ACTION/LOVESTORY: IND, 2006
Regie: Rakesh Roshan
Darsteller: Rekha, Hrithik Roshan, Priyanka Chopra
Krrish heißt eigentlich Krisshna und hat von seinem Vater übernatürliche Kräfte geerbt. Nach dem tragischen Tod seiner Eltern lebt Krisshna bei seiner Großmutter. Die Dinge ändern sich, als eine Gruppe von Abenteuer-Urlaubern in Krisshnas idyllischem Bergdorf eintrifft. Nach erfolgreicher Lebensrettung verliebt sich unser Held in die TV-Reporterin Priya und folgt ihr in die große fremde Stadt Singapur. Dort werden seine Superheldenfähigkeiten dringend benötigt...
Vorhang auf für Krrish, Bollywoods Antwort auf Matrix, Superman und Konsorten. Gleich vorweg: Der Film hat definitiv seine Reize... sofern man die Hervorbringungen der indischen Filmindustrie grundsätzlich zu schätzen weiß.
Böse Zungen behaupten ja, Bollywood-Filme würden hauptsächlich aus unmotiviert in die Handlung eingestreuten Tanzszenen, massig Kitsch und Schauspiel auf Telenovela-Niveau bestehen. Schon wahr: Der Hauptdarsteller sieht aus wie eine Kreuzung aus Hansi Hinterseer auf Anabolika und George Michael zu "Wham!"-Zeiten, und seine exakt drei Gesichtsausdrücke - leicht einfältiges Grinsen bzw. schmachtendes oder heldenmutig-entschlossenes In-die-Kamera-Blicken - hat er vermutlich in einer Tanzschule gelernt. Tanzen kann er nämlich ganz ausgezeichnet.
Krrish macht Spaß - in seinen 175 Minuten (!) bietet dieser Streifen nämlich einen ziemlich großen Kessel Buntes: Heimatfilm, Musical, Liebesdrama, Verwechslungskomödie, Superhelden-(Parodie?). Und zum drüberstreuen noch eine Alien-Invasion und einen Mad Scientist, der mithilfe eines Computers, der die Zukunft vorhersagt, die Weltherrschaft an sich reißen will. Still with me?
Langweilig wird also garantiert niemandem. Die obligatorischen Tanzszenen vor wahlweise nachkolorierter (?) Himalaya-Idylle, glitzernden Glasfassaden und pompösen Zirkus-Kulissen sind exzellent choreographiert, die traditionelle Hindi-Musik wurde mit westlichen Beats unterlegt. Besäße der Autor dieser Zeilen eine gewisse Toleranz gegenüber weltmusikalischen Exotismen, würde er den Soundtrack wahrscheinlich als "funky" und "mitreißend" bezeichnen, ganz nach dem Motto des Label-Werbespruchs: "Bollywood macht glücklich". Aber leider ist dem nicht wirklich so. Sorry ;-)
Action im herkömmlichen Sinn ist erst gegen Ende angesagt - die kann sich - technisch gesehen - aber durchaus sehen lassen. OK, zugegeben, Fight-Sequenzen, in denen die Bilder gleichzeitig eingefroren und beschleunigt werden, sollten im Jahr XX nach Matrix langsam polizeilich verboten werden. Aber egal, für die Action gilt das selbe wie für die Tanz-Sequenzen: Etwas naiv, aber bunt, exzellent choreographiert und Eye-Candy satt. So soll es sein.
Ein Bollywood-Blockbuster, der alle Stärken und Schwächen des modernen indischen Kinos in sich vereint: Überlänge, Kitsch und fragwürdige schauspielerische Leistungen, die aber durch hervorragende Tanzsequenzen, Selbstironie und fett budgetierte Hochglanz-Action, die sich vor Superman, Matrix und Co. nicht verstecken muss, mehr als wett gemacht wird. Als Bollywood-Einstiegsdroge für Unbedarfte definitiv zu empfehlen.