HORROR: USA, 2008
Regie: Alexandre Aja
Darsteller: Kiefer Sutherland, Paula Patton, Cameron Boyce, Erica Gluck
Detective Ben Carson (Kiefer Sutherland) hat Mist gebaut, für den ein Kollege mit dem Leben bezahlen musste. Es kommt, was kommen muss: Entlassung, Scheidung, Alkohol, Depressionen, die ganze Palette. Carson tritt einen Job als Nachtwächter in einem abgebrannten Kaufhaus an. Und dort wird er mit dem blanken Grauen konfrontiert, das sich hinter Spiegeln versteckt...
KRITIK:Nach Haute Tension und The Hills Have Eyes wagt Frankreichs Splatter-Shootingstar Alexandre Aja ein fett budgetiertes Hollywood-Remake eines asiatischen Geisterfilms. Braucht man das?
Klare Antwort: Ja! Dass Aja kein Stümper ist, wissen wir Horror-Fanboys nur zu gut. Dementsprechend spannend beginnt Mirrors auch: Ein simpler, aber höchst wirkungsvoller Vorspann, und schon sind wir mitten drin in einem Hounted House, wie es atmosphärischer und düsterer kaum sein könnte. In den Credits wäre wohl ein "Special Thanks" an den rumänischen Diktator Ceausescu fällig gewesen: In den Ruinen eines größenwahnsinnigen Protzbaus der rumänischen Hauptstadt Bukarest haben die Set Designer einen Schauplatz gefunden, wie man ihn in keinem Studio nachbauen hätte können.
Dieses unheimliche, rußgeschwärzte, mit hunderten Spiegeln dekorierte Monstergebäude spielt auch die heimliche Hauptrolle. Nein, stimmt so nicht. Denn Aja verlässt sich nicht nur auf die Wirkung seines Schauplatzes, sondern interessiert sich auch für den Menschen: Jack Bauer - Verzeihung - Kiefer Sutherland liefert eine formidable Leistung als alkoholkranker, psychisch zerrütteter Cop, für den er sich bestimmt nicht sehr verstellen musste.
In Sutherlands Konfrontation mit seiner Familie, die er vor dem Grauen zu schützen versucht, hat der Film einige unerwartet intensive Momente; näher am Charakter-Drama als am Mystery-Horror.
Apropos Horror: Der kommt natürlich auch nicht zu kurz. Die Idee mit den "Standbildern" im Spiegel ist schon verdammt scary. Und Ajas bekannte Neigung zu "lustigen" Effekten sorgt für einige Härten. Ich sage jetzt nur: Die Unterkiefer-Szene...
Schade nur, dass dem Regisseur und seinem Autor im letzten Drittel allmählich die Ideen ausgehen: Routiniert, aber irgendwie lustlos werden an den Haaren herbeigezogene Wendungen aneinander gereiht, auf Logik nonchalant gepfiffen (was zu verschmerzen ist) und der Film auf eindeutig zu lange 111 Minuten gestreckt. Zumal der 08/15-Showdown aus dem CGI-Rechner die vorher sorgsam aufgebaute Atmosphäre gnadenlos platt walzt. Aua!
Doch die allerletzte Einstellung, die ein wenig an bessere Zeiten eines gewissen Herrn Shyamalan erinnert, hat mich wieder mit dem Film versöhnt. War doch ganz OK, im Grunde...
Sicher, nach dem sensationellen The Hills Have Eyes ein klarer Rückschritt für Monsieur Aja. Dennoch ein atmosphärisch dichter Horror-Trip mit einigen Härten und unerwartet guten schauspielerischen Leistungen. Kann man gelten lassen...