OT: The Twilight Saga: New Moon
TEENIEHORROR/ROMANZE: USA, 2009
Regie: Chris Weitz
Darsteller: Kirsten Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Ashley Greene
Bella hat eben ihren achtzehnten Geburtstag überstanden und fühlt sich furchtbar alt. Zu allem Unglück wird sie auch noch von ihrem untoten Vampir-Freund Edward verlassen. Der muskelbepackte Jacob macht sich indes gut als platonischer Tröster in der Not. Doch Jacob verbirgt etwas. Und bringt Edward auf dumme Ideen...
KRITIK:Nein, diesmal war kein Mut-Bierchen nötig. Ich war in einer Spätvorstellung. Da muss die kreischende Zielgruppe wohl schon ins Bettchen.
NEW MOON also. Wo fangen wir an?
Der Film ist zu lang. Die 130 Minuten erweisen sich mitunter als Geduldsprobe. Wie schon der Vorgänger TWILIGHT plätschert auch NEW MOON weitgehend ereignislos vor sich hin. Aber hey, alter Mann, was hast du dir anderes erwartet, hör ich euch schreien. Und ihr habt ja so verdammt recht.
Während sich die grundsympathische Kirsten Stewart und ihr bleicher Blutsauger-Romeo Robert Pattinson auf der Leinwand schmachtende Blicke zuwerfen, etwas innigere Küsse austauschen als im ersten Teil, sich pathetische Liebesschwüre in die Öhrchen hauchen und natürlich wieder keinen Sex haben, hatte ich ausreichend Zeit, über essentielle Fragen zu meditieren:
Warum ist der arme Vampir nur so käsebleich im Gesicht? Staut sich sein Blut in tieferen Körperregionen? Warum läuft der Nebenbuhler mit nacktem Oberkörper durch den Regen? Braucht er eine kalte Dusche? Kann er die unterdrückte Dauergeilheit nicht mehr ertragen?
Ist die TWILIGHT-Saga am Ende eben NICHT die vielgescholtene - Zitat einer unserer Partnerseiten - "ideologisch bizarre Biedermeier-Schnulze, die ein Hohelied auf Keuschheit und Enthaltsamkeit singt"?
Sondern möglicherweise gar eine unbewusste Abrechnung mit der körperfeindlichen "True Love Waits"-Ideologie, unter der die mormonische Autorin in ihrer Jugend vielleicht doch mehr gelitten hat, als sie zugeben möchte?
Es wird nämlich ziemlich "echt" und überraschend glaubwürdig gelitten auf der Leinwand. Dabei profitiert das Werk entschieden vom Talent der jungen Kirsten Stewart (ADVENTURELAND), die eigentlich schon fast zu gut spielt für einen Film dieser Art.
Lustig auch, dass ausgerechnet AMERICAN PIE-Regisseur Chris Weitz am Regiestuhl Platz nahm. Immerhin: Der Mann versteht sein Handwerk und lässt NEW MOON zu einer visuell äußerst ansprechenden Angelegenheit werden. Damit ist jetzt nicht unbedingt der prächtige Sixpack von Robert Pattinson gemeint, sondern diese durchaus gelungene Gothic-Light-Ästhetik mit ihren Weichzeichnern und Wischfiltern und der Naturkulisse in nasskalten Novemberregenfarben. I like that.
Und erst der Soundtrack! Hat in dieser hübschen Kampfszene tatsächlich Radiohead-Mastermind Thom Yorke gesungen? Ja, hat er. Und auch die Songs der üblichen Verdächtigen The Killers, Muse, Editors und Death Cab for Cutie passen bestens ins semi-düstere, leicht schwülstige, aber hübsch anzusehende Bild.
Und der Schlußsatz entlässt mich gar mit einem Rammstein-Songtitel in die finstere Nacht. Aber das ist wieder eine andere Geschichte ;-)
Die zwangskeuschen Blutsauger sind wieder da - und leiden unter diesem Zustand drastischer und obsessiver als im ersten Teil. Kann man gelten lassen - und dank der hübschen Bilder und des stellenweise echten Gänsehaut-Soundtracks gar als erfreulichen Kinoabend verbuchen. Schlagt mich ruhig, aber meine weibliche Seite hält knappe 7/10 für vertretbar. Aber vielleicht werd ich einfach langsam altersmilde und senil und überhaupt ;-)