DRAMA: F/E, 1971
Regie: Fernando Arrabal
Darsteller: Fernando Arrabal, Mahdi Chaouch, Núria Espert
Spanien in den Dreißiger Jahren: Francos Faschisten haben die Republikaner im Bürgerkrieg besiegt; "Viva la Muerte" (Lang lebe der Tod) ist ihr Schlachtruf, Tausende der besiegten Linken wurden in einem regelrechten Blutrausch ermordet. Der Junge Fando will seiner Mutter nicht glauben, dass sein Vater, ein Republikaner, Selbstmord begangen hätte. Zu seinem Entsetzen findet er einen Brief, aus dem hervor geht, dass der Vater von seiner Frau an die Faschisten verraten wurde. Lebt er noch? Wurde er ermordet? Fando will die Wahrheit herausfinden und macht sich auf die Suche nach seinem Vater ....
KRITIK:VIVA LA MUERTE, der autobiographisch gefärbte Debutfilm des spanischen Filmemachers und Dramatikers Fernando Arrabal, gilt bis heute als eines der radikalsten Filmkunstwerke aller Zeiten. Der Film muss wohl auch als Selbsttherapie-Versuch eines Künstlers gesehen werden, der das mysteriöse Verschwinden seines Vaters, der nach seinem Todesurteil geflohen war, verarbeitet.
Stilistisch ist das Werk dem spanischsprachigen Surrealismus vom Schlage eines Luis Buñuel (Ein andalusischer Hund)
oder Alejandro Jodorowsky (El Topo) zuzuordnen. Inhaltlich hingegen steht VIVA LA MUERTE in der Tradition des südeuropäischen "Faschismus-Abrechnungskinos" wie die ansonsten nicht vergleichbaren Filme Die 120 Tage von Sodom und AMACORD.
Gedreht wurde der Film 1970 - also noch zu Lebzeiten Francos - im französischen Exil.
Was dem Zuseher hier vorgesetzt wird, ist definitiv harter Stoff: Eine lineare Storyline existiert praktisch nicht; der Film kippt immer wieder in minutenlange, einfärbig gehaltene surrealistische Traumbilder. Diese sind mitunter extrem gewalttätig und reflektieren das emotionale Chaos, in dem Fando (bzw. Arrabal) aufwächst: die zerrissene Kleinfamilie, die bittere Armut, der Krieg, die kranke Religiösität seiner Mutter und nicht zuletzt seine erwachende Sexualität.
Wir sehen Bilder von zerstückelten Tieren, hektoliterweise Blut, einen Priester, dem die Hoden abgeschnitten und in den Mund gesteckt werden, Folterszenen, Exekutionen, kranke sexuelle Demütigung mit Fäkalien usw. usf.
Auch wenn sich der Film einer herkömmlichen Erzählstruktur verweigert und dementsprechend unzugänglich wirkt, entwickelt er dennoch einen visuellen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Maßgeblichen Anteil daran hat auch der äußerst effizient eingesetzte Soundtrack - niemals wieder wird ein Kinderlied dermaßen spooky wirken.
Arrabals autobiographischer "Faschismus-Abrechnungsfilm" VIVA LA MUERTE gilt bis heute als eines
der radikalsten Filmkunstwerke aller Zeiten.
A disturbing hallucinatory masterpiece schrieb ein IMDB-User.