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Romper Stomper

Romper Stomper

ACTION/DRAMA: AUS, 1992
Regie: Geoffrey Wright
Darsteller: Russell Crowe, Daniel Pollock, Jacqueline McKenzie, Alex Scott

STORY:

Hando (Russel Crowe) führt eine Melbourner Skinhead-Truppe an, die den Vietnamesen in ihrem Viertel den "Rassenkrieg" erklärt hat. Als die zahlenmäßig überlegenen Vietnamesen zurückschlagen, zerfällt die Gruppe. Kompliziert wird die Situation durch ein Mädchen namens Gabe, die Hando und seine "Rechte Hand" Davey gegeneinander ausspielt...

KRITIK:

Erklären wir zum Einsteig mal den Filmtitel: "Romper" ist ein abwertender Slang-Ausdruck für Andersartig, Fremd, Ausländisch etc. Und "Stomper" kommt von "to stomp" - stampfen, treten. Damit ist eigentlich alles gesagt...

Mit seinem Langfilm-Debut Romper Stomper (1992) hat der australische Regisseur ein messerscharfes, spannendes Nazi-Drama vorgelegt, das diverse Preise abräumte und vor allem in Deutschland und England sehr kontrovers aufgenommen wurde. Die deutsche DVD ist immerhin ungekürzt, wohl aber indiziert. Weniger auf Grund der Gewaltdarstellung, sondern aufgrund inhaltlichen Bedenken: Ein Film, wo Skins vor Hakenkreuzen posieren und bizarren Dumpfsinn aus "Mein Kampf" vortragen, dürfte den Zensoren in Deutschland schwer auf den Magen geschlagen haben.

Zumal sich der Regisseur weigert, seine Figuren moralisch zu verurteilen oder über sie zu richten. Der mahnende Zeigefinger, ohne den viele deutsche Filmrezipienten offenbar nicht leben können, wird hier nicht erhoben.

Eine extrem wenige Handkamera ist immer nah am rauen Geschehen, begleitet die Skins bei ihren Schlägereien, bei ihren Parties und Saufgelagen. Gesprochen wird wenig - die Kommunikation beschränkt sich auf erstaunlich vielfältige Variationen des Wortes "Fuck!". Der Rest ist reine Körpersprache auf einem allgemeinverständlichen Level: Prügeln, Tanzen, Ficken, wobei die "Aktivitäten" nahtlos ineinander übergehen.

Geoffrey Wright hat sorgfältig im Milieu der australischen Nazi-Skins recherchiert, viele Interviews geführt und den Skins einfach zugehört. Das Ergebnis ist ein Film, der die Neonazis natürlich nicht verherrlicht, der wohl aber ihre Verletzlichkeit, ihre Frustration, ihre desolate soziale Lage als Ursache für ihre Gewalttätigkeit herausstreicht.

Zu den Darstellern: Was Russel Crowe hier abzieht, fällt in die Kategorie Method Acting: Mit ausrasiertem Schädel, kräftigen Muckies und eindrucksvollen Tattoos gibt das Rauhbein from Down Under eine verdammt charismatische Führerfigur ab.

Anfangs sieht es noch so aus, als würde der von Russel gespielte Hando all seiner Skrupellosigkeit und Brutalität zum Trotz vergleichsweise vernunftgesteuert agieren, irgendeinen einen schlauen Masterplan verfolgen. Doch als seine Gruppe beim ersten Anzeichen einer Krise auseinander bricht, steht der "Führer" ohne "Volk" da. Von nun an agiert er zunehmend irrationaler und psychopathischer.

Gegen Ende wird die bisweilen hysterische Action zugunsten eines melodramatischen Finales herunter gefahren. Die Charaktere bewegen sich einer Abwärts-Spirale aus Gewalt, Gegengewalt und Rache. Die Dinge entwickeln sich nicht gut - und das Sad End kommt dabei heftiger als erwartet. Aber seht selbst ...

Romper Stomper Bild 1
Romper Stomper Bild 2
Romper Stomper Bild 3
Romper Stomper Bild 4
Romper Stomper Bild 5
FAZIT:

Hartes, spannendes Skinhead-Drama aus Australien. Der dezidiert linke Filmemacher Geoffrey Wright hat ausgiebig im Neonazi-Milieu recherchiert und verstört mit seinem Ansatz, die rechten Nazi-Schläger (auch) als menschliche Wesen zu zeigen. Tabubruch gelungen. Und: Russel Crowes beste Rolle ever, wenn mich wer fragt...

WERTUNG: 8 von 10 Hakenkreuzen
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Dein Kommentar >>
bubvonbeltze | 01.07.2014 03:16
Lurchis kritik ist gegenstandslos.
Der Film ist gut gemacht und Russel Crowe richtig
gut.Die Problematik immer noch vorhanden.
>> antworten
Lurchi | 22.03.2010 14:51
Wenn Neonazis und Skinheads in echt auch solche primitiven und verblödeten Vollpfosten sind wie im Film, braucht man nicht befürchten, daß sie von irgendwem ernst genommen werden.
Russel Crowe mit seinen aufgemalten Tattoos sieht zum Lachen aus. Warum war dieser Schrott jahrelang indiziert?
Harald | 22.03.2010 15:55
ich bin schon welchen im richtigen Leben begegnet und bin ziemlich froh, diese Begegnung unversehrt überstanden zu haben. Das Problem ist sehr wohl ernst zu nehmen.
>> antworten