DRAMA: A, 2007
Regie: Götz Spielmann
Darsteller: Johannes Krisch, Irina Potapenko, Andreas Lust, Ursula Strauss, Johannes Thanheiser, Hanno Pöschl
Alex will mit seiner prostituierenden Freundin abhauen. Ein Banküberfall klappt ja immer. Nur zahlt Alex für die Beute einen hohen Preis. Der Polizist Robert zielt auf die Reifen des Fluchtwagen. Er wird am nächsten Tag im Wald gefunden. Die Frau auf dem Beifahrersitz ist tot. Das Leben muss weiter gehen. Susanne lernt den Enkel des alten Hausner kennen. Ein abweisender, attraktiver Mann voller Geheimnisse, der hart anpackt, wenn's sein muss. Ihr Mann kann ihren Kinderwunsch nicht erfüllen...
KRITIK:Der frische "Beste Kino-Spielfilm" der Diagonale 08 beginnt, für mich, mit einem kleinen 'Antares' - Zitat/Verweis und ich erlaube mir mal frech Götz Spielmann einen "Sex-Unter-der-Dusche"-Fetisch zu unterstellen. - Wird's ein Markenzeichen? ;-)
Nun, Antares konnte mich jetzt nicht überzeugen. Die Plattenbau- Milieustudie aus dem Jahr 04 war mir einfach zu roh, zu kalt. Vor der Projektion seines neuen Filmes hier am Festival musste ich erst mal meine Vorurteile gegenüber dem Filmemacher ablegen...
Ob der Film den Diagonale-Hauptpreis verdient hat, kann ich nicht sagen. Seine Mitbewerber kannte ich natürlich nicht. Aber verdienen tut dieser außergewöhnliche Film jede Würdigung! Absolut! Und ich freue mich, dass er im Vorfeld schon so geehrt wurde!!
Der Film überrascht! Ich war gebannt und hypnotisiert von einem wirklich wunderbar durchkomponierten, effektiven, packenden und fast schon bild-sprachgenialen österreichischen Film, auf den man vielleicht schon lange wartete.
Götz Spielmann spielt hier einfach in einer anderen Liga. Schon nach einer halben Stunde ist klar, wer Antares kennt, kennt den Spielmann noch lange nicht. Der Titel verrät es. Irgendetwas muss in diesem Film in der Luft hängen.
Ein Gefühl, das wir alle bei Verlieren, bei Verlust spüren. Das eine Revanche verlangt. Schmach!
Beim Sport ist es ein Wiederaufnehmen mit dem gleichen Gegenspieler, ein französischer Begriff, den wir Österreicher ja perfekt aussprechen können und gerne benutzen. Revanche, französisch für: Vergeltung.
"Ich mach 'ne Bank!" - Ein Coup, bei dem "...nix passieren kann!". - "Ein Arbeitstag wo eben nix passiert ist." Ja. Außer eben, die Benutzung der Dienstwaffe. Und die hat für den Benutzer und den flüchtenden Bankräuber Konsequenzen.
Konsequenzen, die filmisch und atmosphärisch exzellent eingefangen wurden. Der Film ist primär Charakterstudie, ein leises und doch so spannungsgeladenes Drama über Verlust, Schuld und "die" Revanche, die so einfach geschehen könnte und die sich über so manche gelungene Wendungen in ein großes, versöhnliches und gefühlvolles Finale hangelt.
Johannes Krisch, ein Name, den man sich merken sollte! Er verkörpert den wütenden, trauernden, sich wehrenden aber auch klugen Bankräuber mit Bravour. Menschlich und sympathisch mit harter Schale und weichem Kern. Wie er die Charakterentwicklung um seine Rolle zulässt, sie akzentuiert hat, hat fast schon Weltniveau. Eine wahre Bereicherung!
Daneben glänzt Irina Potempko, die ihre physische Rolle, in wenigen Szenen nur, unglaublich etabliert und ein Loch hinterlässt, als sie schließlich als unschuldige Komplizin stirbt.
Andreas Lust als schuldzerfressener, sensibler Polizist und auch Ursula Strauss als die warmherzige, abenteuerlustige und "heilige" Ehefrau mit unerfülltem Kinderwunsch sind ebenfalls optimal besetzt und tragen maßgeblich dazu bei, dass der Film unter die Haut geht und dort lange Zeit nach dem Abspann auch bleibt.
Trotz kurzer Produktionszeit kommt der Film meisterlich-gelungen daher. Martin Gschlachts Kameraarbeit (ebenfalls mit einem Preis ausgezeichnet) kann sich mehr als sehen lassen -auch im internationalen Vergleich. Er schafft eine Bildsprache, die perfekt zu den Gefühlen und zu einer bedrückenden Atmosphäre passt, wie die Faust in die Magengrube.
Selbst eine leichtfüßige Komik brilliert hier und fügt sich bestens in die Szenen ein. Natürlich, unaufdringlich und liebevoll. Ein Drehbuch schrieb Spielmann, das sich gewaschen hat. Respekt! Ich konnte trotz Vorurteile gar keinen Mangel an diesem Streifen feststellen und bin überrascht und zugleich (wie festzustellen ist :-) maßlos begeistert. (wie auch der ganze, volle Kinosaal an diesem Festival-Abend)
So ist auch nicht mehr viel dazu zu sagen und ich kann jedem nur empfehlen diesen Film ab 16. Mai im Kino seiner Wahl anzusehen!!! Mit vielen, vielen Freunden!
Ein satter, kräftiger, aufweckender ÖSTERREICHISCHER Spielfilm, dem man seine Aufmerksamkeit unbedingt schenken muss! Von mir gibt's ohne Bedenken die volle Skala!