TRASH: USA, 1988
Regie: Stephen Chiodo
Darsteller: Grant Cramer, Suzanne Snyder, John Allen Nelson, John Vernon
Popcorn, Zuckerwatte, Killer Klowns. Aus einem gemütlichen Abend auf dem städtischen Bumbshügel wird für die beiden liebestollen Jugendlichen Debbie und Mike eine Nacht des Grauens, als killende Klowns aus dem Weltraum die Erde heimsuchen... and they're rollin' and killin' and rollin' and...
Sohooo, Leute. Die Sommerpause ist vorbei. Was schade ist, denn das bedeutet, dass auch mein London-Urlaub vorbei ist. Was aber auf der anderen Seite wieder schön ist - vor allem für euch, newa -, da ich mir nun all die schönen in England erstanden Gewalt-Filmchen - man mag ja von Engländern halten was man will, aber was man da in einem gewöhnlichen HMV alles findet, treibt einem die Freudentränen ins Gesicht - denn auch fröhlich zu goutieren. Während sich meine Freundin bereits mit genug - wir werden sehen, hrhr - Ablenkungsmaterial eingedeckt hat, dürft Ihr - unsere werten Leser, that is - euch über allerlei schmuddeligen und schmoddrigen Schweinskram freuen - will heißen, ich grase auch weiterhin den Bodensatz filmischen Schaffens italienischer und spanischer Schmuddelbarden ab - Jess Franco FTW!.
Freut euch also noch auf hakenkreuzige Sauf- und Bumsorgien schlecht uniformierter Nazi-Schergen, freut euch auf peitschige Kettenorgien südamerikanischer Frauenknast-Insassinnen, axtige Axtmassaker-Orgien schwer gestörter Vergewaltigungs-Opferinnen und vieles mehr.
Aber vor allem, freut euch auf: KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE - und die gibts sogar jetze. Doch bevor Ihr weiterlest, ein Wort der Warnung; freut euch nicht zu sehr - doch dazu später mehr, also schön weiterlesen, newa. Erst mal schön der Reihe nach, denn rein prinzipiell verspricht der Film ja ein Freudenfest des Trashfilms zu werden. Allein schon mal vom Titel ausgehend, versteht sich. KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE. K-I-L-L-E-R K-L-O-W-N-S FROM OUTER SPACE - holy shit, wie Dorftrottel Verzeihung, Dorfpolizist Mooney das Ganze denn auch passend kommentiert. Jaha, das ist doch mal was. Und, das muss man dem Film, ungeachtet dessen was noch folgt, lassen - der Titel hält was er verspricht. Das ist ja eigentlich nicht selbstverständlich - wir erinnern uns an EXZESSE IM FRAUENGEFÄNGNIS, die sich bei näherer Betrachtung dann doch als Langeweile im Frauengefängnis oder so entpuppt hat -, aber hier. Hier gibts Killer, Klowns, Killer Klowns und das auch noch vom Weltall und vor allem: Verbrochen von den Chiodo-Brüdern.
Wer von den werten Herren noch nichts gehört hat, sollte sich jetzt zwar nicht schämen, dafür aber mal ganz tief im geistigen Filmtagebuch wühlen und sich daran erinnern jemals CRITTERS oder TEAM AMERICA gesehen zu haben. Denn hat man diese Filme gesehen - wahlweise auch nur einen der beiden -, dann hat man zwar immer noch nichts von den Chiodo Brüdern gehört, aber zumindest gesehen. Die drei Brüder nämlich - namentlich Stephen, Charles und Edward - zeichneten nämlich bei beiden Filmen für die Special Effects verantwortlich. Irgendwann - 1988, that is - hatten die drei denn mal Lust was Eigenes auf die Beine zu stellen anstatt bloß Auftragsarbeiten für andere zu verrichten. Raus kam dabei denn eine Hommage an alle BLOBS, BODY SNATCHERS und KILLERS FROM SPACE und INVADERS FROM MARS, die die farblosen 50er so terrorisierten, mit einem Schuss bieriger Ernstigkeit, viel Humor aber vorallem Ironie.
