ANIMATION/FANTASY: USA, 2007
Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Ray Winstone, Angelina Jolie, Anthony Hopkins, Crispin Glover
Etwas ist faul im Staate Dänemark, die Dämonen gehen um, der schon etwas altersschwache König Hrodgar weiß sich nicht zu helfen, aber zum Glück ist Held Beowulf zur Stelle und besiegt den schlimmsten Unhold Grendel. Aber gerade dadurch fangen die wirklichen Probleme erst an, da die Dämonenmami des Unholds jetzt mächtig sauer ist...
KRITIK:Der Trailer zu Beowulf sah eigentlich furchtbar aus. Das Gezeigte wirkte unspektakulär und billig, einfach schlecht. Aber es gibt mindestens vier gute Gründe sich diesen Film trotzdem anzusehen:
1.) Wir erleben eine kleine technische Revolution. Die hier angewandte Motion Capture Technik hat wieder einmal einen Sprung nach vorwärts gemacht: Es heißt, wir würden computeranimierte Menschen so real wie niemals zuvor erleben.
2.) markiert dieser Film vielleicht die Rückkehr zum 3D Kino (James "Titanic, Terminator" Camerons nächster Film wird auch in 3 D sein), also empfehle ich auch den Film in einem Kino anzusehen, die diese Technik anbieten, das ist wirklich ein ganz anderes Gefühl.
3.) Diese melancholische Grundstimmung im Trailer und ein Anthony Hopkins der mit seiner weisen Stimme flüsterte: "She is not my curse, not anymore." Alleine diese Stimme erzeugt bei mir großes Kino.
4) Überdies ist es einmal interessant von der Sage des Beowulf (ein kurzer Überblick über Inhalt, Rezension und Wirkung findet sich auf Wikipedia) überhaupt einmal etwas zu erfahren, denn ich spekuliere jetzt mal darauf, dass viele Menschen zwar den Titel kennen, aber über den Inhalt dieses bedeutenden Epos nicht Bescheid wissen. Oder bin ich der Einzige der die Verfilmung mit Christopher Lambert von 1998 nicht gesehen hat;-)
Und 5.) natürlich ein Regisseur, der sein Handwerk versteht. Die Rede ist von Robert Zemeckis, der mit Contact und Forrest Gump zwei der großartigsten Filme der Neunziger Jahre abgeliefert hat. Zudem sind seine Arbeiten stets formal bestechend und angenehm verspielt. Mitunter sehr zur Freude von Hitchcock-Fans, mit dessen Stilmitteln er gerne jongliert und auch von Spielberg-Freunden, da auch er wohl auch unter dem sogenannten Peter-Pan-Syndrom zu leiden scheint:
Auch wenn sich Robert Zemeckis trefflich auf grundernste Filme versteht, lässt er gerne mal die Sau heraus und dreht lupenreine Unterhaltungsfilme, die angenehm hervorstechen.
Und genau das tut Beowulf. Der Film ist sicherlich kein Meisterwerk, aber er unterhält angenehm, hat seine Momente sowohl für Drama- als auch für Actionfans.
Genau das könnte aber das Problem vieler Kritiker beziehungsweise Zuseher sein. Einerseits haben wir es mit einem waschechten B-Movie zu tun, das an eine Mischung aus The 13th Warrior und 300 erinnert, aber mehr Spaß macht, weil man es bedenkenlos (ohne innere Faschismusabwehrreaktionen) genießen kann.
Andererseits gibt es da einige (wenige) gute Charakterszenen über das Alter, Liebe und Ehe, über Krieg usw., die das actionorientierte Publikum eher als Durchhänger empfinden wird. Aber vielleicht werden einige Zuseher (zu denen ich mich zähle) gerade diese angenehme Mischung aus erhabener Ruhe und krachender Action als reizvoll empfinden. Und ich schwöre der finale Kampf mit dem Drachen ist die aufregendste Actionszene des Jahres.
Computeranimiertes Heldenepos, das zwischen still-melancholischem Abgesang und B-Movie-Getöse mit verdammt furiosen Actionszenen pendelt. Kann man sich ansehen, wenn man nicht zu hohe Erwartungen hat...
PS: Wer den Stoff lieber traditionell aufbereitet sehen möchte,
sollte in der Videothek nach Beowulf and Grendel (2005) fragen.