OT: 5 Bambole per la Luna d´Agosto
GIALLO: ITALIEN, 1970
Regie: Mario Bava
Darsteller: Ira von Fürstenberg, William Berger, Edwige Fenech, Howard Ross
"Looks like we´re all going to wind up subzero", trifft einer der Protagonisten den Nagel auf den Kopf angesichts der Geschwindigkeit mit der die Mitglieder aus einer kleinen auf einer Insel festsitzenden Gruppe aus Geschäftsmännern und deren Frauen von einem unbekannten Killer dezimiert werden und letztendlich in der Kühlkammer der feudalen Insel-Villa landen
Hier setzt Mario Bava eine Riege skrupelloser, habgieriger Männer - Teodoro Corrà (DAS AUGE DER SPINNE), Maurice Poli (PAPAYA), Howard Ross (THE PYJAMA GIRL CASE) - und ihre undurchsichtigen attraktiven Frauen - Ira von Fürstenberg (THE FIFTH CORD), Ely Galleani (LIZARD IN A WOMAN´S SKIN), Edwige Fenech (ALL THE COLORS OF THE DARK), Helena Ronnee (BARON BLOOD) - auf einer idyllischen Insel aus und jede(r) scheint auf die millionenschwere Formel eines Wissenschaftlers (MY DEAR KILLER´s William Berger) zu schielen.
Was zur Folge hat, dass der Kühlraum bald gestoßen voll mit Leichen hängt und der Zuschauer beim gepflegten Whodunit rätseln darf, wer im schwindenden Kreis der Verdächtigen nun für viel Geld viele Morde begeht.
Doch zunächst einmal lässt Bava die Dinge in seiner ersten AND THEN THERE WERE NONE-Variation langsam angehen. Bevor sich die Kühlkammer füllt, herrscht erst einmal gediegene Lounge-Atmosphäre vor. Und die wird in 5 DOLLS FOR AN AUGUST MOON mit erlesenem Setdesign und vor allem durch die Musik von Piero Umiliani kreiert.
Letztere stellt sich bereits mit der ersten Note als einer der größten Trümpfe des Films heraus. Die sehr gitarrenorientierte Kompositionen (die übrigens von Saitenhexer Allesandro Allesandroni interpretiert wurden, der einst das [SPIEL MIR DAS] LIED VOM TOD pfiff und selbst einige famose Soundtracks wie die zu THE DEVIL´S NIGHTMARE und KILLER NUN komponiert hat) driften dann und wann zwar ins Psychedelische ab, tragen aber in erster Linie maßgeblich zur gelungenen und sehr entspannten Atmosphäre in 5 DOLLS FOR AN AUGUST MOON bei.
Allerdings könnte genau die für weniger geduldige Gemüter, die sich zudem schnell an prächtigen Dekors satt sehen, ein paar Spuren zu gediegen sein. Denn Bava gestattet den 5 DOLLS vor und zwischen den ersten Morden einige Leerfahrten und lässt es erst in der zweiten Filmhälfte so richtig spannend werden.
Wenn sich aber dann die undurchsichtigen und fast durch die Bank niederträchtigen Charaktere gegenseitig aufreiben und zur Abkühlung auf den Fleischerharken schicken, wird der Flick zum diebischen Vergnügen. Dann zünden auch die Twists in diesem grundsätzlich nicht sonderlich originellen, aber doch recht pfiffig angelegten Whodunit und der Spaß endet schließlich in einer herrlich-fiesen Auflösung.
Man sollte aber nicht verschweigen, dass die Bava´sche Geniestreiche etwas rarer gesät sind als in seinen vorangegangenen (Meister-)Werken. Ein besonders leckeres Bonbon in der Geschmacksrichtung Technik und Inszenierung gibt es jedoch, wenn uns Treppenstufen herunterrollende Glaskugeln von einer kleinen Schlägerei unter Männern in einem perfekten nahtlosen Übergang schnurstracks zur nächsten Leiche führen.
Alles in allem reicht diese erste Verbeugung Bavas vor dem bereits genannten Agatha Christie-Klassiker nicht ganz an das altehrwürdige Original heran, aber erweist sich dennoch als würdig.
In Sachen Blutrünstigkeit gibt man sich allerdings sehr zurückhaltend, so dass FIVE DOLLS FOR AN AUGUST MOON in dieser Hinsicht weit hinter Bavas zweiter und viel berüchtigtere Interpretation des mörderischen Abzählreims BAY OF BLOOD zurücksteht. Doch trotz Kunstblutarmut und schleppendem Beginn; dank ihrer speziellen mood sollten die FIVE DOLLS dennoch ihre Freunde im Fandom finden
Eine wissenschaftliche Formel und die Aussicht auf sehr viel Profit lösen den alten mörderischen AND THEN THERE WERE NONE-Abzählreim unter einem italienischen
(Genre-)Staraufgebot auf einer idyllischen Insel aus. - Trotz einer Edwige Fenech im Aufgebot zählt 5 DOLLS FOR AN AUGUST MOON zu den weniger bekannten Werken des großen Meister Bava, der hier nach etwas schwerfälligen Beginn doch noch die richtige Mischung aus klassischem Whodunit, Giallo-Style sowie gepflegte Upperclass-Lounge-Atmosphäre findet. Ein paar verdiente Ohrfeigen ins Gesicht menschlicher Raffgier und Niedertracht sowie klitzekleine Prisen schwarzen Humors vervollständigen die bekömmliche Mixtur. Lediglich den Gore hat sich Bava für seinen ein Jahr danach entstandenen (und angeblich Gewalt verherrlichenden) BLUTRAUSCH DES SATANS aufgespart. Dafür gibt es einen tollen Soundtrack von Piero Umilani.