Und was dabei vor allem heraussticht ist zwangsweise Eins, die Effekte - who wouldve guessed, eh. Und die sind dabei noch handgemachter als romantische Abende einsamer Filmgeeks in den Kellern ihrer Mütter - no offense, ich bin einer von euch. Das sieht man und das ist wunderherrlich. Kein verlodertes CGI-Gefummel, keine Schauspieler die mit sich selbst reden, ins Leere starren und dann auf der Leinwand plötzlich einen Gegenspieler vor die Nase gesetzt bekommen.
Nein, die Chiodo-Effekte haben Stil und Charakter und vor allem - sie erzeugen Atmosphäre. Klowns fand ich nie besonders gruselig oder furchteinflößend - der einzige Klown der mir je zu schaffen gemacht hat, war Stephen Kings ES, aber ganz ehrlich, das Buch hats auch in sich -, genauso wenig wie diese Klowns - ja, ich schreibe sie mit K und ja, ihr werdet in dieser Kritik nicht einmal Klown mit C lesen, live with it - aber hier haben wir es mit den wohl psychopatischsten Klowns der Filmgeschichte zu tun. Sie sind die Manifestation des Merkwürdigen, mit ihren übergroßen mächtigen Köpfen und dem watschigen Gang zu rockiger Punkmusik und den Streicheleinheiten für Fahrräder.
"Mooment, habe ich gerade Streicheleinheiten für Fahrräder gelesen?!", dürfte sich so mancher Leserling fragen. "Oh ja, baby!", wäre denn auch prompt meine Antwort. Streicheleinheiten für Fahrräder. Von einem Klown. Und das ist äußerst merkwürdig. Aber damit ist das Ende der Merkwürdenstange - hmm, hört sich irgendwie pervers an eh, was solls, ihr steht doch drauf - noch lange nicht erreicht. Schwachfug hatten sich die Chiodo-Brüder dereinst auf die Fahnen geschrieben, als sie sich an das Drehbuch zu KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE machten. Und Schwachfug gibt es hier zu Hauf, garniert mit einem kleinen Spritzer Hirngrütze - leider nicht wortwörtlich, immerhin hätten sone Schweinereien das Rating versaut. Und so viel davon, dass man sich an mancher Stelle gar in einem Godfrey Ho-Film wähnt - ohne das jetzt mal beleidigend zu meinen, newa.
Da werden etwa Menschen in Zuckerwatte-Kokons gepackt - mittels Zuckerwatten-Kokon-Pistole, that is (öhm, meine Rechtschreibüberprüfung, kennt das Wort Sleaze nicht, hat aber bei Zuckerwatten-Kokon-Pistole nichts zu meckern? Versteh einer diese Welt) - um später verzehrt zu werden - das Zeug war mir schon immer arg suspekt -, da werden Leute mit Popcorn-Gewehren beschossen, mit Zirkuszelten durchs Weltall gegurkt, gefräßige Miniklownköpfe kommen aus Wäschekörben geschossen und und noch so manches mehr. Nur die 4. Dimension, die gibts nicht - vielleicht besser so, gegen all die knallbunten Ninja hätten die Klowns auch mit Zuckerwatte und Popcorn keine Chance, das sollte gesagt werden.
Schön und gut der ganze Schwurbel und dabei noch nicht mal ernst gemeint das Ganze, sondern stets mit einem Augenzwinkern präsentiert. Spricht für die Chiodo-Brüder, spricht gegen Godfrey Ho - der hat zwar mit diesem Filmchen hier nichts zu tun, aber hält den ganzen Käse, den er einem mit seinem Ninjaschwurbel vorsetzt für höchste Filmkunst -, und spielt letztendlich leider doch ein wenig gegen den Film - doch dazu, später mehr, also schön weiterlesen (muha, wenn ich eins drauf hab, dann sinds Cliffhanger).
