HORROR: GB, 2007
Regie: Juan Carlos Fresnadillo
Darsteller: Robert Carlyle, Rose Byrne, Jeremy Renner
28 Wochen nach der englischen Virus-Apokalype: Die Untoten sind verhungert, das Virus scheinbar ausgerottet. Doch die US-Army, unter deren "Schutz" wieder Zivilisten in London angesiedelt werden, hat die Rechnung ohne zwei ungezogene Kinder gemacht, die prompt das Virus wieder einschleppen....
KRITIK:Meine Erwartungshaltung, was die Fortsetzung zu Danny Boyles innovativen Zombie-Thriller 28 Days Later (2003) anging, war etwas - nun ja - schizophren. Kollegin Monika, ein erklärter Fan des ersten Teils, hat die Fortsetzung vorab gesehen und sprach mir gegenüber von "schlechtem Trash", wenn auch mit "gutem Sound".
Auf der anderen Seite der Begeisterungs-Skala: Ausgerechnet der Kurier,
der Horrorfilme normalerweise nicht einmal ignoriert. In einer Rezension, die zu euphorisch und vor allem überzeugend klingt, um sich als "Auftragsarbeit" zu entpuppen, war u.a. von "Schreckensbildern, die einen noch Tage begleiten" die Rede. Zitat Kurier: "Besser kann der Horror nicht sein".
Doch. Kann er. Denn die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. "28 Weeks Later" ist eine über weite Strecken überzeugende Fortsetzung eines hervorragenden Genre-Films. Nicht mehr und nicht weniger. Der Einstieg ist furios: Ein Häuflein Überlebender, das sich in einer Holzhütte verbarrikadiert hat, wird von den Infizierten buchstäblich überrannt. Ein Familienvater lässt seine Frau im Stich, er rennt um sein Leben. Cut.
28 Wochen später ist das Land entvölkert. Frei nach New Model Army ("We're the 51st State of America")
beginnt ausgerechnet die US-Army, die britische Insel zu kolonialisieren.
In der festungsartig gesicherten "Grünen Zone" (Nachrichten-Konsumenten dürften die Anspielung verstehen)
werden Zivilisten angesiedelt. Doch die Viruskatastrophe bricht erneut aus.
Und das Militär erweist sich als wenig hilfreich - eher im Gegenteil.
Wo das Original vor allem durch seinen rauen Minimalismus überzeugte,
wird in der Fortsetzung eine ziemlich fette Blockbuster-Sauce aufgetragen:
Kampfhubschrauber, Brandbomben, Schießereien, Explosionen und völlig unrealistische Verfolgungsjagden
dominieren den Mittelteil. Auch wenn 28 Weeks Later von klinisch sauberer Hollywood-Zombie-Action (schlimmstes Beispiel: "Resident Evil") meilenweit entfernt ist,
gereicht der CGI-Overkill dem Film nicht immer zum Vorteil.
Dazu kommt noch, dass meine Allergie gegen Kinder in Genre-Filmen unerwartet heftig zugeschlagen hat.
Ein Zombiefilm ist doch keine Kinderjausn, um mal Alkbottle zu zitieren.
Das klingt jetzt vielleicht schlimmer, als es tatsächlich ist.
Denn über weite Strecken ist "28 Weeks Later" immer noch ein spannender und kompromissloser Horror-Reißer,
der den Zuseher mit einer Fülle an drastischen Bildern bombardiert.
Ach ja, die Bilder: Der verwaschene Digicam-Look des Originals wurde weitgehend beibehalten.
Die grandiosen Szenen vom apokalyptisch entvölkerten London aus dem ersten Teil werden hier in stilvollen,
ruhigen Aufnahmen wiederholt. In hartem Kontrast dazu stehen die Auftritte der Infizierten: In rasenden Montagen und hysterischen Schnitten wird Blut gekotzt, gebissen, gesabbert und gebrüllt, als hätte das "Rage-Virus" auch hinter der Kamera gewütet.
Splatter-Fans dürfen sich also die Hände reiben. Die "Hubschrauber-Chop-Suey-Szene" rockt enorm. Und ja, der Soundtrack ist wirklich exzellent.
Trotz einiger Längen und erzählerischer Fehlentscheidungen (Kinder als Protagonisten in einem Zombiefilm - wo bleibt der Jugendschutz, wenn man ihn einmal braucht???) erweist sich "28 Weeks Later" als sehr solide Genre-Unterhaltung, die dem exzellenten ersten Teil allerdings nicht ganz die Blutsuppe reichen kann. Dennoch eine klare Empfehlung.