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Django - Kreuze im blutigen Sand

Django - Kreuze im blutigen Sand

OT: Cjamango
WESTERN: ITALIEN, 1967
Regie: Edoardo Mulargia
Darsteller: Ivan Rassimov, Mickey Hargitay, Hélène Chanel, Livio Lorenzon, Ignazio Spalla

STORY:

Django gewinnt beim Pokern - nicht nur Dollars, sondern Gold. Und wird nur kurz darauf überfallen und ausgeraubt. Das macht ihn wütend, stinkwütend. Und wenn Django wütend wird, dann fliegen die Kugeln durch die Lüfte und seine Gegner drehen die tollsten Todespirouetten. Ganz nebenbei spielt er nocht zwei Verbrecherbanden gegeneinander aus, welche sich darum streiten, wem denn nun Djangos Gold gehört. Django meint.. ihm und sonst keinem.

KRITIK:

Es wird wieder einmal heiß. Es geht unter die vom Himmel herabstechende, unerbitterliche Sonne. Es wird wieder glänzend - und nein, das heißt nicht, dass wir an dieser Stelle TWILIGHT besprechen, denn Glöckchen und überschöne Herrenmenschen gibt’s dort wo wir hingehen keine.

Das Einzige was heute glänzt ist Schweiß auf unrasierten, grimmigen Männergesichtern. Das einzige was es zu hören gibt, sind instrumentale Klänge à la Ennio Morricone und das Zischen blauer Bohnen, die eben jenen Männern um die Ohren fliegen.

Ja, wir gehen wieder einmal dorthin, wo Männer noch echte Kerle sind - unrasiert, dreckig, und hart wie Stahl - zwar nicht hart wie Kruppstahl, den gab’s noch nicht, aber doch schon verdammt hart.

Es geht in den wilden Westen. Heute besuchen wir Django.

Und doch besuchen wir eigentlich nicht Django, sondern viel mehr einen Herren namens CJAMANGO. Denn DJANGO - und ich meine Den DJANGO - gibt es nur einen und der heißt Franco Nero. Und genauso genommen gibt es auch nur zwei offizielle Django-Filme. Aber wie das so ist mit unseren Nachbarn vom Stiefel. Jedwedes (filmische) Sujet mit dem sich auch nur halbwegs Kohle scheffeln ließ, wurde in den goldenen Tagen des Kinos - sprich 1970 bis 1989 - von irgendeinem dahergelaufenen Italo-Schmodderanten durch die Quintenessenzpresse gedreht und bis zum geht nicht mehr ausgebeutet. Raubbau am Kino sozusagen - aber Spaß hat’s gebracht... meistens jedenfalls.

So denn nun auch Sergio Corbuccis Klassiker DJANGO - mal ganz abgesehen vom Westerngenre im Allgemeinen, aber da haben auch die Spanier ordentlich mitgemischt -, welcher in den letzten Jahrzehnten unzählige - man möchte gar meinen hunderte - inoffizielle Fortsetzungen verkraften musste. Das wirklich traurige? An vielen davon waren nicht mal unsere gewieften italienischen Kameraden Schuld, sondern geldgierige und an Kreativität kaum zu übertreffende Filmverleiher aus deutschen Landen.

So auch im Falle unseres heutigen Appetithäppchens, DJANGO - KREUZE IM BLUTIGEN SAND. Im Original noch CJAMANGO betitelt - wobei das nun jetzt auch verdächtig nach DJANGO klingt - wurde in der deutschen Fassung eben jener, einst von Fanco Nero verkörperter Charakter mit dem Sarg im Schlepptau - nur eben ohne Sarg... und Schlepptau. Dafür jedoch mit einer der köstlichsten Synchros seit VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLEJUA und etwaiger anderer Blödelstreifen der linken und der rechten Hand des Teufels.

Zu Speisen wünscht Django da etwa und froh skandiert der Koch "Ich habe Bohnensuppe da, schön dick eingekocht.", doch Django hat Zweifel "Lieber nicht. Ich hab die dünn abgewetzten Hosen an." und als Zuschauer liegt man vor lachen mal wieder am Boden.

Apropos am Boden liegen. Das tut nicht nur der Zuschauer, sondern auch die zahlreichen Opfer... äh Gegenspieler Django-Cjamangos sowie die mindestens ebenso zahlreichen unschuldigen Passanten - hach, wenn das mal nicht wieder eine mordsmäßig gelungene Überleitung war. Allein nach den ersten sieben Minuten Spielzeit zählt der "Bodycounter" schon gut und gerne zehn verschwitze Leichen auf dem dreckigen Spelunkenboden. Denn der Finger sitzt locker am Abzug im Wilden Westen italienischer Exploitationfilmer.

Zum Glück möchte man da sagen, denn wären da nicht die markigen Sprüche und die das fliegende Blei - es sähe ganz schön düster aus um Mango-Django.

Die leone-resque Handlung à la FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR ist nämlich so gut wie nicht vorhanden. Ich vermute stark, dass vor allem die deutsche Synchro dafür sorgt, dass das Ausspielen bei gegnerischer Banden nicht wirklich ersichtlich wird - doch rein visuell und erzähltechnisch betrachtet, war dies auch in der Originalfassung nie ein wirklich ausgeklügeltes Handlungselement. Zu gering sind die Spannungen der beiden Banden, direkte Aufeinandertreffen gibt es wenige, territoriale Streitigkeiten dürften auch keine vorherrschen, denn jeder hat sein Quartier an einem anderen Fleckchen Wüste aufgeschlagen.

