß an der Sache ist wahrlich ansteckend und überträgt sich leicht auf den Zuseher. Und die restlichen, eher unbedeutenden Akteure, inklusive David Morse spielen solide, da gibt es nichts zu bemängeln.
Unterm Strich ist Drive Angry einfach was es ist: Unfreiwillig trashiger Pseudotrash. Wer sowas grundsätzlich mag, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit auf seine Kosten kommen. Ich wurde jedenfalls besser unterhalten als bei Machete und Planet Terror. Die wüste Energie von Crank hab ich aber eindeutig vermisst. Wer aber mit den letztgenannten Filmen nichts anfangen kann, sollte sich von Drive Angry fernhalten. So einfach ist das. Also bitte nicht hingehen und sich dann aufregen. Das kann man sich echt sparen, zumindest, wenn man nicht als Filmkritiker hinein "muss". Das könnte dann doch frustrierend sein;-)
Drive Angry 3D ist der neueste Streich von "Topstar" (?) Nicolas Cage, der langsam wohl oder übel, wie der amerikanische Kritiker Shaun Munro bemerkte, ein eigenes Subgenre, Cagesploitation, begründet hat. Schade nur, dass, wo das jetzt feststeht, dieser keinen Spaß mehr an seinen eigenen Filmen hat. Es scheint ein typisches Coppola-Schicksal zu sein, aufgrund von Geldproblemen Auftragsarbeiten durchzusitzen. Aber hey, abgesehen davon, ist Drive Angry recht ordentlicher Trash geworden, paradox, ich weiß, aber es gibt nun einmal Leute, denen sowas gefällt. Also Trashies, ab ins Kino. Da werden sie geholfen.