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Immer nie am Meer

Immer nie am Meer

KOMÖDIE/DRAMA/THRILLER: A, 2006
Regie: Antonin Svoboda
Darsteller: Christoph Grissemann, Dirk Stermann, Heinz Strunk, Philip Bialkowski

STORY:

Ein bärtiger Geschichteprofessor (Dirk Stermann), sein betrunkener Schwager (Christoph Grissemann) und ein etwas wahnsinniger Anhalter (Heinz Strunk) kommen mit Kurt Waldheims ehemaligem Dienst-Mercedes von der Straße ab: Eingekeilt zwischen Bäumen lassen sich die Türen nicht öffnen, das Schiebedach klemmt, und die Scheiben sind aus Panzerglas. "Gefangen in der Nazikarre" (Zitat) warten sie tagelang auf Hilfe. Bis ein seltsamer Junge auftaucht...

KRITIK:

Gleich vorweg: Wer in Erwartung eines "Kabarettfilms" Marke HINTERHOLZ 8 ins Kino geht, hat die Rechnung ohne Stermann und Grissemann gemacht. Ursprünglich als Komödie angedacht, ist den beiden Entertainern das Komische immer mehr abhanden gekommen:

"Es wäre doch einigermaßen grotesk, wenn du drei völlig verzweifelte Männer zeigst, die dauend Witze reißen. Das wäre unerträglich geworden." So Christoph Grissemann in einem Interview mit der Zeitschrift Wiener. Kollege Dirk Stermann will den Film lieber als "Psycho-Groteske" bezeichnen. Das trifft es tatsächlich ziemlich gut.

Dabei hat mich der Einstieg äußerst unangenehm berührt. Was aber weniger an den beiden Herrn lag, deren Arbeit ich sehr schätze. Sondern an der uninspirierten Regie von Antonin Svoboda, der schon den an sich interessanten Film SPIELE LEBEN visuell in den Sand gesetzt hat, dass die Augen schmerzten.

Auch hier wieder: Grauenhafte Ausleuchtung, grotesk billiger Homevideo-Look, triste Kulissen, kurzum: Alles da, was das amateurhafte Dunkelkammer-Kino der "Coop 99" so unerträglich macht. Optisch, nicht inhaltlich, versteht sich.

Glücklicherweise bessert sich die Qualität des Films relativ schnell, nämlich sobald Waldheims Mercedes zwischen den Bäumen steckt. Die klaustrophobische Stimmung im gepanzerten Wagen wird sehr gut eingefangen; Mittendrin-Faktor: Gefühlte 100%.
Die Stimmung pendelt zwischen Ausweglosigkeit, Hoffen und Bangen, (unangebrachter) Euphorie, Panikattacken und Galgenhumor - Stermann, Grissemann und ihr Hamburger Komiker-Kollege Heinz Strunk (alias Jürgen Dose) agieren erstaunlich überzeugend. Zumal die Herrn ja keine gelernten Schauspieler sind.

Das clevere Drehbuch schafft es, diesem bizarren Kammerspiel jede Menge Spannung und immer wieder neue, unerwartete Wendungen abzuringen. Die Situation ist zwar ausweglos, aber nicht ganz unlustig. Dass das Lachen die meiste Zeit im Halse stecken bleibt, versteht sich dabei von selbst. Beileibe kein schlechter Film.

Immer nie am Meer Bild 1
Immer nie am Meer Bild 2
Immer nie am Meer Bild 3
Immer nie am Meer Bild 4
FAZIT:

Stermann und Grissemanns Kinodebut ist keine wirkliche Komödie und schon gar kein "Kabarettfilm": Klaustrophobisch, spannend, abgründig und voller unerwarteter Wendungen, haben wir es mit einem höchst eigenständigen heimischen Film zu tun, den Dirk Stermann nicht unpassend als "Psycho-Groteske" bezeichnet. Punkte-Abzug setzt's allerdings für die Inszenierung: "Die-Kamera-läuft-durch-den-Wald"-Szenen in grindiger Digitalvideo-Optik sollten im Jahr Acht nach THE BLAIR WITCH PROJECT allmählich polizeilich verboten werden.

WERTUNG: 7 von 10 Sektflaschen im Kofferraum
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Dein Kommentar >>
Federico | 08.04.2007 22:47
Ganz ehrlich. Die hier erwähnten Abgründe, dieser selbsternannten "Psycho-Groteske" blieben mir anscheinend verborgen. Ich fand den Film eher undurchdacht was seinen Handlungsstrang betrifft, inkonsequent in seiner Dialogführung und vor allem recht langweilig. Für Leute, die Ster-&und Grissemann NICHT kennen, mag der Film durchaus so "grotesk" erscheinen, viele andere werden wohl das Gefühl nicht loswerden, dass hier vieles schon mal dagewesen ist. Und zwar besser. Töf Töf.
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Monika | 09.03.2007 10:59
Word word word! Alles richtig :-)
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