Wir hätten damit also schon mal allerlei durchgeknallte Ideen und Effekte, wie sie passender nicht sein könnten. Das womit KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE und die Chiodo-Brüder letztlich wirklich glänzen können ist die Charakterzeichnung. Ja, wirklich. Wir reden hier nicht nur über Charakterzeichnung in einem trashigen Trashwerk, nein wir reden hier sogar über eine durchaus gelungene Charakterzeichnung in einem trashigen Trashwerk. Und dabei muss die sich nicht einmal hinter mainstreamigen Mainstreamrotz verstecken. Und das meine ich durchaus mit aller Ernsthaftigkeit; selten habe ich in einem Film durch die Bank derart sympathische Charaktere gesehen, wie bei den durchgeknallten Mörder-Transen - Verzeihung, Killer Klowns. Allesamt sind sie Abziehbilder 50er Jahre-Sci-Fi-Chraktere und auf deren Quintessenz reduziert, klar, dabei jedoch derart liebenswürdig, schrullig, dass einem das Herz aufgeht - mit Ausnahme der Terenzi-Brüder, die sind einfach nur nervig und hätten meinetwegen schon nach deren ersten Auftritt von den Klowns gezuckerwattet werden können, aber so leicht machen dies einem dann doch nicht.
Von der naiv-doofen Debbie, über den schnapsigen Dorfdeppen - Verzeihung, eigentlich ist er ja Bauer, aber man geht halt immer vom ersten Eindruck aus, newa - Gene Green bis hin zum, zum alten Eisen gehörenden - Moonie sorgt einfach jeder für die richtige Atmosphäre und ein wohlig-warmes Gefühl beim Schauen.
Doch was nützt das beste Drehbuch, die besten Charaktere, wenn die Schauspieler die diese darstellen (sollen) letzten Endes mindertalentierte Nasenbären - am Dorftheater gescheitert - sind? Richtig, nicht viel. Umso besser also, dass wir es auch hier größtenteils mit Darstellern zu tun haben, die zumindest rudimentär etwas von ihrem Beruf verstehen. Allen voran John Vernon - der denn auch eine weitreichende Karriere und eine beeindruckende Filmographie vorzuweisen hat, hauptsächlich in Rollen als Autoritätspersonen. Nicht weiter verwunderlich, betrachtet man zum einen seinen Auftritt bei den Killer Klowns, und bedenkt zum anderen seine Stimme, die - mir zumindest - autoritär genug erscheint. So spielte sich Vernon denn auch im Laufe der Zeit durch größere und kleinere Produktionen als Gefängniswärter, Polizist, General - so zum Beispiel im 96er THE INCREDIBLE HULK - und lieh nebenbei diversen Videospielcharakteren seine Stimme.
Den alten, harten Knochen, der in der Jugend und überhaupt jedem eine Gefahr für Leib, Leben und amerikanischen Anstand sieht, spielt er derweil auch routiniert, aber mit einer gewaltigen Portion Ironie. Der immergleiche Gesichtsausdruck - Respekt, wenn ich sonen Blick aufsetzte, friert mir nach 10 Minuten spätestens äußerst schmerzhaft das Gesicht ein -, die harten Sprüche und die Faust der Gerechtigkeit - Verdammte Punks, denen muss man einfach mal zeigen was ne Harke ist, newa - Vernon als Mooney ist einfach die coole Sau vom Dienst - um mich mal allgemeingültig auszudrücken. Oscarverdächtig mag das zwar bei weitem nicht sein, aber wen interessieren Goldtrophäen aus Hollywoods Vetternwirtschaft. Das macht verdammt Spaß und das ist es worauf es letztlich auch ankommt. Punkt. Ende. Aus - metaphorisch gesprochen, also schön weiterlesen, newa.
Weiters hätten wir dann noch Suzanne Snyders als damsel in distress - und das ganz ohne Frauenknast oder Gefängnisinsel oder Nazibordelle wer hätts gedacht - ihrerseits gar nicht mal so unbeschriebenes Blatt und vor sowie nach KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE vor allem dem Genre treu - so zum Beispiel mit RETURN OF THE LIVING DEAD 2 -, aber auch dem Fernsehen gar nicht mal fremd. Immerhin konnte sie sogar zwei Auftritte bei "Seinfeld" ihrer Filmographie hinzufügen. Man könnte noch hinzufügen, dass eben jene Suzanne auch gar nicht mal so schlecht aussieht - auch wenn das in diesem Genre doch eher nicht so wichtig ist, wie beispielsweise in einem Jess Franco-Reisser. Schauspielern kann sie aber auch - zumindest durchaus ein wenig über Genrestandard und auch ihr merkt man den Spaß an, den die ganze Chose beim Dreh gemacht haben dürfte.
