KOMÖDIE/DRAMA: USA, 2007
Regie: Jason Reitman
Darsteller: Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner
Juno ist 16, hört Ramones und Iggy Pop und wird ungewollt von einem Klassenkollegen schwanger. Eine Abtreibung wird kurz ins Auge gefasst - und wieder verworfen. Juno sucht geeignete Adoptionseltern, die sie im harmonischen Vorzeige-Upperclass-Pärchen Marc und Vanessa zu finden glaubt - bis sich Risse in der Familienidylle auftun...
KRITIK:Juno, die zweite Regiearbeit von Jason Reitman (Thank You For Smoking)
wird ja allerorts abgefeiert, als gäbe es kein Morgen: Ein Oscar, 38 weitere Preise und 25 Nominierungen listet die IMDB. Don't believe the Hype, kann man da nur sagen.
Juno ist natürlich kein schlechter Film: Nett ist das erste Attribut, das mir einfällt. Und "nett" heißt hier ausnahmsweise nicht "scheiße", sondern ... eben nett. Charmant, eh ganz witzig. Durchaus sehenswert (zumal im Moment kaum was besseres läuft).
Der Film lebt von seinen pointierten Dialogen und vom natürlichen, unprätentiösen Spiel der 20-jährigen Kanadierin Ellen Page, Blockbuster-Konsumenten möglicherweise aus dem letzten X-Men-Spektakel bekannt.
Jason Reitman (der Sohn von Ivan "Ghostbusters" Reitman) inszeniert recht konventionell, streng nach Kochbuch für Indie-Komödien: Ein paar visuelle Gimmicks hier, ein bissl angeberisches Namedropping da (Bestes Beispiel: Die Sechzehnjährige liebt den Horrorklassiker Suspiria von Dario Argento, jaja, sehr realitätsnah :-).
Und natürlich wird fast jede Szene mit lieblichen Alternative-Singsang Marke "Belle & Sebastian" zugekleistert.
Was man dem Film auf alle Fälle zugute halten muss: Er moralisiert nicht, er predigt nicht, er überfährt den Zuseher nicht mit der bleiernen Schwere europäischer Sozialdramen. Im Gegenteil: Der unaufgeregte Tonfall, der entspannt zwischen Komödie und Drama pendelt, sorgt für einen lohnenden Kinoabend - wenn auch das große Filmerlebnis ausbleibt.
Aber vielleicht passe ich einfach nicht ganz in die anvisierte Zielgruppe. Der Kinosaal kam mir vor wie ein MySpace-Userinnen-Treffen: 80 Prozent Mädchen, geschätzter Altersschnitt 16...
Die angekündigte Komödien-Sensation Juno entpuppt sich als nettes, ein bissl sehr harmloses Indie-Filmchen mit einigen doch ganz schönen Momenten und guten Pointen. Empfehlung? Ja, eh.