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Der Biss der Schlangenfrau

Der Biss der Schlangenfrau

OT: The Lair of the White Worm
HORROR: GB, 1988
Regie: Ken Russell
Darsteller: Amanda Donohoe, Peter Capaldi, Hugh Grant, Catherine Oxenberg

STORY:

Der Archäologiestudent Angus gräbt auf dem Hof der beiden Schwestern Eve und Mary den Schädel eines riesigen Reptils aus. Damit erwacht in der ländlichen Grafschaft ein uralter satanischer Kult wieder zum Leben. Die dämonische wie verführerische Lady Sylvia hat sich schon die jungfräuliche Eve ausgeguckt - als Menschenopfer für ihre Monsterschlange…

KRITIK:

Der britische Regieexzentriker Ken Russell hat Anfang der Siebziger mit seinem die Besessenen von Loudon betreffenden DIE TEUFEL ein bisschen das Feld der (seriösen) Nunsploitation beackert, dann Musikfilme über MAHLER und TOMMY gedreht, bevor er uns zusammen mit William Hurt auf einen HÖLLENTRIP geschickt und in GOTHIC von einer denk- wie merkwürdigen Nacht auf einem Genfer Schloss berichtet hat.

In DER BISS DER SCHLANGENFRAU hat sich Russell dem letzten Roman von DRACULA-Schöpfer Bram Stoker angenommen. Wobei er die klassische Schauermär aus dem Jahr 1911 recht frei interpretiert und nur deren Titel The Lair of the White Worm und einige Motive entlehnt, ansonsten aber einen vor grimmigen Witz sprühenden sexy-gotteslästerlichen Horrorkultfilm in unsere Stuben zimmert.

Dabei wirkt der Humor nur in den ersten paar Minuten bemüht. Denn spätestens wenn Amanda Donohoe in der verführerischen Gestalt der diabolischen Lady Marsh die Bühne betritt, mutiert er - der Humor- in eine herrlich gemeine, tiefschwarze Köstlichkeit. Dann hagelt es auch Süßigkeiten in den Geschmacksrichtungen blasphemisch (Donohoe spuckt buchstäblich Gift und Galle gegen ein an der Wand hängendes Kruzifix - und trifft bezeichnenderweise des Heilands Lendenschurz), blasphemisch (In den halluzinatorischen Flashbacks zurück in die Römerzeit betritt Russell dann noch einmal nonnenschändendes Terrain wie dereinst mit DIE TEUFEL) oder eben blasphemisch (Wenn Donohoe spöttisch über die Keuschheit der Nonnen und dem "impotenten Gott" referiert).

Auch wenn sich das jetzt alles ganz schrecklich anhört und das Beharken von Heidenkult und Christentum in der Landeier-Gotik von Hinterdupfingenshire, GB tatsächlich den zentralen Part der Handlung einnimmt, erzählt uns Sir Russell die ironisch-böse Mär stets mit einem Augenzwinkern und garniert sie mit lustig-grotesken Einfällen.

Und einem großzügigen Maß Sex. Personifiziert in Amanda Donohoe; für die Schwiegermütter gibt es übrigens Hugh Grant zum Schmachten - Jahre vor Liz Hurley, Prostituiertenblowjobs und Buße tun mit Romantikkomödien spielt er einen blasierten, aber nicht unsympathischen Landadeligen. Aber wir waren bei Amanda Donohoe und jetzt weiß ich wieder wen meine Mutter immer verflucht hat, weil sie in meiner Teenagerzeit jeden Morgen das Bett neu beziehen musste…

Wenn sie - Amanda Donohoe, nicht meine Mutter - mit kleinen Pfadfinderbuben zunächst "Schlange und Leiter" und anschließend neckische Spielchen in der Badewanne spielt; wenn sie hohe Stiefel aller Couleur, Opferzeremonienumschnalldildos und andere Fetische spazieren trägt; ja sogar wenn sie ganz ordinär nackig unter der Sonnenbank liegt - dann ist das die satanischste Versuchung seit Erika Blanc in DEVIL´S NIGHTMARE. Und die Dame ist nicht nur scharf; sie ist mit ihren fiesen Sprüchen auch für einige dreckige Lacher gut.

Was erwartet uns sonst noch in diesen 89 nie langweiligen Minuten? - Vampiristische Schlangenfrauen. DENVER CLAN-Blondchen Oxenberg als Jungfrauenopfer. Antichristliche Halluzinationen mit kleinen Absackern gen Nunsploitation. Eine trashig-charmante Monsterschlange. Eine Langspielplatte mit dem Titel "Türkische Beschwörer". Mit Mungos und Dudelsäcken gegen die Schlangenmenschenbrut. Pechschwarzer Humor. Groteske Ideen. Kleine Splattereinlagen. Amanda Donohoe, Amanda Donohoe und noch mal Amanda Donohoe.

Im Verbund ist dies für mich fast schon eine gefühlte 10, aber mit angezogener Euphoriebremse und etwas kritischeren Blick bleiben unter dem Strich immer noch angemessene neun Punkte. Ja, what the f…?!? - Imdb- Durchschnittspunktzahl: Fünfeinhalb? - Klar! Ihr könnt uns - also Ken, Amanda und mich - auch mal gerne im Mondschein besuchen!

Der Biss der Schlangenfrau Bild 1
Der Biss der Schlangenfrau Bild 2
Der Biss der Schlangenfrau Bild 3
Der Biss der Schlangenfrau Bild 4
Der Biss der Schlangenfrau Bild 5
Der Biss der Schlangenfrau Bild 6
Der Biss der Schlangenfrau Bild 7
FAZIT:

Mit den Jahren ist Meister Russells seinerzeit etwas unbeachtet gebliebener satanischer Schlangenspaß endgültig zum Kultfilm gereift…- DER BISS DER SCHLANGENFRAU strotzt nur so vor bitterbösem Witz, grotesken Ideen und genüsslichen Blasphemien. Ein Film, den jemand, der sich laut Horoskop ohnehin kategorisch zum Obskuren hingezogen fühlt, einfach lieb haben muss. Zumal die ultra-laszive Amanda Donohoe hier ein paar schöne Fetische spazieren trägt…

WERTUNG: 9 von 10 Phallussymbolen
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
Thomas Vogt | 06.01.2019 18:57
Guter film.krasseste Szene als die Schlangenfrau dem jungen bub in der Wanne einen blasen tut und ihm sein Glied abbeisen tut.
>> antworten
Helly | 22.04.2014 13:09
Nicht erwähnt wurden in der Kritik die Träume des Helden, zum Beispiel die Verführungsszene durch 2 Stewardessen im Flugzeug (Amanda Donoheoe natürlich wieder viel lasziver als die brave Catherine Oenberg) - visuell gestaltet wie ein guter 80er-Jahre Videoclip.
>> antworten
Erich | 10.08.2011 20:31
Und vor allem: Ich habe das Buch gelesen und das irgendein Regisseur aus dieser zwar originellen, dennoch äußerst schlechten Vorlage irgendetwas Gutes rausquetscht und das noch in dem Maße, konnte nur Ken Russell gelingen.
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