Auf die restliche Drehbeteiligung vor der Kamera muss man nicht im Detail eingehen, es sind keine Totalausfälle zu verzeichnen und weitgehend auch fast keine Nasenbären - unfähige, that is - auszumachen. Fast keine, bis auf die netten Herren - namentlich Michael Siegel und Paul Licassi - denen es offensichtlich nicht reichte, dass die beiden Charaktere die sie darstellen sollten schon nerven wie Schwitzen im Intimbereich, nein, sie mussten es auch noch ordentlich übertreiben, ohne dabei jedoch über die Coolness - nennen wirs einfach mal neudeutsch so - eines John Vernon zu besitzen. Kann man aber recht gut mit leben, denn, zwar gehen die beiden nicht drauf, haben dafür jedoch nicht allzu viel Zeit auf der Leinwand.
Beziehungsweise auf dem Bildschirm, denn eine Begutachtung der Killer Klowns findet heutzutage am ehesten auf dem heimischen Bildschirm statt, zum Beispiel mit der DVD von Optimum Home Entertainment, die den Film angemessener Qualität auf die Silberscheibe gepresst hat. Als Extra gibts zwar nur den Original Trailer - wohoo, gibt sogar den ganzen Film, hrhr - dafür aber noch einen der besten Rating-Texte die ich je lesen durfte. Vorhang auf, Text her:
"Contains moderate horror and one use of strong language." - kann man so stehen lassen, ich schließe in diesem Sinne: "Killer Klowns from outer space - holy shit!"
So, fassen wir noch mal zusammen, wir hätten also spitzenmäßige Effekte - wer jedoch jenseits der 90er das Licht der Welt erblickte und in Folge dessen seine cineastische Bildung durch Hostel und Roland Emmerich-Schwurbel erhalten hat, dürfte bei Begutachtung dieses Werkes womöglich verdutzt dreinschauen, aber lasst euch eins gesagt sein Ihr Banausen: CGI saugt und zwar sowas von! (Der Käse hat ja auch aus KRIEG DER STERNE in der Fortsetzungstrilogie letztlich eine hochsterile Entweihung des Franchise gemacht
von CGI Blut etwaiger Neuzeit-Slasher will ich gar nicht erst anfangen) - ein durchaus stimmiges Drehbuch mit einer deftigen Prise Ironie sowie gelungene Charakterzeichnung und Darsteller jenseits Hoscher Pappnasen-Schauspielerei. Warum also in aller Welt empfahl ich dem geneigten Zuleser denn Eingangs nun sich nicht zu früh zu freuen? Nun, das ist ganz einfach, trotz all dieser positiver Seiten will der Funke einfach nicht überspringen. Und das dürfte am Fluch liegen. Am Fluch, der so gut wie alle Filme verfolgt, deren Hauptmotiv gewollter Trash ist. Klar, der Film mag durchaus intelligent sein - auf Genrestandard versteht sich - und in gewisser Weise auch funktionieren, dennoch fehlt einfach dieses gewisse "Haben die das jetzt ernst gemeint?"-Gefühl, denn man weiß, nein, haben sie nicht.
Funktionieren würde KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE letztlich also als Sci-Fi-Horror-Komödie, nur das ist sie letztlich auch nicht, eher ein Horrorfilmchen mit ironischen Einschüben. Dabei aber zu gut produziert um wirklich richtig echter Trash zu sein - vor allem zu gewollt - aber zu abgedreht für ein bloßes Horrorfilmchen. Das nimmt dem Ganzen ein wenig den Wind aus den Segeln, solide Unterhaltung der Marke "Film rein, Kopf aus!" bleibt dennoch übrig und mit dem ein oder anderen Bier wirds wahrscheinlich sowieso egal - eine Per-Se-Empfehlung für die bierselige Filmrunde bleibt dennoch aus; dann doch vielleicht lieber was von Godfrey Ho.