OT: The Other Man
THRILLER: USA, 2008
Regie: Richard Eyre
Darsteller: Liam Neeson, Antonio Banderas, Laura Linney, Romola Garai, Craig Parkinson
Peter (Liam Neeson) war der Meinung dass er die perfekte Ehe führte. Bis Lisa (Laura Linney), seine Frau, auf einmal nicht mehr da war. Und mehr und mehr darauf hindeutet, dass es noch einen anderen Mann (Antonio Banderas) in Lisas (Liebes)-Leben gab. Peter macht sich auf die Suche nach seinem Nebenbuhler und lässt sich damit auf ein gefährliches Spiel ein..
KRITIK:"Der Andere" beginnt mit Bildern aus einer Jet-Set Welt. Ein großer See irgendwo in Europa, ein Motorboot, das darüber flitzt, eine exklusive Modenschau, ein Abendessen in einem pickfeinen Restaurant. Man sieht sofort: Peter und Lisa haben es geschafft. Sie haben Geld, sehen für ihr Alter noch relativ gut aus und die wohlerzogene Tochter ist auch schon aus dem Haus. Doch der Schein trügt. Hinter der glänzenden Oberfläche liegt noch so manches verborgen, was man auf dem ersten Blick nicht sieht.
Soweit so gut. Das viele Dinge auf dem ersten Blick nur schöner Schein sind, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Nur leider entpuppt sich der Film bei weitem nicht so raffiniert wie er sich gerne geben würde. Zumindest ist das mein Eindruck. Der Klimax am Ende des Films kam für mich alles andere als überraschend. Zugegeben, andere Rezensenten mögen das vielleicht anders sehen, doch ich empfand das "Mysterium" alles andere als gut kaschiert. Leider ist das nicht das einzige Mal, an dem man den Film auf die falsche Fährte nicht so recht folgen mag. Die meisten Dinge sind einfach viel zu offensichtlich und man ärgert sich ab und wann über die Protagonisten, weil sie einfach viel zu lange brauchen um das Offensichtliche zu erkennen.
Trotz alledem bleibt man am Film dran. Vielleicht weil man wissen will, wohin das alles führt. Oder weil einem die Bilder gefallen. "Der Andere" ist wirklich schön abgefilmt. Mailand wurde schön in Szene gesetzt und auch ansonsten mag der Film inszenatorisch zu gefallen.
Regisseur Richard Eyre, der sich mit Filmen wie Tagebuch eines Skandals einen Namen gemacht hat, hat sicherlich einen außergewöhnlichen Film geschaffen. Er lässt sich Zeit für seine Inszenierung, wagt es sogar seine Schauspieler bei einem Schachspiel(!) aufeinander prallen zu lassen. Es sind solche Momente in denen Eyre glänzen kann. Er versteht es seine Schauspieler richtig in Szene zu setzen, lässt sich Zeit mit seiner Erzählung.
Am stärksten ist der Film immer dann, wenn er beinahe schon kammerspielartig, seine Darsteller aufeinander prallen lässt. Vor allem Liam Neesons Performance eines Mannes, der sich zunehmend im permanenten Ausnahmezustand befindet, bleibt in Erinnerung. Aber auch Antonio Banderas bleibt positiv in Erinnerung. Er passt auch einfach perfekt für die Rolle als aalglatten Aufschneider.
Wie schon bei Tagebuch eines Skandals versuchte Eyre sich wieder an einer Literaturverfilmung. "Der Andere" passiert auf einer Kurzgeschichte von Bernhard Schlink, der auch schon die literarische Vorlage zu "Der Vorleser" geschrieben hat.
Und dennoch. Im Vergleich zu "Tagebuch eines Skandals" zieht "Der Andere" dann doch den kürzeren. War "Tagebuch eines Skandals" ein Film der einen aufzuwühlen vermochte, einen länger Beschäftigte und keine Längen aufwies, weist "Der Andere" vor allem zu Anfang doch über einige Längen auf. Außerdem wirkt der Film hin und wieder auch nicht ganz rund.
In "Der Andere" lässt Regisseur Richard Eyre Liam Neeson und Antonio Banderas aufeinander prallen. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Bernhard Schlink schuf er ein interessantes Thriller-Drama, das auf der Thriller-Seite zwar weniger, dafür jedoch auf der Drama-Seite wieder mehr überzeugen kann. Ein zweites "Tagebuch eines Skandals" ist "Der Andere" zwar nicht geworden doch nicht zuletzt aufgrund der Darsteller lohnt sich der Film für Leute die sich auch an ruhigen Inszenierungen nicht stören, allemal.