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Leichen pflastern seinen Weg

Leichen pflastern seinen Weg

OT: Il grande silenzio
WESTERN: I, 1968
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Klaus Kinski, Frank Wolff, Luigi Pistilli

STORY:

Utah, Ende des 19. Jahrhunderts: Die allgemeine Not macht verzweifelte Menschen zu Gesetzlosen: Aus Hunger stehlen sie und begehen Überfälle. Die Gesetzlosen, die sich in den Bergen verstecken, werden gesucht; tot oder lebendig. Bald wimmelt der tief verscheite Ort von Kopfgeldjägern, die vom skrupellosen Loco (Klaus Kinski) angeführt werden. Doch ein stummer Revolverheld namens Silence (Jean-Louis Trintignant) hat mit den Kopfgeldjägern eine persönliche Rechnung offen...

KRITIK:

Im Jahr 1968 drehte Sergio Corbucci, einer der wenigen deklarierten Linken im der italienischen Filmindustrie dieses Meisterwerk, das sich in vielerlei Weise von gängigen Italowestern unterscheidet.

Der Schauplatz der Handlung ist nicht etwa die staubige Wüste an der Grenze zu Mexiko, sondern ein knietief verschneites Dorf in den Rocky Mountains. Die Darsteller schwitzen folglich nicht, sondern versinken bis zu den Knien im Schnee und müssen sich schon mal mit eingefrorenen Gewehren herumschlagen. Gedreht wurde im italienischen Wintersport-Ort Cortina d'Ampezzo. Die schneebedeckte Landschaft wurde in prächtigen Cineascope-Bildern eingefangen und sorgt für eine einmalige Atmosphäre. Dazu kommt noch der unverwechselbare Soundtrack von Ennio Morriccone, der für wahren Ohrenschmaus sorgt.

Die Hauptfigur des stummen Rächers Silence wurde übrigens aus einer Not heraus geboren: Jean-Louis Trintignant sprach nämlich kein Englisch, was der internationalen Vermarktung des Films eher abträglich gewesen wäre. Also musste eine stumme Hauptfigur her.

Die heimliche Hauptrolle spielt jedoch Klaus Kinski, der wie gewohnt den Maniac raushängen lässt: Allein für die makabre "Leichenaufsammlungs-Szene" könnte ich diesen Irren umarmen. Zitat des Sheriffs: "Dies ist eine Postkutsche und kein Leichenwagen".

Was den Film - abgesehen von seiner Atmosphäre und seiner visuellen Kraft - aus der Masse der geschätzten 6000 Italowestern heraushebt, ist die politische Kritik, die Corbucci in die spannende Geschichte einwebt: Dass Kriminalität aus sozialer Ungerechtigkeit heraus entsteht, mag eine Nona-Botschaft sein. Und dass es politisch klüger wäre, die Not zu bekämpfen, und nicht die Notleidenden, ebenso.

Aber der hoffnungslos sozialromantische Altlinke in mir freut sich trotzdem über derlei Subtext, der hier völlig unplakativ und ohne erhobenen Zeigefinger daherkommt.

Viel könnte man noch schreiben über die exzessive Gewaltdarstellung, aber auch über die starke Frauenfigur, und vor allem über das düstere Ende, das auf historischen Tatsachen basiert. Aber hier soll nicht gespoilert werden. Und ihr sollt Euch den Film gefälligst selbst ansehen...

Die DVD aus dem Hause Kinowelt glänzt mit einer brillanten Bildqualität. Neben einem (unnötigen) alternativen Ende gibt's als Extra ein sogenanntes "Interview" mit Klaus Kinski zu seiner Jesus Christus Erlöser-Tour, das es wahrlich in sich hat. Aber seht selbst...

Leichen pflastern seinen Weg Bild 1
Leichen pflastern seinen Weg Bild 2
Leichen pflastern seinen Weg Bild 3
Leichen pflastern seinen Weg Bild 4
Leichen pflastern seinen Weg Bild 5
FAZIT:

Sergio Cobuccis Klassiker ist ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Meisterwerk des Italowesterns: Düster, pessimistisch und von einer eiskalten Atmosphäre durchzogen, die einen frösteln macht. Klaus Kinski spielt eine Berserker-Rolle wie auf den Leib geschneidert. Based on a true Story obendrein.

WERTUNG: 9 von 10 abgeschossenen Daumen
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Dein Kommentar >>
ghostdog | 11.09.2017 11:12
Unbedingt das denkwürdige Interview mit Psycho-Klaus bei den Extras angucken!
>> antworten
Johannes | 09.01.2008 21:17
Der Schnee ist übrigens zum Teil Rasierschaum.
Marcel | 19.02.2010 23:43
What?
mausekönig | 12.03.2011 15:38
warum zum teufel rasierschaum?!
ist sahne nicht billiger o.O
>> antworten