OT: The Soldier
ACTION: USA, 1982
Regie: James Glickenhaus
Darsteller: Ken Wahl, Steve James, Klaus Kinski
Sowjetische Agenten überfallen einen Plutoniumtransport, um arabischen Terroristen den Bau einer Atombombe zu ermöglichen. Diese verlangen den Abzug der Israelis von der Westbank - anderenfalls wird das größte Ölfeld Saudi-Arabiens in die Luft gesprengt. Das kann die US-Regierung unmöglich zulassen und schickt ihren besten Mann, der auf den Codenamen "Soldier" hört...
KRITIK:Der Kalte Krieg war doch eine schöne Zeit - zumindest für simple Gemüter, die die Welt übersichtlich in Gut (=Amerikaner) und Böse (=Russen) aufzuteilen wussten. James Glickenhaus zum Beispiel. Der Mann hat in dieser Zeit eine Handvoll Actionfilme gedreht, die sich, wie man so schön sagt, wie Kinder ihrer Zeit gebärdeten: Strunzdumm, aber lustig.
Da wird ein Plutoniumtransport von gerade mal zwei Polizeiwagen eskortiert, die die bösen Sowjet-Agenten kurzerhand mit einem Schuss aus der Panzerfaust aus dem Weg räumen. Und dann ziehen sie die Brennstäbe mit bloßen Händen aus einem Behälter, der wie eine überdimensionale Mülltonne aussieht. Nein, stimmt nicht ganz: Immerhin tragen sie Arbeitshandschuhe aus dem Baumarkt um die Ecke…
Aber halt: Wenn Chuck Norris‘ INVASION USA der hirnlose Einzeller unter den Kalten-Krieg-Actionern war, dann ist Glickenhaus‘ THE SOLDIER zumindest eine Stubenfliege. Ein intellektueller Quantensprung, keine Frage. Aber trotzdem nicht gerade ein Film, der den IQ des Zusehers nachhaltig steigert.
Dabei hat sich Glickenhaus, der auch für Drehbuch und Produktion verantwortlich zeichnete, richtig Mühe gegeben: Die zahlreichen Schauplätze (USA, Naher Osten, Berlin etc.) sorgen für Abwechslung, die Stunts fallen in die Kategorie Qualitätsarbeit, und bei den Shootouts in Zeitlupe dürfen die prall gefüllten Blutbeutel schön dekorativ explodieren. Schade nur, dass die deutsche DVD in einer Szene geschnitten ist.
Und schade auch, dass Glickenhaus seinem Ruf als "Spezialist für derbe Brachialaction" (Zitat OFDB) keineswegs gerecht wird: Es mangelt schlichtweg an Spannung und wirklich spektakulärer Action.
In der Titelrolle macht der längst in der Versenkung verschwundene Ken Wahl einen auf James Bond für Arme: Statt eines Aston Martins muss sich unser armer Söldner mit einem rostigen Ford Fiesta begnügen - übrigens mit österreichischem Kennzeichen. Was daran liegt, dass der noble Wintersportort St. Anton als Kulisse für eine durchaus gelungene Ski-Verfolgungsjagd herangezogen wurde. Hier hat auch ein gewisser Klaus Kinski einen Gastauftritt, in dem er nicht mehr zu tun hat, als zwei Minuten lang in einer Seilbahn zu stehen und konspirativ dreinzublicken.
Und in den letzten Film-Minuten wird Glickenhaus gar zum Visionär, der in geradezu prophetischer Weise den Lauf der Geschichte vorweg nimmt: Unser Held hat nämlich den Ford Fiesta gegen einen Porsche getauscht, um in einem gewagten Autostunt über die Berliner Mauer zu springen. Die wird dabei ganz schön demoliert. Und nicht mal sieben Jahre später sollte sie tatsächlich abgerissen werden...
DER SÖLDNER ist ein Werk aus der filmischen Waffenkammer des Kalten Kriegers James Glickenhaus, der hier leider nicht das erwartete martialische Actionfeuerwerk abfackelt, sondern mit einem James Bond für Arme gepflegt aber doch langweilt. Lediglich die hübschen Stunts und Verfolgungsjagden machen den preisgünstig produzierten Streifen für den Achtziger-Action-Fan sehenswert. Allen anderen sei ohnedies abgeraten…