WESTERN: I, 1966
Regie: Tinto Brass
Darsteller: Philippe Leroy, Adolfo Celi, Mirella Martin
Kopfgeldjäger Yankee (Philippe Leroy) verschlägt es ins Grenzgebiet New Mexicos, das von Banditen unter der fachkundigen Führung des "Großen Concho" (Adolfo Celi) terrorisiert wird. Yankees Vorschlag, Conchos Bande dem lokalen Sherrif auszuliefern und das Kopfgeld aufzuteilen, stößt beim Banditenführer erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. Unser wortkarger Held beschließt daraufhin, die Bande eigenhändig ins Jenseits zu befördern...
KRITIK:Yankee ist der erste und einzige Italo-Western-Beitrag des späteren Erotik-Regisseurs Tinto Brass (Caligula, Salon Kitty).
Und was soll ich sagen: Der Film ist richtig gut!
Nicht, dass die Story Innovationspreise gewinnen würde - muss sie auch nicht - wir schreiben schließlich erst das Jahr 1966. Die Italo-Western-Schwemme sollte erst zwei Jahre später richtig losbrechen.
Doch die ungewöhnliche Kameraführung, der Mut zu visuellen Experimenten und nicht zuletzt der
Gebrauch von christlicher Symbolik - die Gangster hausen in einem verfallenen Kloster, Wein wird aus einem Kelch getrunken, ein Gelage erinnert an das Letzte Abendmahl - heben den Film aus der Masse der geschätzten 500 Italo-Western seiner Zeit heraus.
Lediglich Hauptdarsteller Philippe Leroy wirkt für einen räudigen Kopfgeldjäger ein wenig zu glatt - oder sagen wir besser: glatt rasiert. "Yankee" dürfte der einzige Westernheld der Filmgeschichte sein, der sich im Verlauf der Handlung gleich drei mal beim Friseur unters Rasiermesser legt...
Und sonst? Der Bodycount ist ansehnlich; an Action mangelt es dem Film keineswegs.
Und die Szene mit dem Mann, dessen Frau mit einer Schlinge um den Hals auf seinen Schultern steht,
sollte zwei Jahre später in Spiel mir das Lied vom Tod recycled werden.
Koch Media präsentiert den Film UNCUT und digital restauriert im Rahmen seiner Italo-Western-Reihe.
Die Bildqualität ist erstklassig, das Cover sieht ausgesprochen chic aus,
und die Preisgestaltung (unter 10 Euro) würde ich als echtes Schnäppchen werten.
In diesem Sinne: Schnürt Eure staubigen Stiefel, zückt die Colts und reitet mit Onkel Tinto und seinem Yankee in den Sonnenuntergang...
Italiens Skandalfilmer Numero Uno, Tinto "Caligula" Brass, ein ewig unterschätzter Visionär,
hat mit diesem ungewöhnlichen Frühwerk einen echten Geheimtipp für Italowestern-Fans abgeliefert.
Jetzt erstmals ungekürzt in digital restaurierter Fassung auf DVD.