HORROR: USA, 2007
Regie: Oren Peli
Darsteller: Katie Featherston, Micah Sloat, Mark Friedrichs, Amber Armstrong
Als hätte die Polizei von San Diego nichts Besseres zu tun, als geheime Verschlusssachen aus ihrer Reservatenkammer ausgerechnet den Paramount Pictures zur Verfügung zu stellen
Doch genau das will uns die Dankeszeile am Anfang von PARANORMAL ACTIVITIY, welche aus Gründen der -ähem- Authentizität gleich den kompletten Vorspann ersetzt, offenbar suggerieren.
Da man uns Movie-Nerds natürlich viel erzählen kann, wenn der Tag lang ist, glauben wir die Geschichte mal und kommen so zur folgenden Inhaltsangabe: Die Polizei von San Diego hatte da also dieses Videoband aus einem ungelösten Fall, welches die letzten Tage und Nächte der Studentin Katie und ihres Stechers Micah dokumentiert und es -aus welchen Gründen auch immer- den Paramount -Studios überlassen. Paramount hat es dann einem Millionenpublikum zugänglich gemacht hat. Dank Paramount weiß nun alle Welt, dass Katie seit frühen Kindertagen von einem unsichtbaren Wesen verfolgt wird. Und das "Ding" lässt auch nicht von ihr ab, nachdem sie mit Freund Micah in ein schönes Vorstadthaus gezogen ist. Fortan des Nachts geschieht Unheimliches in Katies Schlafzimmer und Micah filmt die dämonischen Geschehnisse live. Diese Aufnahmen werden zum Vermächtnis des Pärchens
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Gar schauerlich gruselig soll er sein. Der "Sensationserfolg aus den U.S.A." In seinen Test-Screenings soll er die Leute scharenweise aus den Sälen getrieben haben, weil kaum einer genug Nüsse in der Hose gehabt hat, um den Horror von PARANORMAL ACTIVITY bis zum nicht vorhandenen Abspann durchzustehen. Und nun ist dieser Film, dieses Schrecken verbreitende Ungeheuer,auf DVD erschienen, um auch uns "die Scheiße aus dem Leib zu ängstigen".
Laut Fachpresse und Fanforen sollen die authentisch mit Hand- und Stativkamera gefilmten übernatürlichen Phänomene derart lebensecht nachgestellt sein, dass selbst der unbedarfte Zuschauer im heimischen Fernsehsessel dabei befürchten muss, gleich das eiskalte Poltergeisthändchen am eigenen Sack zu spüren.
Nun will ich mich an dieser Stelle nicht als furchtlose Horrorrampensau hinstellen, die für alle, die den Film tatsächlich unheimlich finden, nichts als ein müdes Lächeln und ein mit tiefer, männlicher Stimme gehöhntes "Fuckin´ pussies!" übrig hat, doch Tatsache ist, dass bei mir -zumindest während des Films- die Scheiße blieb, wo sie war.
Allerdings gebe ich gerne zu, dass sich manche der paranormalen Aktivitäten, die hier im nächtlichen Schlafzimmer zu sehen sind, trotz ihrer überaus simplen Natur als bemerkenswert effektiv und tatsächlich ein bisschen gruselig erwiesen haben. Doch das wahre Grauen liegt ganz eindeutig in jeder Szene, die ohne eine Aktion des unsichtbaren Dämons, Gespensts oder der bösen Präsenz auskommen muss. Die beiden Hauptprotagonisten sind nämlich nicht nur allgegenwärtig, sondern auch völlig indiskutabel. Unter aller Sau; und zwar dermaßen "unter", dass sie die ganze Party ruinieren.
Katie Featherston und Micah Sloat versuchen so authentisch zu spielen, dass es nicht nur grässlich unauthentisch, sondern geradezu lächerlich wirkt. Ganz davon zu schweigen, dass sich ihr Dialog ohnehin nur auf Katies ständiges "Mach endlich die Kamera aus!"-"Hör auf zu filmen!"-"Noch ein Take und du schläfst auf der Couch!"-Genörgel beschränkt.
Ja, die einzig wirklich realistische Figur in diesem neuesten ultrarealistischen BLAIR WITCH-Handkamerahorror ist sowieso das Medium. Das wird von dem verzweifelten, dem Wahnsinn nahen Pärchen um Hilfe gebeten - Ach was! - angefleht. Kommt dann der vermeintliche Erretter ins Haus, guckt bedröppelt und sprach (sinngemäß mit meinen Worten wiedergegeben):
"Oh Jesusmariaundjosef! Der Dämon ist gar nicht erfreut über meine Anwesenheit. Ich spüre es! Er ist sogar stinkehäufchensauer darüber, dass ich hier bin. Nein. Definitiv! So leid es mir tut! Aber meine Anwesenheit macht im Moment mehr kaputt als dass sie helfen könnte " - "Aber ", kommt der erschrockene Einwand von Herr und Frau In-Todesangst. "Sie sind doch ein Medium! Der Einzige, der uns helfen könnte. Sie sind unsere allerletzte Hoffnung! Bitte, guter Mann, Sie müssen uns helfen!" - "Bedaure, aber das einzige, was ich muss, ist hier raus! Viel Glück, machen Sie´ s gut und empfehlen Sie mich weiter. Sie können mich ja morgen früh anrufen und mir berichten, wie es Ihnen heute Nacht ergangen ist "
Ist das nun eine realistische Handlungsweise oder eine realistische Handlungsweise? Der Mann hat BIS DAS BLUT GEFRIERT oder TANZ DER TOTENKÖPFE oder den EXORZIST genau studiert. Keine Frage! Denn er weiß ganz genau, dass Menschen mit medialen Fähigkeiten, die in Horrorfilmen zu helfen versuchen, immer die Arschkarte ziehen. Also macht er sich galant aus dem Staub. Das ist sicher nicht ehrenhaft, aber doch realistischer als der ganze andere pseudorealistische Mist wie "O, die Batterie lässt nach " und "Sag mal, filmst du mich schon wieder?"
Schade eigentlich. Denn PARANORMAL ACTIVITY hat schon ein paar unheimliche Momente zu bieten und auch ein im wahrsten Sinne des Wortes "schmissiges" Finale; zumindest in der regulären Kinoversion. Das alternative Ende dagegen ist Käse. Alles in allem aber habe ich diesen Film, dem ein Ruf wie Donnerhall vorauseilt, als kleine Enttäuschung empfunden. Schlimmer noch: Da haben mich selbst ein paar seiner Rip-Offs wie die recht spaßige PARANORMAL INVESTIGATION deutlich mehr unterhalten.
PARANORMAL ACTIVITY ist ein BLAIR WITCH PROJECT im Spukhaus. Von Kritikern und Fans als der Angstmacher der Dekade gefeiert wird der minimalistische, auf Authentizität getrimmte Horrorflick seinen Lorbeeren in meinen Augen kaum gerecht. Der Plot ist nicht originell, das Format nicht neu und die beiden Hauptprotagonisten sägen mehr an des Zuschauers Nerven als es selbst der furioseste Klopfgeist je vermocht hätte. Schade um die einfach gestrickten, aber schön effektiven Schauereinlagen, die einen würdigeren Rahmen durchaus verdient gehabt hätten.