TRASH: I, 1984
Regie: Joe D'Amato
Darsteller: Miles O'Keeffe, Lisa Foster, Chen Wong
Akronos spaltet das Atom, von ihm nur "das Strahlende" genannt. Sein böser Schüler Zoran möchte es in seinen Besitz bringen und nimmt Akronos deshalb gefangen.Der schickt seine Tochter los um Ator - seinen guten Schüler - zu holen. Eine abenteuerliche Reise voller Gefahren beginnt.
KRITIK:Im Jahr 1982 feierte Arnold Schwarzenegger einen großen, triumphalen Erfolg der ihn auf seinem Siegeszug nach Hollywood ein großes Stück weiterbrachte.Conan - Der Barbar und seine Fortsetzung Conan - Der Zerstörer begeisterten die Massen. Der Barbarenfilm stellte sich also als publikumstaugliches, geldversprechendes und relativ einfach zu inszenierendes - was dem Endzeitfilm seine Kiesgrube, ist dem Barbarenfilm seine Sandgrube - heraus.
Unser geneigter Leser wird bereits gemerkt haben worauf ich hinaus möchte. Es dauerte es nicht lange bis die Italiener - findige Geschäftsleute, pardon, Filmemacher - darauf aufmerksam wurden und begannen das nach Gewalt und nackten Oberkörpern gierende Publikum mit schnell heruntergekurbelten Barbarenstreifen förmlich zu erschlagen.
Einer dieser Streifen ist Ator II - Der Unbesiegbare - Mittelteil der Ator-Trilogie und Film der 1000 Anachronismen - und stammt von keinem geringeren als Joe D'Amato - seines Zeichens italienischer Ed Wood - König der Italo-Filmverbrecher und Schöpfer von Klassikern wie Porno Holocaust - befürchtet eine Rezension, irgendwann - oder In der Gewalt der Zombies.
Ator II ist somit nunmehr ein weiterer Beweis dafür, dass D'Amato seinen inoffiziellen Titel - wir erinnern uns, Ed Wood, und so - zu Recht trägt - Beweise folgen, also brav weiterlesen.
Ators Meister Akronos spaltet mit dem Alchemisten für Anfänger-Kasten fröhlich Atome (!) in der Höhle seines Vertrauens, während in der Höhle nebenan - die eine verblüffende Ähnlichkeit aufweist - Steinzeitmenschen (!!) beginnen sich evolutionär zum Menschen entwickeln. Und während Ator durch die Lande rennt - so was wie das Leitmotiv des Films, denn hier rennt jeder mindestens einmal - schnetzelt er noch ganz nebenbei eine Gruppe Samurais (!!!) dahin.
Das Drehbuch - soweit es existierte - unterscheidet sich somit zwar im Grunde nicht von der üblichen Barbarenreißer - ein Meister, zwei Schüler, Gut gegen Böse, nackte Oberkörper - weiß aber durch detailverliebten Nonsens zu überzeugen und haut einem dabei munter einen Anachronismus nach dem anderen um die Rübe während man sich fragt ob die verantwortlichen Produzenten jemals das Drehbuch gelesen haben - naja, vermutlich schon, es gibt ja auch Produzenten wie Joseph Lai.
"Was ist das für eine Höhle? Ich kenne sie nicht!" - Ich schon, ich kenn' sie - sinniert Ator, als er vom rechten Weg abgekommen, zusammen mit Tong und Akronos' Tochter in die Höhle der Steinzeitmenschen gerät. Denn in einem sind die Italiener ungeschlagen und das sind Kannibalenfilme, ganz klar also, dass das auch abgehandelt werden muss, bevor anschließend noch schnell der örtliche Schlangenkult vernichtet wird - so eilig ist die Rettung des Meisters dann auch nicht mehr.
Dabei überzeugen die kreativ gestalteten Sets ein ums andere Mal in Negation, bieten neben der obligatorischen Sandgrube, dem schnieken Wald und der - in diesem Film - oft gebrauchten (Allzweck-)Höhle diesmal sogar das Schloss Neuschwanstein, original mit bayrischer Landesflagge - vom Boden sieht's dann zwar wieder aus wie eine zerfallene Burgruine, aber hey, das wird wohl an der Perspektive liegen.
Schauspielerisch hat keiner der Mimen auch nur das Zeug zum Statisten, wobei sich Miles O'Keeffe wenigstens im Klaren darüber ist, dass er nichts so gut kann, wie seine Bauchmuskeln zu präsentieren - und wie er das kann, da macht ihm keiner was vor.Linda Foster sieht richtig gut aus - und das mag hier einfach mal reichen.
Der Rest der Truppe scheint einen inoffiziellen Wettkampf im Overacting auszutragen und nie waren Barbaren barbarischer und Steinzeitmenschen steinerner - hrhr - als hier.
Lediglich die Cinematographie weiß hier und da eine recht gelungen Einstellung zu verbuchen - Glückstreffer möchte man meinen -, und auch wenn der Schnitt davon nicht viel übrig ließ, fügt sich dieser Umstand doch wunderbar in ein Barbarendebakel der Extraklasse ein, das dennoch mehr unterhält als Conan - Der Barbar - oh, ich höre schon die Mistgabeln der wütenden Cineasten.
In diesem Sinne: "Es muss der Wein gewesen sein!"
Ator II ist barbarisch schlecht und deshalb barbarisch gut. Mit spielender Leichtigkeit wird hier Anachronismus an Anachronismus gereiht und jedweder handlungstechnische Nonsens von Szene zu Szene getoppt. Italiens legendärer Sleaze-Maestro Joe D'Amato erschuf fröhlich bunten Trash mit Barbaren - und Steinzeitmenschen und Samurais. Das sollte für sich sprechen.