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A Lizard in a Woman's Skin

A Lizard in a Woman's Skin

OT: Una lucertola con la pelle di donna
GIALLO: ITALIEN, 1971
Regie: Lucio Fulci
Darsteller: Florinda Bolkan, Stanley Baker, Jean Sorel, Leo Genn

STORY:

Carols Vater ist ein angesehener Politiker und ihr Mann ein gut aussehender Firmenchef. In ihren Träumen fühlt sie sich abgestoßen und angezogen zugleich von der lasterhaften Nachbarin Julia Durer, die in ihrem Apartment regelmäßig ausschweifende Orgien feiert. Eines Tages gesteht Carol ihrem Therapeuten einen Traum, in welchem sie die Nachbarin nach einer Liebesnacht erstochen hätte. Und dann wird tatsächlich Julia Durers Leiche im Lotterbett aufgefunden…

KRITIK:

…doch natürlich ist die Beweislage längst nicht so eindeutig wie sie sich nach der kurzen Inhaltsangabe darstellt. Denn da haben wir ja noch Carols treulosen Ehemann, ein dubioses, Messer stechendes Hippie-Pärchen und einen Eimer voll weiterer Roter Heringe, die Mordfall und Mordmotiv immer wieder neue Wendungen geben…

Zunächst einmal hat sich aber mein Fazit zu Lucio Fulcis erstem Thriller PERVERSION STORY, in dem ich noch festgestellt habe, dass der Maestro vor seinen Zombie-Heydays in den ausgehenden Siebzigern und beginnenden Achtzigern nicht viel mit Guts & Gore am Hut gehabt hätte, schon mit seinem zweiten Giallo egalisiert. Ist seine PERVERSION STORY tatsächlich noch fast völlig ohne Kunstblut ausgekommen, scheint Fulci mit A LIZARD IN A WOMAN´S SKIN dann doch auf den Geschmack von graphischen Schockbildern und Gedärme-Closeups gekommen zu sein. Denn diesmal setzt er sehr wohl Elemente des Splatterfilms ein: Blutige Nahaufnahmen von Messerklingen, die in Frauenleiber eindringen; von hervorquellenden Eingeweiden und als grotesker, grausiger Höhepunkt: ein Raum mit vivisezierten Kojoten. Die Tierfreunde unter den Lesern können aber beruhigt sein. Hier wurden keine echten Lebewesen, sondern (im Übrigen sehr gelungene) mechanische Modelle aus der Werkstatt von Oscar®-Preisträger Carlo Rambaldi verwendet.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die erwähnten Szenen (die sich übrigens zum größten Teil nicht in der um Sex & Gewalt entschärften US-Fassung, sondern nur in der italienischen Urversion finden) sind zwar effektiv, aber äußerst dosiert eingesetzt. Von einem Gorefest a la NEW YORK RIPPER kann also nicht im Entferntesten die Rede sein.

A LIZARD IN A WOMAN´S SKIN ist in erster Linie ein Thriller mit vielen psychologischen Elementen, die so intelligent wie eindrucksvoll visualisiert worden sind.

Da tut sich gleich zu Beginn des Films ein psychosexueller Schlund so breit und tief wie der Marianengraben auf. Da sind halluzinogene Visionen von Hippie-Sündenpfuhlen und psychedelische lesbische Feuchtträume; das schwedische Model Anita Strindberg als formvollendete biblische Hure Lilith im London der Siebziger. Und Florinda Bolkan als Carol Hammond, die schon vier Jahre vor Bazzonis Geniestreich SPUREN AUF DEM MOND beweist, dass sie immer dann am besten ist, wenn sie Frauen im seelischen Ausnahmezustand spielen darf. Hier pendelt sie zwischen schizophrener Sexualität, Klaustrophobie, Paranoia und irrationalen Panikattacken.

