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Der Knochenmann

Der Knochenmann

THRILLER: A, 2009
Regie: Wolfgang Murnberger
Darsteller: Josef Hader, Josef Bierbichler, Birgit Minichmayr, Simon Schwarz

STORY:

Der Brenner (Josef Hader) arbeitet mittlerweile als Geldeintreiber für seinen Freund Berti (Simon Schwarz), der ihn in die tiefste steirische Provinz schickt, um einen Künstler namens Horvath ausfindig zu machen. Doch der Horvath ist spurlos verschwunden. Inzwischen verschaut sich der Brenner ein bissl in die resche Wirtin (Birgit Minichmayr) des rustikalen Landgasthauses "Löschenkohl", wo im Keller eine Knochenzerkleinerungsmaschine vor sich hin rattert. Was da alles reinkommt. Brenner staunt...

KRITIK:

"Geh nie mit einem Österreicher in den Keller!"
Unsere Nachbarn witzeln ja - der "engagierten" Chronikberichterstattung über spektakuläre heimische Kriminalfälle sei Dank - bereits über die sprichwörtlichen Abgründe der österreichischen Seele.
Vielleicht hätte auch der Brenner diesen Rat beherzigen sollen. Denn das, was da im Keller eines steirischen Wirtshauses vor sich geht, wird ihm den Appetit auf gebackenes Hühnerfleisch nachhaltig verderben, so viel ist sicher.

Die dritte Brenner-Verfilmung nach KOMM, SÜSSER TOD (2000) und SILENTIUM (2004) ist die beste bisher: Das Kreativ-Trio Wolfgang Murnberger (Regie), Wolf Haas (Buchvorlage, Drehbuch) und Josef Hader (Hauptdarsteller) hat alles richtig gemacht:

Der Brenner hat sich weiter entwickelt, aber nicht zuviel. Er ist immer noch ein liebenswerter, tragikomischer Grantler vor dem Herrn. Allerdings darf er diesmal ein bissl auftauen. Schuld daran ist Birgit Minichmayr, die mit ihrem ländlich-direkten Charme dem Brenner ordentlich den Kopf verdreht. Klar, dass damit der Schlamassel erst richtig anfängt.

Wie schon im Ö-Genre-Meilenstein IN 3 TAGEN BIST DU TOT 2 verlagert sich das blutrünstige Geschehen ins Private, in eine Familie. Die Hauptfigur gerät ahnungslos in einen Strudel aus Erpressung, Gewalt und Mord. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass die Sympathien des Publikums sehr lange in Richtung Täterseite gelenkt werden.

Ohne hier irgendwas spoilern zu wollen: In der beeindruckenden Gestalt des bayrischen Urviechs Josef Bierbichler hat Josef Hader einen verdammt starken und charismatischen Widerpart, der ihn beinahe an die Wand spielt.

Ebenfalls einprägsam: Die hauptberufliche Burgschauspielerin Birgit Minichmayr, die es hier sichtlich genießt, einmal "normal" - soll heißen: im Dialekt sprechen zu dürfen.

Womit wir bei einer kleinen Schwäche des Films wären: Minichmayr und Bierbichler mögen authentisch agieren und authentisch sprechen - aber der berüchtigte steirische Dialekt klingt doch ein bissl - ähm - rustikaler. Man merkt schon, dass der Film mit Blick auf den bundesdeutschen Markt sprachlich geglättet wurde. Stört aber nicht weiter. Der Schmäh mit dem durchgestrichenen "G" auf dem Ortschild von Bad Gleichenberg ist trotzdem sehr super...

Filmisch wird auf Kontinuität gesetzt: Murnberger inszeniert sehr routiniert, so dass die stattliche Laufzeit von 120 Minuten recht flockig vorbei geht. Die Sofa Surfers sorgen wieder für den prägnanten Score. Und der Blutgehalt ist auch nicht ohne.

Und wenn man, wie der Autor dieser Zeilen, selbst vom Land kommt, dürfte einem einiges verdammt bekannt vorkommen. Die von Testosteron und Bier dampfende, schaurige, beklemmende und gleichzeitig berührende Maskenball-Szene zum Beispiel. Aber seht selbst...

Der Knochenmann Bild 1
Der Knochenmann Bild 2
Der Knochenmann Bild 3
Der Knochenmann Bild 4
FAZIT:

Die dritte "Brenner"-Verfilmung ist die beste bisher: Ein höchst unterhaltsamer Film, der diverse österreichische Seelenkrankheiten in eine schwarzhumorige Mixtur aus Krimi-Groteske, Horrorfilm und Lovestory (ja, wirklich!) übersetzt.
In diesem Sinne: "I mog kane Hendln!"