Dabei ist dies jedoch bei weitem nicht die einzige Ungereimtheit der Plotte. Zwar nehmen die Logiklöcher keine Ausmaße à la ILSA und Konsorten an, sind aber dennoch zahlreich vorhanden. Wirklich störend ist dies jedoch nicht, da - vor allem in der deutsch synchronisierten Fassung - die Quasi-Rahmenhandlung vor allem dazu dient, einen knalligen Spruch nach dem anderen rauszuhauen und den Boden mit so vielen Leichen wie möglich zu pflastern.

Als wirklich nervig und unnütz erweist sich dabei der "Handlungszweig" um den kleinen Jungen, den Cjango merkwürdigerweise in sein Herz schließt - und ich schreibe merkwürdigerweise, weil dieses Balg noch nerviger ist als jenes aus FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER und ich dachte, das sei schwer möglich.

Was die Besetzung angeht haben wir es - typisch italienisch-exploitisch - mit absolut untertalentieren Nasenbären zu tun, was nichts Gutes bedeutet, denn in einem Italo-Western ist Schauspielerei von jeher nicht wirklich Qualitätskriterium Nummer 1. Umso mehr macht es Spaß, jenen eben genannten Nasenbären dabei zuzusehen, wie sie versuchen ernsthafte Rollen zu spielen, daran scheitern, und dazu auch noch - freilich nur in der deutschen Fassung - das ABC der Blödeleien herunterbeten.

Allen voran Ivan Rassimov - als Sean Todd gelistet - Russen kamen in Amerika halt nicht so wirklich gut an, so von wegen Kommunisten und so, newa - der als Django leider keine allzu gute Figur macht. Klar, doch. Er spielt einen treffsicheren Einzelgänger und das auch recht anschaulich, doch schauspielern kann er so gut wie ein roter Buntbarsch - noch dazu hat er weder die Augen noch den elektrisierenden Blick eines Franco Nero.

Hinter der Kamera waren dafür zum Großteil Profis am Werk. Zwar weist auch der Schnitt hier und da etwaige Mängel auf - sprich er ist nicht immer logisch -, fügt dafür aber zum Teil sehr schöne Einstellungen, geplant und eingefangen von Edoardo Mulargia und Vitaliano Natalucci, in Szene. Gerade das letzte große Aufeinandertreffen der beiden Bandenbosse wurde - wenn auch nicht wirklich originell - spannend und interessant eingefangen. Dazu gesellt sich der anregende und das Geschehen geschickt untermalende Score von Felice Di Stefano.

Das sympathische Label Koch Media hat DJANGO - BLUTIGE KREUZE IM SAND unter der Nummer 17 im Rahmen der Western Collection veröffentlicht. Die DVD selbst findet sich in einem wirklich schick gestalteten Digipack - welches, Darwin sei’s gedankt, nicht durch eine dieser neumodischen FSK-Kennzeichnungen verunstaltet wird -. Dazu gibt es neben einer Featurette und einer Bildergalerie mit Werbematerial noch einen Einleitungstext von Christian Keßler.

Django - Kreuze im blutigen Sand Bild 1
Django - Kreuze im blutigen Sand Bild 2
Django - Kreuze im blutigen Sand Bild 3
Django - Kreuze im blutigen Sand Bild 4
Django - Kreuze im blutigen Sand Bild 5
FAZIT:

CJAMANGO aka DJANGO und seine Kreuze im blutigen Sand ist bei weitem kein Meisterwerk, weder allgemein betrachtet, noch innerhalb des Spaghetti-Western Genres. Muss er auch nicht, denn wer von einem der unzähligen Django-Klone mehr erwartet als ein unterhaltsamer Spaghetti-Exploiter im Trashgewand zu sein, ist selber Schuld. Mulgarias Beitrag zur Django-Filmographie mag weder durch exzellente Charakterisierung noch durch eine völlig logische Handlung oder gar fähige Schauspiele punkten. Doch gerade in der deutschen Synchronfassung macht er Spaß; zum einen auf Grund der markig-blöden Sprüche und zum anderen auf Grund eines doch recht beträchtlichen Bodycounts - und um ehrlich zu sein, wenn ich einen Trashfilm in mein Abspielgerät lege, ist es genau das was ich erwarte. Nichts Besonderes also, aber ein doch unterhaltsamer und kurzweiliger Zeitvertreib für zwischendurch.
In diesem Sinne: "EWG - Einer Wird Gewinnen. Und heut’ bin ich nun mal derjenige."

WERTUNG: 6 von 10 im Mundwinkel sitzenden Zigarren
Dein Kommentar >>
Heiko | 24.02.2010 23:10
Haha schönes review! Nasenbären ok, aber nicht untalentiert! Gibt viele talentierte Italo Schauspieler!
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Johnny ist kein Depp | 23.09.2009 10:47
sehr amüsante Kritik, Herr Fast-Namenskollege.
Johannes | 24.09.2009 13:37
Danke. =)
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