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Zeiten des Aufruhrs

Zeiten des Aufruhrs

OT: Revolutionary Road
DRAMA: USA, 2008
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Kathy Bates, Michael Shannon

STORY:

Mit dem Wunsch, glücklich zu werden und sich selbst zu verwirklichen, bezieht ein junges Paar ein schmuckes Einfamilienhaus in einer wohlhabenden Vorstadt-Gegend in Connecticut. Er hat einen gutbezahlten Job, sie kümmert sich um die beiden Kinder. Eine Vorzeige-Familie. Doch hinter den Fassaden brodelt es gehörig...

KRITIK:

Kate und Leo. Millionen dürften die Rückkehr dieses Paares auf die Kinoleinwände dieser Welt sehnlichst herbei gesehnt haben - aber vermutlich nicht so. Denn seit TITANIC (den der Autor dieser Zeilen nie ganz gesehen hat) sind doch schon einige Jahre ins Land gezogen. Und Mr. und Mrs. Wheeler haben sich auseinander gelebt - gelinde ausgedrückt. Wie sich diese Eheleute verachten, gegenseitig quälen, anschreien und hassen, das hat zumindest für mich harmoniesüchtiges Weichei etwas echt Beängstigendes.

Zehn Jahre nach dem Geniestreich AMERICAN BEAUTY, einer der ganz wenigen Filme, die auf unserer bescheidenen Website die Höchstnote abgeräumt haben, wagt Sam Mendes erneut einen Abstecher in die amerikanischen Suburbs. Er verlässt sich dabei auf die Buchvorlage REVOLUTIONARY ROAD von Richard Yates, die, wenn man Literatur-Auskennern glauben darf, als "Kultbuch" gilt und dafür verantwortlich ist, dass die amerikanischen Vorstädte mit ihren schmucken, weiß angestrichenen Einfamilienhäusern und gepflegten Vorgärten bis in alle Ewigkeit als Inbegriff der Hölle auf Erden gelten.

Wie schon in AMERICAN BEAUTY setzt Mendes, eigentlich ein Theatermensch, auf konsequente Über-Inszenierung: Perfekte Ausstattung, perfekte Musik, perfekte Schauspieler. Streberkino, wenn man so will. Aber im besten Sinne.

Zugegeben, dass die Geschichte in den Fünfziger Jahren spielt, klingt auf den ersten Blick nicht wirklich sexy. Aber gerade der perfekt nachgestellte Fifties-Look verleiht dem Film einen beinahe surrealen Touch. Und die Thematik ist ohnedies zeitlos.

Außerdem find ich's cool, in diesen (gesundheits-)politisch so korrekten Zeiten einen Film zu sehen, in dem pausenlos geraucht wird. *g*

Ein Wort noch zu den Darstellern: Kate Winslet, im richtigen Leben mit dem Regisseur verheiratet, ist zweifellos eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation.
Und was Mr. DiCaprio hier abzieht, lässt einen die Kinnlade auf Kniehöhe klappen: Dass Leo erwachsen geworden ist, haben wir schon in THE DEPARTED zur Kenntnis genommen. Diese Performance hier ist einen verdammten Oscar wert. Im Ernst.

Zeiten des Aufruhrs Bild 1
Zeiten des Aufruhrs Bild 2
Zeiten des Aufruhrs Bild 3
Zeiten des Aufruhrs Bild 4
FAZIT:

Sam Mendes did it again - und schickt pikanterweise ausgerechnet die TITANIC-Besetzung in ein Ehedrama mit Schauplatz amerikanische Vorstadthölle.
Sicherlich, nach AMERICAN BEAUTY lag die weiß gestrichene Zaunlatte unerreichbar hoch. Im direkten Vergleich kann REVOLUTIONARY ROAD (der nichtssagende deutsche Verleihtitel ZEITEN DES AUFRUHRS wird hier zum letzen Mal ausgesprochen) nur verlieren. Aber immer noch auf verdammt hohem Niveau: Gnadenlos bedrückend und unbedingt sehenswert (auch wenn einige Stimmen Gegenteiliges behaupten).

WERTUNG: 8 von 10 Rühreiern zum Frühstück
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American Beauty
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DRAMA/SATIRE: USA, 1999
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DRAMA/KOMÖDIE: USA/D, 2005
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DRAMA: USA, 2007
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Dein Kommentar >>
Bernhard | 22.01.2009 02:30
Toller Film aber (aber im nicht-abwertenden Sinn) sehr heftig. Geht in Mark und Bein. In gewisser Weise auch eine Rehabilitation für das Titanic-Pärchen obwohl ich ebendiesen Film gar nicht so schlecht fand, er wurde aber durch den Hype und die ganzen Leo-Groupies (und noch viel mehr durch Privat-TV-Trailer mit "Der größte Film aller Zeiten"-Gekotze) vollends zerstört, ansonsten wär er als solider Blockbuster durchgegangen. Kate Winselt ist keine meiner Lieblingsschauspielerinnen, hat mich in diesem Film aber sowohl schauspielerisch als auch optisch (so natürlich schön und nicht aufgemotzt) vollends überzeugt.

Negativ war nur das erschreckend strohdumme Publikum im Kino ... ein nicht kleiner Teil davon hat selbst als es dem Ende zuging noch nichts kapiert und den ganzen Film über immer wieder gelacht als ich schon gar nicht mehr schlucken konnte aufgrund dessen, was ich auf der Leinwand sah ...

-SPOILER-
Beispiel: als Kate das "letzte Frühstück" zubereitet und quasi so tut als sei alles in bester Ordnung war das ein Lachfest ... so quasi "schau typisch Frau heut is alles wieder ganz anders wie gestern hihi haha"
-ENDE SPOILER-
>> antworten
Nico | 17.01.2009 20:48
Leo spielt ganz gut... - allerdings hat er, muss man zugeben, ein paar schauspielerische Manöver, die wie kopiert und eingefügt wirken. Altbewährte und mustergültige Akzente. Kleinigkeiten, bei denen man meinen könnte an Leo würde man ein blinkendes ATTENTION! MELODRAMA erkennen
(sorry, Harald, findest du nicht, dass er schon in Aviator recht erwachsen wirkt? ;))

Bei Kate hingegegen... puh... Gänsehaut. - Macht unheimlichen Spaß ihr zuzugucken.
Ich saß schwärmerisch im Kinostuhl, war wie verzaubert...entwaffnet... und dann zermürbt sie mit ihrem Blick, der Stimme und leisen, wie lauten Worten Männlichkeit an sich wie n alten Bröselkuchen, ganz klein wird man(n) da und weiß, wie der verrückte John (mal wieder wahnsinnig gut Michael Shannon) erwähnt, nicht mit wem man Mitleid haben soll. Mit ihm, mit ihr?

Richtig gutes Mitfühlkino, wer es zulässt und nicht nur spritzige Dialoge auf sich wirken lässt.

Rundum sauber inszeniert. Perfekt eingefangen (Roger Deakins wie auch in Jarhead für Mendes zuvor)... - so mögen wir Hollywood.
Oh, und ich bin ein Fan von solchen Endings! Filmisch verspielt und lakonisch. Fast schon Satire.
Großartiges Melodram! Zwei große Schauspieler, die unterhaltsam sind wie damals noch Elizabeth Taylor und Richard Burton in Wer hat Angst vor Virginia Woolfe...?
8/10
Ehekrisen ahoi!

>> antworten
Nic | 17.01.2009 08:47
guter film.
kate's performance ist auch einen wert :)
8/10
>> antworten