FILMTIPPS.at - Die Fundgrube für außergewöhnliche Filme

www.filmtipps.at
GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Der 13. Krieger

Der 13. Krieger

OT: The 13th Warrior
ABENTEUR: USA, 1999
Regie: John McTiernan
Darsteller: Antonia Banderas, Omar Sharif, Diane Verona

STORY:

Der arabische Edelmann Ahmed Ibn Fahdlan wird durch eine Affäre zum Botschafter "hinwegbefördert" und trifft auf eine Horde Wikinger, die in ihm den 13. Krieger sehen, der vonnöten ist um gemeinsam das Reich des Königs Hrothgar vor den bestialischen sogenannten Wendol zu retten.

KRITIK:

DER 13. KRIEGER gehört meiner bescheidenen Meinung nach zur Reihe der zu unrecht gescholtenen, verkannten und bald vergessenen Filme, deren Potential aus jedem Zentimeter Filmrolle so heftig zutage tritt, dass man ihm seine offenkundigen Schwächen einfach verzeihen muss.

Vor allem die Beteiligung von Filmemacher John McTiernan, der in meinen Augen wirklich beste Actionregisseur (Sorry John Woo, Sam Peckinpah und wie ihr alle heißt), war für mich schon immer ein Grund mit einer gewissen Vorfreude ins Kino zu gehen, zumindest bis BASIC kam, denn mit diesem Film und danach war McTiernan irgendwie nicht mehr der Selbe.

Vielleicht findet man die Gründe dafür in vorliegendem Werk, aber eins nach dem anderen.

DER 13. KRIEGER muss auf dem Papier wohl großartig gewirkt haben. Der erfolgreiche, aber schon etwas zurückliegende BRAVEHEART machte Lust auf mehr aus diesem Genre, Antonio "Zorro" Banderas war gerade dabei sich in Hollywoods erste Darstellerriege einzufügen und der Regisseur galt als ausgewiesener Kenner seines Genres, der seit Stirb Langsam in den späten 80er Jahren noch keinen Film auf Sand gesetzt hatte, zumindest auf künstlerischer Ebene.

Und auch DER 13. KRIEGER scheint in der Tradition der ernstzunehmenden A-Klasse Actionfilme aus Hollywood zu stehen, mit seiner behutsamen Darstellung der Wikingerkultur, die vor allem den grandios gecasteten Darstellern zu verdanken ist und einem atemberaubend authentischen Setdesign, das bisher weder von HERR DER RINGE (im zweiten Teil) noch von OUTLANDER, die denselben Kulturkreis portraitierten, übertroffen werden konnte.

Daneben glänzt aber auch McTiernans Handschrift mit seiner mobilen Kamera und der Vermeidung von Computertricks, wo atemberaubende Bildern in fantastischer Landschaft eine filmische Atmosphäre entwickeln, die man so in Filmen dieser Größe leider nicht so oft zu sehen kriegt. Leider werden wir nur niemals erfahren wie gut dieser Film wirklich hätte sein können, da er, vom Regisseur als Werk für Erwachsene geplant, bei den Testscreenings durchfiel und von den Verantwortlichen gemeinsam mit Michael Chrichton, der die Romanvorlage erarbeitet hatte, eine Mischung aus der Beowulf-Sage und den historischen Handschriften des tatsächlichen Ibn Fahdlan, zerstückelt und teilweise nachgedreht wurde.

Und so fällt es auf, dass dieser Film, der in seiner ersten Hälfte einem feinen Erzählrhythmus folgend uns mit den Augen des zivilisierten Botschafters ausgestattet in die faszinierend-barbarische Welt der Wikinger eintauchen lässt, in seiner zweiten Hälfte auf einmal zur völlig unmotivierten, handlungslosen Blutbrühe verkommt, die sich einen Dreck um so manchen angefangenen Erzählstrang schert. Aus dem morbiden Epos wird ein Actionfilm geschnitten.

