WESTERN: F/I, 1966
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Franco Nero, José Bódalo, Ángel Álvarez
Als Django mit seinem Sarg in eine Stadt nahe der mexikanischen Grenze kommt, legt er sich mit dem Amerikaner Major Jackson an und hintergeht eine Bande mexikanischer Verbrecher. Als die Wind davon bekommen, muss Django einen Zweifrontenkrieg führen.
KRITIK:Die Rolle des einsamen, verbitterten Fremden, der stets seinen eigenen Sarg hinter sich herzieht, dürfte mit großer Sicherheit Franco Neros Größte sein.
Auch der Film selbst zählt zu den einflussreichsten Italowestern und zog im Laufe der Zeit nicht weniger als 60 - zumeist inoffizielle - Sequels nach sich.
Aber bereits visuell hebt sich 'Django' aus der Masse der Spaghettiwestern und Nachfolger seiner selbst - die oftmals nur in Synchro und Titel existieren - ab. Denn wie später auch Corbuccis Leichen pflastern seinen Weg spielt sich diese Geschichte nicht unter sengender Sonne in der staubtrockenen Wüste ab, sondern in matschigen Straßen, in Schlamm und Treibsand - hier steckt jeder in der Scheiße, nur die Tiefe ändert sich.
Das kleine Grenzstädtchen in dem Django versucht zu etwas Reichtum zu kommen,
um seine offensichtlich schmerzliche Vergangenheit hinter sich zu lassen,
ist gezeichnet und fast komplett ruiniert durch den allgegenwärtigen Rassismus sowie dem zwar beendeten,
aber privat zwischen Major Jackson und Hugo weitergeführten Mexikanisch-Amerikanischen Krieg.
Corbucci - seines Zeichens linker Soziologe - übt damit Kritik an Rassismus und (religiösem) Fanatismus,
ohne jedoch allzu plakativ zu werden, oder gar ein schwarz-weißes Bild zu zeichnen.
Keine der beiden Parteien, egal ob Amerikaner oder Mexikaner, können große Sympathiepunkte für sich einstreichen.Selbst Django handelt in erster Linie in seinem Interesse, und ist somit alles andere als ein strahlender Held. Denn jeder ist sich selbst der Nächste in dieser zutiefst pessimistisch gezeichneten Welt, die Bruno und Sergio Corbucci hier schufen. Und dennoch gibt es am Ende einen kleinen Lichtblick, denn im Gegensatz zu Leichen pflastern seinen Weg bekommt der Anti-Held auch hier kein Happy End spendiert, aber zumindest die Möglichkeit auf Hoffnung.
In dieses Weltbild gehört auch die Gewalt - in Spaghettiwestern nicht unüblich -, die hier gar extrem erscheint. Neben den zahlreichen Männern, die Djangos überlegener Feuerkraft zum Opfer fallen, sticht vor allem die berühmte "Ohrenszene" heraus.
Dieser von Enzo Barboni gekonnt in Szene gesetzte, brutal-pessimistische und wegweisende Klassiker des Italowestern, konnte nach Jahren der Zensur letztlich von Kinowelt in seiner ungekürzten Fassung - ohne Jugendfreigabe- auf DVD veröffentlicht werden - auch erhältlich in der limitierten Sarg-Edition.
Extrem düsterer und brutaler Klassiker des Spaghettiwestern mit einem unverwechselbaren Franco Nero.