GIALLO: I, 1969
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Carroll Baker, Jean-Louis Trintignant, Erika Blanc, Horst Frank
Der vermögende Lebemann Jean ist nicht mehr glücklich in seiner Ehe mit der schönen Danielle. Als er die betörende Nicole trifft, stürzt er sich in eine Affäre, die sich als äußerst gefährlich erweist. Nicole wird in Gestalt des kaltblütigen Klaus von einem schwarzen Schatten aus der Vergangenheit verfolgt und der ist offenbar nicht der einzige, der Böses im Schilde führt …
KRITIK:In diesem Fall sollte allein die Aufzählung einiger Namen und Daten genügen, um das Herz des wahren Giallo-Connaisseurs mit Sehnsucht zu erfüllen: Eine italienisch- französisch-deutsche Koproduktion aus dem Jahr 1969. Regie: Umberto Lenzi. Mit Carroll Baker, Jean-Louis Trintignant, Erika Blanc, Horst Frank und Helga Liné. Das Drehbuch stammt von Ernesto Gastaldi und die (mit Ausnahme des schmalzigen Titelsongs tolle) Musik von Riz Ortolani.
Genrefans wissen Bescheid: So ein Film muss ohne Wenn und Aber in die Sammlung. Allerdings wäre es schön, wenn mal ein Label die überfällige Alternative mit deutschen oder englischen Untertiteln zur italienischen DVD aus dem Hause Dania bieten könnte. Aber nun vom flammenden Appell zum Film:
COSÌ DOLCE…COSÌ PERVERSA - SO SWEET, SO PERVERSE… Trefflicher und charakteristischer kann man einen Giallo wohl kaum betiteln; auch wenn sich die Perversionen in dieser frühen Phase des Genres noch in Grenzen halten; schließlich war 1969 noch ein bisschen Zeit bis zu SCHÖN, NACKT UND LIEBESTOLL, IN THE FOLDS OF THE FLESH oder gar dem NEW YORK RIPPER…
Dennoch ein köstlicher Titel zu einem feinen Film. Schließlich ist COSÌ DOLCE… COSÌ PERVERSA ein früher, nicht minder edler Hochglanzthriller von Umberto Lenzi, der ganz in der Tradition von dessen PARANOIA steht, aber nicht nur wegen Hauptdarstellerin Carroll Baker auch an Romolo Guerrieris SWEET BODY OF DEBORAH erinnert. Wie dieser geht auch COSÌ DOLCE… COSÌ PERVERSA was Ausstattung, Style und Mode angeht auf ästhetische Weise ganz im damaligen Zeitgeist auf. Den geneigten Zuschauer erwartet in der ersten Stunde visuell und akustisch ein Fest für die Sinne. Und auch eine unvermittelt kommende Trip-artige Sequenz, in welcher Horst Frank als blonder, sinistrer Vergewaltiger Klaus recht rüde die Brust von Carroll Baker anpacken darf…
Ein überraschender urtypischer Gastaldi-Plottwist setzt nach zwei Dritteln ein Ausrufezeichen, welches aber in der Folge ziemlich einsam bleibt. Einmal leicht geknickt erholt sich der Spannungsbogen von COSÌ DOLCE… COSÌ PERVERSA nicht mehr so richtig und bis zum Finale mangelt es den undurchsichtigen Dreiecksbeziehungen und doppelten Spielchen dann doch ein bisschen an wirklichen Höhepunkten. Das eindrucksvolle Starensemble hält den Film aber selbst in den schwächeren Momenten spielend im grünen Bereich, so dass Genrefans trotzdem jeden Moment des mörderischen Double Plays genießen werden.
Carroll Baker, Jean-Louis Trintignant, Erika Blanc und Horst Frank betreiben mörderisches Doppelspiel…- Style und Plot lassen keinen Zweifel daran: Hier haben wir einen von Umberto Lenzis frühen, edlen Hochglanz-Thrillern auf dem Schirm. Mancoris Bilder und Ortolanis Musik schmeicheln lange unseren Sinnen und trösten zusammen mit dem handverlesenen Starensemble darüber hinweg, dass COSÌ DOLCE… COSÌ PERVERSA nicht der Rasanteste unter Lenzis Gialli ist.