OT: Bang, Bang, Youre Dead
DRAMA: USA, 2002
Regie: Guy Ferland
Darsteller: Thomas Cavanagh, Ben Foster, Janel Moloney, Jane McGregor, Randy Harrison
Für den Einzelgänger Trevor ist Schule die Hölle. Er passt in keine der Cliquen und hat keine Lust sich zu verbiegen. Dass er im letzten Schuljahr gedroht hat, die Footballmannschaft in die Luft zu sprengen, ließ ihn auch nicht gerade auf der Beliebtheitsskala steigen, machte aber zumindest die Trogs auf ihn aufmerksam....
KRITIK:Springfield Oregon, Littleton Colorado, Erfurt. All diese Tragödien haben die Öffentlichkeit bewegt und sensibilisiert. Nach jedem Amoklauf schworen sich Leute, dass so etwas nie wieder passieren dürfe. Maßnahmen wurden gesetzt. Metalldetektoren an den Eingangstüren von Schulen, Wachmänner, die die Rucksäcke der Schüler durchsuchen und Patrouille schieben. All dies zum Schutz der Schüler. Doch es gibt Dinge, vor denen selbst solche Sicherheitsmassnahmen und eine noch so strenge Schulpolitik nicht schützen. Mobbing zum Beispiel. Schutzmassnahmen die eines Gefängnisses würdig wären, schützen nun mal nicht vor dem Gelächter der Mitschüler, vor Prügel, vor den täglichen Demütigungen, die Schüler wie Trevor jeden Tag ausgesetzt sind.
Die Leute wurden sensibilisiert. Stimmt schon. Aber bei bestimmten Dingen wird immer noch weggeschaut. Die kleinen Mobbing-Attacken werden oftmals, selbst wenn sie vor den Augen der Lehrer stattfinden, "übersehen", während nach einer unachtsamen Bemerkung gleich Feuer auf dem Dach ist und hinter Leuten, die sich nicht der Norm entsprechend verhalten, gleich einmal potentielle Amokläufer vermutet werden.
Auch Trevor ist so ein "potentieller Amokläufer". Zumindest in den Augen der meisten Lehrer und auch in den Augen der Eltern seiner Mitschüler. Seine Mitschüler beschimpfen ihn zwar auch mal gern als Terroristen, aber in ihren Augen ist er eigentlich mehr eine "Trashcan".
Selbst auf seine Eltern kann Trevor nicht mehr bauen. Sie wissen nicht wie sie mit ihm umgehen sollen, können ihn schon lange nicht mehr verstehen. Lediglich Mr. Duncan, Trevors Videokurslehrer versucht sich um den Jungen zu kümmern, zu ihm durchzukommen. Und er möchte Trevor dazu bringen, sich tatsächlich mit der Thematik des Amoklaufs und auch den Folgen auseinander zusetzen und wählt dazu eine recht unorthodoxe Methode: Das Theater.
Mr. Duncan plant die Aufführung des Stücks "Bang Bang You're Dead", ein Stück über einen Jungen, der erst seine Eltern und dann seine Schulkollegen erschießt, mit Trevor in der Hauptrolle. Es dauert nicht lange und Mr. Duncan hat erboste Eltern am Hals. Die Schule verbietet das Stück. Dass sich Josh, die Hauptfigur des Stücks, im Gefängnis vor seinen Opfern rechtfertigen muss und die Tat alles andere als glorifiziert wird, hilft dem engagierten Lehrer wenig.
Der Film spielt also auf zwei Ebenen. Auf der einen Seite wird Trevors Alltag erzählt, man sieht ihn wie er mit seiner Videokamera Aufnahmen von der Schule macht und dokumentiert wie er und andere Opfer von Mobbing-Attacken werden. Außerdem geht es um die Auswirkungen der Zero-Tolerance Politik, die zur Amoklaufprävention eingeführt wurde hat, so kommen auch zornige Eltern, die den "Terroristen" gern von der Schule hätten, zu Wort.
Auf der anderen Seite findet durch die Einführung des Theaterstücks, aus dem immer wieder Teile in den Film eingeflochten werden, eine Reflektion über die Thematik statt. Das gleichnamige Theaterstück gibt es auch tatsächlich, es kann gratis aus dem Internet heruntergeladen werden und wurde in der Vergangenheit erfolgreich in Schulen aufgeführt.
So vermischen sich Film mit Theaterstück, Trevors Wackelkamerabilder mit den normalen Filmbildern. Das Ergebnis fällt ungeheuer intensiv aus. Der Einsatz der Handkamera, die uns Trevors Sicht auf die Welt näher bringen soll, schafft eine unglaubliche Nähe zur Hauptfigur.
"When I am gone, you will all have this to ponder and maybe realize why I did what I did. A little push in front of other kids is a very big deal, particularly when you know it's gonna happen to you every single day, every single day, every single day, you are almost relieved when it actually happens. You are always waiting, waiting for the next attack. They don't just hurt kids, they make you hurt yourself."
Die jugendlichen Darsteller überzeugen durch die Bank. Vor allem Hauptdarsteller Ben Foster (30 DAYS OF NIGHT, ALPHA DOG) liefert eine beeindruckende Leistung ab.
Intensives, vielschichtiges Drama, das sich in mitunter auch recht langen Dialogen mit dem alltäglichen Terror an Schulen und mit Amokläufern auseinandersetzt.