ACTION/THRILLER: USA, 1973
Regie: Jack Hill
Darsteller: Pam Grier, Booker Bradshaw, Sid Haig
Krankenschwester Coffy will diejenigen zur Strecke bringen, die ihre minderjährige Schwester zu einem Drogenwrack gemacht hatten: Mit einer abgesägten Schrotflinte geht Coffy auf Rachefeldzug - und muss festzustellen, dass jemand, dem sie vertraut hatte, mit den Gangstern unter einer Decke steckt ...
KRITIK:"This is the end of your rotten life, you motherfuckin dope pusher!"
Was für ein wunderschöner Eröffnungssatz! Und im nächsten Moment zerplatzt der Schädel des besagten Drogendealers wie eine Wassermelone...
Vorhang auf für DEN Film, der den Ruf der Blaxpolitation-Ikone Pam Grier begründete.
Der Plot findet bequem auf einem Bierdeckel Platz: Eine Frau nimmt Rache.
Liberale Weicheier (wer die Ironie findet, darf sie behalten) werden natürlich einwenden, dass das Selbstjustiz-Kino der Siebziger den reaktionären Gegenentwurf zum linksliberalen Spirit des New Hollywood darstellt. Fakt ist aber, dass Regisseur Jack Hill hier zumindest den Versuch unternimmt, ein klein wenig Sozialkritik einzustreuen.
Unbestrittener Star des Films ist Pam Grier, die bekanntlich von Quentin Tarantino aus der Versenkung geholt wurde.
Ihre Coffy war der erste weibliche Racheengel der Filmgeschichte - und der sexieste und coolste obendrein.
Aber auch in den dramatischen Momenten wirkt Pam Grier nicht überfordert, was für ihre schauspielerische Klasse spricht.
Die Schrotflinte setzt sie genau effizient ein wie ihre weiblichen Reize.
Da trifft es sich gut, dass sich die Bösewichte allesamt als dumpfe, schwanzgesteuerte Machos erweisen,
deren Gehirn auf Standby schaltet, sobald das Blut in der Hose gebraucht wird ...
Mr. Veltroni zum Beispiel. Der Mann, dessen exotischer Akzent auf italienische Abstammung schließen lässt,
leitet ein gut gehendes Drogensyndikat. Obwohl er aussieht wie eine bekiffte Mischung aus Eros Ramazotti
und "Weird Al" Yankovic, ist mit ihm ist nicht zu spaßen:
"I have been told that you're a dangerous man, Mr. Veltroni. I like that!", schnurrt Coffy den Italo-Gangster an. Und sie sollte recht behalten, denn in der nächsten Szene macht Mr. Veltroni klar, wie er sich die erotische Zusammenkunft vorgestellt hätte:
"Get down on the floor where you belong, you no-good, dirty nigger bitch! Crawl on the floor, you black trash!"
Ja, man kann getrost behaupten, dass dieser Mann mit den Idealen der Emanzipation wenig vertraut ist.
Und dafür wird er noch bitter büßen, so viel darf verraten werden...
Man merkt schon: Coffy ist violent entertainment in seiner reinsten Form:
Mit Sex und Gewalt wird wahrlich nicht gespart (auch wenn ersterer in vergleichsweise züchtigen Bahnen verläuft;
also keine Full Frontal-Aufnahmen). Der Härtegrad ist jedenfalls nicht ohne;
es wird mit erstaunlichem graphischen Einfallsreichtum gestorben.
Inszenatorisch gibt's wenig zu meckern: Der Film ist spannend und technisch einwandfrei in Szene gesetzt,
die 90 Minuten vergehen ziemlich flockig (auch wenn ein klein wenig mehr Action nicht geschadet hätte).
Unbestrittener Höhepunkt ist ein von Coffy angezettelter Catfight unter einer Gruppe Luxus-Callgirls,
in dessen Verlauf sich die Akteurinnen von ihrer Oberbekleidung trennen - sehr zur Freude der umstehenden Macho-Primaten (und wohl auch der Zuseher :-) Ein echter Magic Moment!
Magisch ist auch der Soundtrack - aber als Blaxploitation-Fan weiß man das eh. In Tarantinos Jackie Brown wurden einige Stücke aus Coffy "recycled".
1973 fegte Pam Grier als Racheengel Coffy über die Leinwände. Einer der größten Erfolge der Blaxploitation-Welle, der bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat: Jede Menge Sex und Gewalt, coole Posen, unfassbare Sprüche und ein mitreißender Soundtrack. In diesem Sinne: "Watch out, she's gonna wanna kick your ass!"