GANGSTERDRAMA: USA, 1990
Regie: Abel Ferrara
Darsteller: Christopher Walken, Steve Buscemi, David Caruso, Wesley Snipes, Lawrence Fishburne, Victor Argo
Nach einem langjährigen Gefängnisaufenthalt kehrt Drogenboss Frank White (Christopher Walken) in sein angestammtes Habitat, die Straßen der Bronx zurück. Frank steckt voller Tatendrang und ist in seinem Wirken nicht zu bremsen: Nach einer Reihe von Mordanschlägen auf Konkurrenten ist Frank der "King of New York", der Mann, der das florierende Drogengeschäft im Alleingang kontrolliert. Als Frank auch noch politische Ambitionen entwickelt, mit Drogengeld ein Krankenhaus finanziert und sich als Wohltäter feiern lässt, platzt den Cops der Kragen: Sie schmieden ein Komplott, um Frank ein für alle Mal das Handwerk zu legen …
KRITIK:Lange bevor er sich die Birne weg gekokst hatte, lieferte Abel Ferrara eine nahezu beängstigende Serie an düsteren Großstadt-Thrillern mit Schauplatz New York City. Die Zutaten waren stets die selben: Eine grundpessimistische Weltsicht, eine fotogene, die Grenze zur Selbstzweckhaftigkeit lustvoll überschreitende Gewaltdarstellung und eine Vorliebe für katholisch grundierte Erlösungsgeschichten samt der entsprechenden Ikonographie.
Wobei der Anteil an plakativer religiöser Symbolik hier deutlich herunter gefahren wurde. Stattdessen dominiert ein visueller Stil, den man "Neon-Realismus" nennen könnte: Der Film spielt fast durchgängig bei Nacht, wo sich flackernde Neonlichter auf nassen Straßen spiegeln und durchdringender Regen für eine beklemmende Atmosphäre sorgt, die David Fincher Jahre später in Se7en auf die Spitze treiben sollte.
Christopher Walken liefert eine - no na - beeindruckende One Man Show als rastloser Unterwelt-König in einem Gangsterdrama, das - ebenfalls no na - kein Happy End nehmen wird. Wobei: One Man Show stimmt so nicht. Mit Steve Buscemi, David Caruso, Wesley Snipes, Lawrence Fishburne und Victor Argo hat Ferrara ein beeindruckendes Ensemble vor der Kamera versammelt.
Noch ein Wort zur Produktionsgeschichte: Nie im Leben hätte ich mir gedacht, einmal etwas Positives über Silvio Berlusconi sagen zu müssen. Aber wie man in der Wikipedia erfährt, hat der italienische Rechtspopulist und Medienmagnat in der Produktion des Films eine wichtige Rolle gespielt. Wer weiß, vielleicht ist ihm die Geschichte eines Gangsters mit Polit-Ambitionen einfach ans Herz gewachsen?
DVD-technisch wurde dem King of New York ein weit freundlicheres Schicksal zu Teil als dem Gros der Ferrara-Filme: Die Uncut-Edition von Laser Paradise erfreut das Auge mit einer - gemessen an den nicht immer für Jubel sorgenden Standards des Hauses - durchwegs akzeptablen Bildqualität. Wenn man Experten in diversen Foren Glauben schenken darf, wird man auch mit der US-DVD nicht besser bedient. Dass die deutschen Untertitel fehlen - mein Gott, man kann nicht alles haben …
Wie viel schwarzpessimistische Weltsicht passt in einen Gangster-Thriller? Eines von Abel Ferraras Meisterwerken; auch in der deutschen (Uncut-)Fassung absolut sehenswert.
In diesem Sinne: "Ein Mann, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist, sollte nicht U-Bahn fahren".