DRAMA: USA, 2006
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Ryan Phillippe, Jesse Bradford, Adam Beach
Im Zuge einer der letzten großen Schlachten des zweiten Weltkriegs, der Eroberung des japanischen Atolls Iwo Jima durch die US-Streitkräfte, entsteht das weltberühmte Foto von sechs Soldaten beim Hissen der US-Flage, Vorbild für das War Memorial in Washington D.C.
Die drei überlebenden der sechs auf dem Foto Abgebildeten werden kurz nach Veröffentlichung in den heimischen Medien von der Front abgezogen und als Kriegshelden zu Hause in einer absurden Tour durch die Staaten gereicht, um für Kriegsanleihen zu werben. Überall als Helden begeistert willkommen geheissen, bekommen sie die Gräuel des Krieges nicht aus dem Kopf und zerbrechen daran, jeder auf seine Art und Weise.
Clint Eastwood-Filme anzusehen hat meist etwas sehr Entspannendes. Nachdem er mit dem Western Unforgiven sein Alterswerk eindrucksvoll einläutete, lieferte er reihenweise konstant souveräne Arbeiten ab, blickte mal voller Ironie auf sein eigenes älter Werden, nahm sich jedoch zuletzt einigermaßen schwer verdaulicher Stroffe an - Mystic River und Million Dollar Baby waren dann eher die Sorte Film, die einem doch noch ein bisschen nachhängt.
Auch Flags of Our Fathers ist, so ist von Anfang an klar, keine Schonkost. Ähnlich wie sein Co-Produzent Steven Spielberg schon bei Saving Privat Ryan, hält Eastwood die Handkamera nah drauf auf die am Strand landenden Soldaten, zeigt sogar noch einmal um einiges drastischer, was Krieg für den einzelnen Kämpfenden bedeutet.
Da wird nicht einfach nur umgefallen und gestorben, da reissen Glieder von der Wucht der Handgranaten ab, dringt Gedärm nach Schusswechseln aus Leibern. Krieg ist kein steriles Sterben, Krieg ist Gemetzel. Und auch, wenn das nun wirklich jeder weiss, so schadet es nicht, in Zeiten, in denen etwa die USA selber sich wieder in einem sehr realen, zu viele Opfer fordernden Krieg befinden, in Erinnerung zu rufen, was Krieg eben bedeutet.
Die dann an die Schlacht auf Iwo Jima für drei der Soldaten anschließende Helden-Tour kontrastriert eindrucksvoll die Realität an der Front. Drei junge Männer, fast noch Kinder, werden auf Grund eines Zufalls zu Kriegshelden stilisiert. Nicht, weil sie tapfer gekämpft haben, sondern weil sie die US-Flagge auf dem eroberten Atoll, nachdem die erste Flagge von einem Vorgesetzten als Souvenir beansprucht wurde, zufällig im Beisein eines Embedded Journalist erneut hissen und dabei fotografiert werden. Die Tour gerät zu einer Farce, im Zuge der die drei immer weniger wissen, wie ihnen bei all den schulterklopfenden Männern und verzückt kreischenden Frauen geschieht. Instrumentalisiert, um für Kriegsanleihen die Werbetrommel zu rühren, haben sie keine Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten.
Soweit so gut.
Leider jedoch scheint Co-Produzent Spielberg doch einiges mitzureden gehabt haben, weshalb diesem ambitionierten Stoff eine grauenvoll pathetische Rahmenhandlung verpasst wurde, die gut gemeint wieder einmal zum Gegenteil von gut macht. Der schmalztriefende Soundtrack, wie immer von Eastwood selbst komponiert, gibt dem ganzen den Rest.
Auch behaupte ich, hätte es dem Film besser gestanden, wenn die Handlung linear erzählt worden wäre. Das ständige hin und her wechseln zwischen Krieg, Tour und Gegenwart verwirrt nur und trägt vor allem nichts zum Spannungsaufbau bei.
Der bei weitem schwächste Eastwood seit vielen Jahren, und damit leider einer herbe Enttäuschung. Was bleibt ist die Hoffnung, dass Letters from Iwo Jima, Eastwoods Verfilmung der selben Geschichte aus Sicht der Japaner, dessen Ruf wieder herzustellen vermag.