Doch im weiteren Verlauf stoßen zu brillant in Szene gesetzten psychosexuellen Alptraumvisionen dann doch noch die eher irdischen Genre-Regulative wie der Springmesser schwingende Motorradfahrer und die perfide Erpressungsgeschichte.

Was das Tempo des Films betrifft, geht es nicht immer so rasant zu wie in der schweißtreibenden Hetzjagd durch das leer stehende Alexandra Palace im Norden Londons, die uns durch finstere Steingewölbe über Kirchenschiff und Orgelstuhl hinauf in den von Fledermäusen verseuchten Dachstuhl führt. Doch für Spannung und Schauwerte sorgen eine außergewöhnliche Atmosphäre und Bildersprache und natürlich die bis in die kleinste Nebenrolle erlesene Cast. Florinda Bolkans Filmehemann ist der altbekannte Schwerenöter Jean Sorel (PARANOIA, PERVERSION STORY) und der altehrwürdige Leo Genn (DA WAREN`S NUR NOCH NEUN, DER HEXENTÖTER VON BLACKMOOR) ist ihr Filmvater. Außerdem sehen wir die wunderschöne Silvia Monti (THE FIFTH CORD) und den markanten Stanley Baker als bissigen Scotland Yard-Ermittler.

A Lizard in a Woman's Skin Bild 1
A Lizard in a Woman's Skin Bild 2
A Lizard in a Woman's Skin Bild 3
A Lizard in a Woman's Skin Bild 4
A Lizard in a Woman's Skin Bild 5
FAZIT:

In seinem zweiten, tief beeindruckenden Murder Mystery führt uns der spätere Gore-Maestro Lucio Fulci von psychedelischen Feucht(alp-)träumen zu Hippie-Orgien über Kammern mit vivisezierten Kojoten hinauf in den finsteren Dachstuhl des Londoner Alexandra Palace, wo schon die Fledermäuse auf uns warten. Unsere Reiseleiterin: Die einmal mehr brillante Florinda Bolkan in einem psychosexuellen Abgrund aus Panik, Mord und Paranoia.

WERTUNG: 8 von 10 ausschweifenden Sex-und Drogenpartys
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
firetrain | 21.08.2010 00:12
Na, zum Glück ist LIZARD IN A WOMAN'S SKIN weit von NEW YORK RIPPER entfernt! Das Fulci ständig mit seinen Splatterfilmen in Verbindung gebracht wird ist total ungerecht, weil seine '70er-Jahre-Thriller mindestens genauso gut sind (ich persönlich finde sie sogar um einiges reizvoller - da kann höchstens das Meisterwerk THE BEYOND noch mithalten)! Wer LIZARD auf DVD kaufen möchte, sollte aufpassen - es gibt viele verschiedene Versionen! Ideal ist die sogenannte Remastered-Edition von MediaBlasters/ShriekShow, weil sie die restaurierte Version inklusive ehemals geschnittener Szenen bietet (dadurch schwankt die Bildqualität ein bisschen). Die Doppel-DVD (die in den USA grosse Wut bei den Italo-Fans auslöste) ist jedoch megacool - einmal gibt es die geschnittene Widescreen-Version in super Bildqualität, und zum anderen gibts die italienische Uncut-Fassung! Die italienische Fassung ist jedoch Vollbild und eine VHS-Kopie (ansonsten ganz ok)... Dazu kommen irre viele Extras! Der Film selbst gehört neben DON'T TORTURE A DUCKLING zu Fulcis Besten - Florinda Bolkan ist heiss, Anita Strindberg unglaublich sexy! Und Jean Sorel sieht aus wie Falko Götz...
Spitzenfilm!
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Marcel | 18.12.2009 09:50
Wunderbarer Giallo, die ersten 20 Minuten sind ein einziger LSD-Rausch, aber auch danach gibt's immer wieder surreale Elemente, blutende Hunde etwa von Carlo Rambaldi (der später E.T. zum Leben erweckte). Und ganz entscheidend: die traumhafte, psychedelische Musik von Morricone.
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