WERTUNG: 8 von 10 Finger im Eisbeutel
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Dein Kommentar >>
Martin Drucker | 18.06.2013 03:28
"Der Knochenmann" ist ein Heimatfilm, der modern und politisch korrekt daherkommt, aber sämtliche verlogenen Klischees dieses Genres bedient.
Während die Wirklichkeit dermaßen ausschaut, dass Wirtshäuser am Land kaum mehr profitabel zu führen sind und die nächste Generation in den seltensten Fällen den Betrieb zu übernehmen gewillt ist, brettern im "Knochenmann" die Wirtsleute mit Porsche und sündteurem SUV die ach so verschneiten wäldlichen Landstraßen hinunter, dass es nur so scheppert, und der Junior ist ganz versessen darauf, das grindige Wirtshaus übernehmen zu dürfen, doch Papa lässt ihn nicht...
Auch darf die in diesen Filmen obligatorische Zwangsprostituierte nicht fehlen, die in diese ländliche Idylle gerettet wird und sich auch richtig darüber freuen darf.
Die Einzigen, die lustvoll grausamst gemeuchelt werden sind eh nur böse russische Zuhälter.
Mist!
>> antworten
a bloodred bird | 09.10.2009 20:47
immer wenn ich den josef bierbichler als
löschenkohlwirt seh, fällt mir "die zärtlichkeit der
wölfe" ein. jetzt gar nicht so sehr ulli lomels film, aber
der titel beschreibt den charakter des wirts und den
art, wie bierbichler angelegt hat für mich ganz gut.
wunderschön und rührend diese zärtlich-
phlegmatische gewaltbereitschaft.
>> antworten
6uellerBpanda | 18.09.2009 18:54
guter film aber auch ich finde das silentium um einiges besser ist. der film baut hauptsächlich auf tolle schauspieler auf. josef bierbichler als wirt hat mir da besonders gefallen. dennoch ein weiterer vorzeigefilm aus österreich.
>> antworten
Peppi | 09.04.2009 08:28
Also ich verstehe die Lobeshymnen leider gar nicht.
Hat mir Komm Süßer Tod nur bedingt gefallen, fand ich Silentium grandios.
Der Knochenmann .. seehr langweilig.
Dürftige Handlung die seicht dahinplätschert mit wenig guten Schmäh. Ein Film mit sehr guten Schauspielern (allen voran Hader) aber wenig Unterhaltungswert und dünner schwarzer Humor. Der Fim hat durchaus seine guten Momente, die aber eben äußerst rar gesät sind. Leider für mich eine große Enttäuschung. Ich hab nach dem Film gleich wieder das Wolf Haas Buch rausgekramt und zu lesen begonnen. Jaa und da war er wieder, der Spirit von Haas. Man kann und sollte eben nicht alles verfilmen..
>> antworten
Antoine Doinel | 08.04.2009 20:04
Ich kann mich den Lobeshymnen größtenteils anschließen. Der Knochenmann ist ein wunderbarer Unterhaltungsfilm, dem es gelingt Anspruch und Witz auf kongeniale Weise zu verknüpfen. Verglichen zu Silentium ist die auf wenige Tage konzentrierteHandlung weniger ausgefranzt und stringenter. Der Faschingsball bei dem es zum großen Showdown kommt erinnert an Blake Edwards.(the Party Vielleicht vermisse ich ein wenig Murnbergs fantasievolle Bildsprache die man bei Silentium (Brenner als Wutzelfigur oder mit Dornenkrone um Beispiele zu nennen) bewundern konnte. Aber dafür war bei dieser konzentrierten und in sich logischen Handlung wohl kein Platz.
Dies ändert nichts daran, dass auch ich neun von zehn in die Panierflüssigkeit gefallene Finger vergebe.

Wie es ausschaut wird der Film nicht das goldene Ticket(=mehr als 300.000) erreichen. Das finde ich ein wenig schade, und lässt darauf schließen, dass meist nur ganz seichte Filme(z.B. Mundl)
das ganz große Publikum erreichen.
>> antworten
Wolfgang | 26.03.2009 17:44
War schon Fan der ersten Teile aber der Knochenmann ist derart unterhaltsam und witzig, dass ich mir schwertue nicht zu sagen dass es für mich einer der besten Filme der letzten Jahre ist. Ich hab mich jedenfalls gefreut und kurz gefürchtet wie ein kleines Kind daher vergebe ich 9 von 10 herausgebackenen Punkten.
>> antworten
Rodja | 11.03.2009 19:42
Sptizenfilm. Meiner Meinung nach der nächste Kandidat, den wir zu den Oscars schicken sollten. ;-) Wenn man bedenkt, dass "Fargo" sieben mal nominiert war(und zwei bekommen hat).
>> antworten
Marlies Bacher | 10.03.2009 12:47
Auch aus weiblicher Sicht ist der Film echt empfehlenswert!
Komm süßer Tod fand ich schon ganz gut,
Silentium hat mir nicht mehr so gefallen,
der hier macht nun aber echt was her, weil neben der Krimi-Spannung, mehr schwarzer Humor drin ist und Charaktere diesmal find ich am feinsten ausgearbeitet sind.
Ich geb 9 von 10!
>> antworten
Harald | 06.03.2009 14:18
Hat jemand der ihn schon gesehen hat das Buch davor gelesen?

