OT: Mind, Body & Soul
HORROR: USA, 1992
Regie: Rick Sloane
Darsteller: Ginger Lynn Allen, Wings Hauser, Jay Richardson, Tamara Clatterbuck, Michael McMillen
Brenda begleitet ihren Freund zu einer schwarzen Messe um dort seine Freunde kennen zu lernen. Gerade als eine Jungfrau - wer's glaubt - geopfert werden soll, stürmen zwei Polizisten das Haus und lassen die Fete platzen.
Brenda wird festgenommen, kommt jedoch auf Kaution frei und wird von einem windigen Anwalt bei sich aufgenommen - dieser scheint jedoch ein dunkles Geheimnis - na, welches wohl - zu haben...
Die mit "Best Entertainment"-Veröffentlichungen gefüllten DVD-Wühltische der hiesigen Elektronik-Märkte und Videotheken sind ja nette Institutionen - zweischneidige leider auch.
Wenn man erfolgreich den teils mitleidigen, teils mit Unverständnis gefüllten Blicken der anderen Kunden standhält, kann man zum einen für wenig Kohle geniale Polyester-Klopper oder Roger Corman-Schwurbel abgreifen.
Es kann natürlich auch passieren, dass man gehörig in die Scheiße greift - nämlich z.B. dann, wenn man den Namen Jay Richardson formvollendet in Comic Sans Serif auf dem Cover prangen sieht - dass Richardson bereits für Fred Olen Ray arbeitete, sollte als erstes Informationshäppchen reichen, dazu später mehr - und dann Streifen wie DIE GRAUENVOLLE BLUTSPUR DES SATANS in das Abspielgerät legt.
Verbrochen hat den Schwachsinn - der Schwurbel hier sticht, was akute Blödheit betrifft, sogar den erst kürzlich besprochenen SURF NAZIS MUST DIE aus - kein Geringerer als Rick Sloane. Rick Sloane? Genau. Der gute Mann zeichnete während seiner von Bedeutungslosigkeit und Unvermögen geprägten Karriere unter anderem für Werke wie die STRAPS AKADEMIE-Reihe und HOBGOBLINS verantwortlich - wer's nicht kennt, hat verdammtes Glück gehabt.
Die Grundzutaten von DIE GRAUENVOLLE BLUTSPUR DES SATANS sind dabei sogar noch recht viel versprechend. Es gibt schließlich Satanisten und die halten in Filmen ja nicht nur gern lächerliche - Verzeihung, schwarze - Messen ab, nein, die opfern auch gerne Mal halbnackte, gutaussehende Jungfrauen. Oder was dem am nächsten kommt - stell' ich mir nämlich schwierig vor, heutzutage noch 'ne volljährige Jungfrau aufzutreiben.
Außerdem sieht das "Drehbuch" - ich setz' das Wort mal in Gänsefüßchen, den Servietten-Witz will ich ja auch nicht ausreizen, newa - ein bisschen Frauenknast, Jay Richardson als Cop sowie 'ne Vergewaltigung vor - letztere erklärt denn auch visuell eindrucksvoll, was es mit der Redewendung "In's Knie ficken" so auf sich hat, auch nett.
Den Karren mit den Startvoraussetzungen in den Sand zu setzten, sollte sich daher eigentlich als schwierig gestalten. In den 70ern wurden schließlich unterhaltsame Filme mit weniger Handlungselementen umgesetzt - und das sogar von Italienern.
Aber, dass man niemals nie sagen sollte, wusste ja schon der Spion im Dienste seiner Majestät - James Bond, nur damit keine Missverständnisse aufkommen -, und tatsächlich - der Schwachfug den Ricky hier verbrochen hat, geht auf keine Kuhhaut mehr.
Vom Standpunkt trashiger Unterhaltung aus, mag das ja zunächst gar nicht schlimm erscheinen, und tatsächlich, DIE GRAUENVOLLE BLUTSPUR DES SATANS ist letztlich ein doch recht ambivalentes "Film"-"Erlebnis".
So besteht zum einen doch ein gewisser Unterhaltungswert. Wenn Gefängnishöfe etwa aus Haupteingänge von Bürogebäuden bestehen oder die untalentierten Nasenbären die da so über den Bildschirm wuseln versuchen, etwas anderes zu tun als blöd aus der Wäsche zu schauen, dann lacht der B-Film-Konsument und freut sich.
Zum anderen jedoch, und hier offenbaren sich die Schattenseiten, ist Sloanes fehlgeschlagener Versuch einen Film zu drehen viel zu langatmig um auf der Schiene wirklich und vollends zu unterhalten. Spätestens ab Minute 60 beginnt man nervös mit der Vorspultaste zu liebäugeln - gerne auch während "Dialogszenen", denn handlungstechnisch verpassen tut man sowieso nichts.
Die "Handlung" springt so unvermittelt zwischen Zeit und Ort hin und her - und führt so unvermittelt Figuren ein -, dass man sich wahrlich fragt, ob das "Drehbuch" nicht aus kleinen gelben Post-it-Zetteln bestand, von denen einige beim Dreh nicht mehr aufzufinden waren. Das Ausmaß dieser Sinnlosigkeit reicht sogar so weit, als dass ich Filmkannibalismus-Werke à la WAR CITY PLATOON aus dem Hause Joseph Lai für teilweise nachvollziehbarer halte als den Käse den Sloane hier auf die Menschheit loslässt. Das dann mit Edward Holzman noch jemand für den "additional dialogue" zuständig war, möchte man im Namen aller Beteiligten lieber nicht glauben.
