OT: Mark of the Devil
HORROR: D/A/GB, 1969
Regie: Michael Armstrong, Adrian Hoven
Darsteller: Herbert Lom, Olivera Vuco, Herbert Fux, Udo Kier
Europa im finsteren Mittelalter und im blutigen Griff der Hexenverfolgung: Der gnadenlose Hexenjäger Cumberland übernimmt in einer ländlichen Gegend das Inquisitionsgericht und ihm zur Seite steht sein junger Schüler Christian von Merou, der in Zukunft das Amt übernehmen soll. Doch als Christian mit ansehen muss wie aus bloßer Willkür und Hexenwahn Anklagen erhoben und unschuldige Menschen gefoltert und zum Tode verurteilt werden, zweifelt er bald an der heiligen Mission. Als die Frau, die er liebt, als Hexe in den Kerker geworfen wird, stellt sich Christian gegen seinen Meister...
KRITIK:Aha! Da haben wir sie also erwischt, diese braven, gutbürgerlichen Vorzeigemenschen aus dem Milieu der Heimatfilmschauspieler und Schlagersänger. Vorne herum becircen sie unsere Groß - und Schwiegermütter und hinten rum sind sie die treibenden Kräfte hinter bösen Exploitationfilmen, wo gefoltert wird, dass die Schwarte kracht.
So wie 1969 Adrian Hoven (der HANNERL: ICH TANZE MIT DIR IN DEN HIMMEL HINEIN - Hoven) und Michael Holm (ja, genau der "Tränen lügen nicht" - Holm) maßgeblich an HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT beteiligt waren. Hoven hat produziert und später selbst auf dem Regiestuhl Platz genommen, weil ihm der Ansatz des ursprünglichen Regisseur Armstrong zu unblutig war. Und Holm hat die Filmmusik verfasst, wobei sein Leitmotiv wohl auch Riz Ortolani ziemlich überzeugend gefunden hat. Anders kann ich mir diese verteufelte Ähnlichkeit zwischen dem HEXEN - Theme und den fast ein Jahrzehnt später entstandenen Ortolani - Kompositionen zu CANNIBAL HOLOCAUST nicht erklären.
Wie dem auch sei: In HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT ist der Titel Programm. Für eine deutsche Produktion dieses Jahrgangs wird hier auch recht graphisch gefoltert, wobei sicherlich der berüchtigte Zungenausriss die gorige Klimax bildet.
Aber nicht nur in Sachen Exploitation, auch in seiner Handlung ist der Streifen auf der Höhe und die Willkür, Maßlosigkeit, Grausamkeit und Gier des Adels und der Kirche werden fleißig angeprangert.
Darstellerisch ist dank Profis wie Herbert Lom als gnadenloser Hexenrichter, der ganz junge Udo Kier als erst loyaler, später abtrünniger Schüler und Herbert Fux als Oberfoltermeister alles im grünen Bereich. Auch die anderen Darsteller können durch die Bank weg überzeugen und bringen uns dank der authentischen Ausstattung an Schauplätzen und Kostümen das finstere Mittelalter glaubwürdig ins heimische Wohnzimmer.
Die Atmosphäre ist also stimmig und in den Folterkellern hallen die Schreie der unschuldig Gemarterten genau so wie es der verlogene und heuchlerische Klerus dies damals gerne gehört hat. Die Spannung knistert zwar nicht gar so laut wie die vielen Scheiterhaufen, die im Laufe der starken eineinhalb Stunden entzündet werden, doch bleibt alles fesselnd genug, so dass die Hexenjagd kurzweilig und ohne Längen vorübergeht.
Wer also den Hexenhammer auf dem Nachttisch liegen hat, sollte diesen Film im DVD-Regal stehen haben. Zumindest ist HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT einer meiner persönlichen Lieblingsbeiträge zum Thema mittelalterlicher Inquisition.