Regisseur McTiernans Vision, der grundsätzlich "von seinen Helden ein Mindestmaß an Menschlichkeit und emotionaler Intelligenz abverlangt", wie der Filmgelehrte Georg Seeßlen schreibt, und damit den modernen, auch noch heute gültigen Actionhelden als Reaktion auf die Kampfmaschinen der Achtzigerjahre erfunden hat, wurde hier mutwillig zerstört, das geringe Einspielergebnis tat sein übriges um seinen Ruf in Hollywood nachhaltig zu beschädigen. Und wirklich: Nach seinem nächsten Film "Die Thomas Crown Affaire" machte sich ein sichtbarer Abwärtstrend bemerkbar. Aber auch Hauptdarsteller Antonio Banderas ist seitdem wieder ziemlich abgemeldet und dümpelt in den letzten Jahren sowieso nur in Direct-to-DVD Filmchen dahin. Omar Sharif war überhaupt so enttäuscht, dass er sich einige Zeit aus dem Filmgeschäft zurückzog.

Ich finde DER 13. KRIEGER und alle seine Beteiligten haben das nicht verdient, denn der Film ist trotz seiner offenkundigen Schwächen immer noch weit über dem durchschnitt der meisten andern ähnlich gelagerten, mittlerweile computertrickverseuchten Schlachtplatten.

Symptomatisch für die Verkennung dieses Werkes erscheint mir eine oftmals gelesener Kommentar zu diesem Film, auch in professionellen Kritiken (!), wo sich Leute darüber mokieren, dass Antonio Banderas über Nacht die Sprache der Wikinger lernt. Dazu kann ich nur sagen: Wer zu blöd ist einfachste erzähltechnische Kunstgriffe adäquat zu dekodieren, der soll sich lieber die Teletubbies anschauen, da kann dann wirklich jeder der Handlung folgen.

Der 13. Krieger Bild 1
Der 13. Krieger Bild 2
Der 13. Krieger Bild 3
Der 13. Krieger Bild 4
Der 13. Krieger Bild 5
FAZIT:

DER 13. KRIEGER ist ein, trotz aller Verstümmelung, guter, ungewöhnlicher und letztlich angenehm altmodischer Abenteuerfilm aus der faszinierenden Welt der Wikinger, der vor allem Ästheten von hoher filmischer Qualität überzeugen sollte. Was bleibt ist auf einen Director's Cut zu warten, den es aber womöglich niemals geben wird, da es heißt das Material wurde vernichtet. Schweine!

WERTUNG: 7 von 10 Totessern
TEXT © Ralph Zlabinger
OK? MEHR DAVON:
Mehr Historisches, Phantastisches und Epochales auf FILMTIPPS.at
Die Fahrten des Odysseus
Die Fahrten des Odysseus
PEPLUM: ITALIEN, 1954
9/10
Der silberne Planet
Der silberne Planet
SCIENCE-FICTION: POLEN, 1977
9/10
Kampf der Titanen
Kampf der Titanen
ACTION: USA, 2010
4/10
Apocalypto
Apocalypto
ACTION: USA, 2006
6/10
Alexander - Revisited
Alexander - Revisited
EPOS: USA, 2004
9/10
10.000 BC
10.000 BC
FANTASY: USA, 2007
4/10
Noch mehr davon >>
Dein Kommentar >>
Randle P. McMurphy | 15.04.2010 10:40
Ich weiß jetzt nicht ob ein bischen mehr Splatter
dem Film nicht mehr geschadet hätte - denn seine
Stärken zieht er woanders her. Spannung. Action.
Zuletzt die Schauspieler welche den durchweg intelligent gestalteten Charaktern Leben einhauchen.

8/10 Leichen ohne Köpfe
>> antworten
Chris | 13.12.2009 15:48
Also, die Review unterschreib ich sofort. Sehr unterhaltsames Wikinger+Antonio vs. Die die ihre Toten essen.Ein Film, den man immer wieder gerne mal in den Player legt.
Chris | 13.12.2009 15:49
Edit: Die ihre Toten essen
>> antworten
Andreas Berger | 13.12.2009 12:37
interessant. ich wußte nicht ob der beschneidungen. dennoch mag ich den film sehr. während ich braveheard ausschließlich wegen der blutigen kampfszenen mochte, konnte mich der 13te krieger auch story-mäßig voll überzeugen. ansehen!

6 von 10 arabische wikinger
>> antworten