Weil manches das ich bis jetzt über den Film gelesen habe irritiert mich! Vorallem die Rolle der Minichmayr! Soweit ich mich erinner kommt der Charakter im Buch gar nicht vor sondern wird nur erwähnt!
Harald (von filmtipps :) | 06.03.2009 19:29
hallo, Namenskollege! Ich hab zwar das Buch nicht gelesen, wohl aber die Presseinfo und einige Interviews. Dort stand zu lesen, dass sie die Buchvorlage ziemlich stark modifiziert hatten...
Antoine Doinel | 07.03.2009 14:19
Ich freue mich auf diesen Film, von dem ich bis jetzt nur gutes gehört habe.

Wie schon Silentium scheint auch dieser Film sehr stark von der von mir geliebten literarischen Vorlage abzuweichen.Komm süßer Tod hält sich ja noch recht genau daran.
Im Buch wird Brenner von Löschenkohls Schwiegertochter engagiert, die aber bei seinem Eintreffen schon verschwunden ist. Im Film wird er von Berti damit beauftragt, Horwaths Auto abzuholen.Auch wurde der FC Klöch und alles was damit zusammenhängt, wie der 31. Ball in Form des Kopfes eines gegnerischen Stürmers, aus der Handlung gestrichen. Das Bordell befindet sich in Bratislava und nicht in Bad Radkersburg. Und den Berti gibt es im Buch natürlich auch nicht.


Harald | 09.03.2009 10:44
was ja sehr schade ist!

naja chance muß er trotzdem bekommen von mir!
>> antworten
Ralph | 18.02.2009 14:45
Ich freu mich schon!!!!!!!
Ralph | 10.03.2009 12:05
!!!!!!!!!!!!!Spoiler!!!!!!!!!

Hmm. Ich weiß nicht. War für einen Krimi nicht spannend genug und für ein Drama nicht anspruchsvoll genug. War einfach In 2 Tagen bist du tot2 meets Revanche. Und von der Liebesgeschichte bin ich auch ein bissi enttäuscht... Andrerseits war das ein österreichischer Film, soll heißen ein Film wie man ihn einfach nur in österreich macht (machen kann?). Die Sexszene (nicht künstlich, nicht grauslich, nicht kritisch, einfach echt), der Dialog der Bekifften(nicht künstlich, nicht grauslich, nicht kritisch, einfach echt) , dieses grindige Gasthaus (ich hab mir das damals beim Lesen viel schöner vorgestellt;-). Ich muss ja sagen, wenn ich das in vitro sehe, fühl ich mich immer so heimisch. Wenn ich dasselbe dann in Wirklichkeit sehe, bekomme ich die ärgsten Identitätsprobleme. Ich will keiner von denen sein... Ein österreichischer Film eben, da ist eigentlich alles egal. Das versteht man, ober nicht. Ich glaube ich verstehe es. Daher auch von mir 8/10 Dackelblicken
>> antworten
toxic | 17.02.2009 21:41
Die "Brenner-Filme" sind doch 'Komm, süßer Tod' und 'Silentium'?
Die fand ich beide gut, den zweiten besser, wei ich als Deutscher einfach wenig im ersten Teil verstanden hab, war zumindest anstrengend. Freu mich sehr auf den Film, hoffe der läuft auch in unseren Kinos.
Harald | 17.02.2009 22:50
yep, hab ich nachträglich eingefügt. der knochenmann sollte auf alle fälle den weg in eure kinos finden - interessanterweise gibt's im netz bislang ausschließlich kritiken aus deutschland. in österreich sind wir die ersten...
Rodja | 11.03.2009 19:43
In Deutschland läuft der Film auch schon viel länger als in Österreich. Dort hatte er schon bei der Berlinale Premiere.
>> antworten
Nic | 17.02.2009 20:17
der trailer macht jedenfalls keinen besonderen eindruck. würde mich nicht wundern wenn sich die mitwirkung haders als der alleinige grund herausstellt den film überhaupt anzusehen.
we'll see :)
mehr als 7/10 ist kaum realistisch :p
Harald | 17.02.2009 22:52
minichmayr und bierbichler sind auch extrem gut. wie schon gesagt: imho der beste brenner-film bislang
Nic | 06.03.2009 20:29
hattest recht, der kann sich sehen lassen. nicht perfekt, aber sehr gut für AT-Verhältnisse. 8/10
Alex | 14.03.2009 13:24
Leider hat dieser Film meine -zugegebenermaßen - sehr hohen Erwartungen bitter enttäuscht. Ich mag Haas, Hader, Murnberger, die Sofa Surfers, trotzdem habe ich diesen Film als langatmig empfunden. Nicht wirklich spannend, nicht wirklich anspruchsvoll, nicht wirklich lustig.
"Komm, süßer Tod" war ein sehr guter Film, "Silentium" ein Thriller von internationalem Format und meiner Meinung nach einer der besten österreichischen Filme der letzten 20 Jahre aber dieser Film konnte mich nicht begeistern.......
wolfgang | 28.03.2009 00:36
darf ich fragen welche filme du lustig findest ? magst du slapstick ?
>> antworten