Apropos Beteiligte. Die beiden größten Namen dieser Produktion sind mit Abstand Wings Hauser und Jay Richardson - was das bedeutet, kann sich wohl jeder selbst ausmalen. Hauser, der sich seine Karriere lang von Gastauftritt zu Gastauftritt in TV-Serien wie Beverly Hills gehangelt hat, spielt wenig ambitioniert und wirkt in etwa so glaubwürdig wie Britney Spears' Behauptung sie sei noch Jungfrau - womit wiederum der Bogen zu den Satanisten gespannt wäre.
Ginger Lynn Allen, unsere Hauptaktrice und damsel in distress, besitzt rein schauspielerisch gesehen so viel Talent wie ein Stein - verfügt aber über mehr Gesichtsaudrücke als Steven Seagal - und glänzt vor allem dadurch, dass sie ihre beiden besten Charaktereigenschaften in die Kamera hält - das immerhin, kann sie.
Und siehe da, fortan ward sie in - ihr Potential voll ausschöpfenden - Produktionen wie Come Hither, cum Ginger und Dirty rotten mother fuckers gesehen - auch nett.
Da ich die absolute Talentbefreiung der restlichen Akteure - als da z.B. wären, die einzigen beiden Polizisten der ganzen Stadt sowie eine Priesterin der schwarzen Magie - nur kurz anreißen möchte, komme ich an dieser Stelle direkt auf Jay Richardson zu sprechen.
Richardson, der unter anderem schon im Fred Olen Ray-Knaller - wobei ich persönlich Ted V. Mikels vorziehe, wenn es um Regisseure mit drei Namen geht - HOLLYWOOD CHAINSAW HOOKERS den kettenrauchenden Schnüffler gegeben hat, ist, ich muss es einfach sagen, die coole Sau vom Dienst. Klar, man hat durchaus das Gefühl, dass er sich in feinster Eric Falk-Manier einfach nur selbst spielt, aber das erachte ich als durchaus nebensächlich. Denn - so vermute ich an dieser Stelle dreist - genau das weiß er auch, nimmt's aber mit einem Augenzwinkern - was man irgendwie auch merkt. Muss er wohl auch, denn von Freddy zu Rick Sloane bedeutet, karrieretechnisch gesehen, nicht gerade ein Aufstieg.
Dessen - also Sloanes, newa - absolute Talentbefreiung ist es schließlich auch, die des Satans grauenvoller Blutspur den Todesstoss versetzt.
Die unglaublich stupide, durchschaubare, logikfremde - und manchmal leider auch langweilige - Handlung, die lächerlich ausgestatteten Sets - wobei man fairerweise, sagen muss, dass die Satanistenhöhle üppiger dekoriert ist als in CRACKDOWN MISSION - und die Unfähigkeit der Akteure wären durchaus gute Voraussetzungen für ein Trashfest des Wahnsinns. Doch Sloans stümperhafte und äußerst lahme Inszenierung nimmt dem Ganzen leider allzu oft den Wind aus den Segeln. Totale Langeweile sieht zwar anders aus, gelungene Unterhaltung, sei sie gewollter oder unfreiwilliger Natur, aber leider auch - Schade.
Die DVD von UAP sieht zwar wie ein stümperhaft am Heimcomputer hergestelltes Bootleg aus, ist es aber nicht - jedenfalls was den Aspekt des Bootlegs betrifft, stümperhaft ist sie trotzdem.
Immerhin, so fair muss man sein, ist das Menü animiert und schein fast liebevoller gestaltet als das zahlreicher MGM-Veröffentlichungen. Die Bildqualität indes, liegt irgendwo zwischen Beta Max und unter'm Bett gefundener VHS - passt irgendwo auch wieder - und Ton gibt's ziemlich leise in Deutsch.
In diesem Sinne: "Warum tragen deine Freunde schwarz?"
Es tut mir schon fast richtig weh, ein Resümee zu ziehen. Im Grunde nämlich hätte DIE GRAUENVOLLE BLUTSPUR DES SATANS
ein guter Film werden können. Nicht, dass wir uns falsch verstehen,
ich meine nicht gut im ursprünglichen Sinne des Wortes, sondern unter dem Aspekt "so schlecht, dass es schon wieder gut ist".
Die absolute Unfähigkeit aller Beteiligten, allen voran der von Obertorfnase Rick Sloane, verhindert jedoch, dass mehr als an einer Hand abzuzählende Szenen wirklich für Freude sorgen.
Zuzuschreiben ist dies zum Großteil der unterirdischen Inszenierung, die jenseits von Gut und Böse jedweden Spaß ausbremst und aus einem strunzdoofen Film, einen größtenteils uninteressanten, strunzdoofen Film macht. Von einigen wenigen trashig-lustigen Momenten einmal abgesehen, unterhalten so vor allem die relativ häufig vorkommenden Brüste der Aktricen - so wirklich unterhaltsam ist das auf 90 Minuten gestreckt allerdings auch nicht.
Wer sich also von unfähigen Satanisten - noch dazu mit lustigen Uniformen - unterhalten lassen möchte, sollte lieber zu CRACKDOWN MISSION greifen - der hat zwar leider keine Titten, ist für jedoch deutlich kürzer und wesentlich spritziger.
Son Zusammenschnitt aus beiden Werken, wäre denn doch mal ne dufte Idee.