OT: Where the Buffalo Roam
KOMÖDIE: USA, 1980
Regie: Art Linson
Darsteller: Bill Murray, Peter Boyle, Bruno Kirby, Rene Auberjonois
Der gefürchtete Redaktionsschluss bereitet Star-Journalist Hunter S. Thompson (Bill Murray) mal wieder schlaflose Nächte, als er für eine Reportage über den Super Bowl 1972 recherchiert. Sein Freund und Anwalt Lazlo (Peter Boyle) muss derweil wegen Beleidigung des Gerichts für vier Jahre hinter Schloss und Riegel. Viele Abenteuer, Reportagen und Drogenexzesse später kreuzen sich die Wege von Hunter und Lazlo erneut. Ersterer will seinen Erzfeind Richard Nixon journalistisch fertig machen. Zweiterer ist eher ein Mann der Tat und plant den bewaffneten Volksaufstand. Chaos reigns, sozusagen Â….
Bill Murray als Hunter S. Thompson. Allein diese Information sollte Euch, liebe Filmtipps-Leser und somit Freunde des zeitgenössischen Gonzo-Journalismus, die Freudentränen in die Augen treiben. Und den DVD-Kauf-Reflex auslösen.
Der Film basiert lose auf möglicherweise authentischen Erlebnissen Thompsons, die chronologisch nachzuerzählen mich jetzt vor gewisse Probleme stellt. Soll heißen: So etwas wie eine Geschichte existiert nicht; der Film besteht aus lose aneinander gereihten episodenhaften Sketches, zusammengehalten durch das geniale Duo Bill Murray und Peter Boyle.
Tatsächlich hat Bill Murray viel Zeit mit dem schon zeitlebens zum Mythos gewordenen Journalisten, Reporter, Autor, Acidhead und Bürgerschreck Hunter S. Thompson verbracht.
Murray ist sowieso die Wucht auf Stelzen und sorgt hier als das verstrahlte Alter Ego Hunter S. Thompsons für genau jene Art von knochentrockenen, anarchischen Humor, der später sein Markenzeichen werden sollte. Peter Boyle gibt quasi die "böse" Seite des Kult-Autors, den exzessiven, mehr wahnsinnigen denn genialen Anwalt mit höchst eigenwilligem Rechtsempfinden. Außerdem sieht er am DVD-Cover aus wie der junge Stefan Weber (Drahdiwaberl, für die Spätgeborenen ;-)
Hunter selbst hat am Drehbuch mitgeschrieben und stand dem Filmprojekt als künstlerischer Berater mit Rat und Tat (was auch immer das bedeutet haben mag) zur Seite. Regie führte ein gewisser Art Linson, der sich später als Produzent von Filmen wie FIGHT CLUB oder HEAT einen Namen machte.
Der Film ist nicht perfekt. Anfangs laboriert er ein wenig an den typischen Problemen einer handlungslosen Kiffer-Komödie, die genau einer Regel gehorcht, nämlich dass es keine Regeln gibt.
Doch sobald man sich auf den episodenhaften - ähm - Erzählstil eingelassen hat, gibtÂ’s kein Halten mehr. Immer wahnwitziger werden die Abenteuer, die das "beeinflusste" Buddy-Duo Thompson/Lazlo bzw. Murray/Boyle durchstehen. Und wer beim zwerchfellerschütternden Finale nicht vor Lachen vom Sessel kippt, dürfte auch sonst wenig Spaß im Leben haben.
BLAST - WO DIE BÜFFEL RÖHREN gilt als das inoffizielle Prequel zu Terry Gilliams wesentlich bekannteren FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS, der einzelne Szenen 1:1 - nun ja - recycled hat.
Bei MIG/Eurovideo hat man glücklicherweise entschieden, auch den Originalton mit Untertiteln auf die DVD zu packen. Sehr lobenswert auch die Extras mit der informativen BBC-Doku "Fear and Loathing in Gonzovision", in der der echte Hunter S. Thompson zu Wort kommt.
Bill Murray als Hunter S. Thompson. Reicht das nicht als DVD-Kauf-Argument?
Nein? Dann lest gefälligst die gesamte Kritik, ihr verwöhnter, träger, aufmerksamkeitsdefizitärer, denk- und lesefauler Internet-Mob, wie Hunter S. Thompson wahrscheinlich sagen würde.
In diesem Sinne: "I hate to advocate weird chemicals, alcohol, violence or insanity to anyone... but in my case it always worked."