TRASH: SCHWEIZ, 1975
Regie: Jess Franco
Darsteller: Beni Cardosi, Eric Falk, Jess Franco, Peggy Markoff
Der weder talentierte noch ausreichend beschäftigte Privatdetektiv Al Perreira wird von einer mysteriösen Frau beauftragt, Fotos von ihrem Mann beim außerehelichen Liebespiel zu machen. Da es sich bei ihrem Mann jedoch um einen gefürchteten Gangsterboss handelt und der am nächsten Tag tot ist, sitzt Perreira plötzlich mächtig in der Klemme.
Fangen wir mal so an: Was sorgt meinerseits für schwitzige Hände, erhöhten Pulsschlag und verzücktes Zücken eines 20 Euro-Scheins, auf Seiten der netten, jungen Kassiererin jedoch für abschätzige Blicke - als wär' man das nicht gewöhnt, newa - sowie einen verachtungsvollen Unterton in der Stimme? Richtig, Schmuddelfilme aus den Untiefen des 70er Bahnhofskinos.
Selbstverfreilich jedoch nicht irgendein billiges Sexfilmchen à la "In der Lederhose wird gejodelt", nein, ich spreche hier natürlich von feinstem Sleaze aus dem Kuriositäten-Kabinett von Erwin C. Dietrich namens Elite Film AG. Der hat sich auch nicht lumpen lassen und die Crème de la crème des europäischen Kunstkinos - wie der gute Mann sagen würde - engagiert: Jess Franco, Lina Romay und - mein liebster Peitschenschwinger - Eric Falk, in den Credits gelistet als Erich Falk. Wenn das kein Grund für feuchte Hände ist, was denn dann frage ich.
Was jetzt noch fehlen würde, wäre eigentlich nur ein Frauengefängnis - aber hey, man kann ja schließlich nicht alles haben, und ein bisschen Abwechslung muss auch sein. Wer jedoch partout nicht drauf verzichten will, dem kann ich ILSA - THE WICKED WARDEN, ebenfalls von Franco/Dietrich, wärmstens empfehlen - da gibt's nicht nur Lina Romay als Knastschlampe und Eric Falk als Eric Falk, sondern auch Dyanne Thorne als Peitschenschickse.
Aber zurück zum eigentlichen Thema, denn Frauenknast war gestern und ist morgen, heute jedoch ist DOWNTOWN dran. Und der ist, man muss es sagen, fast schon innovativ. Denn das mehr oder minder eher abstoßend wirkende Softcore-Rumgebumse wird relativ gekonnt mit den Stilelementen des Film noir und wortakrobatischer Komikknaller à la Bud Spencer und Heinz Erhardt - wenn auch weit, weit unter dessen Niveau, auf Heinz Erhardt lass' ich nämlich nichts kommen - vermischt. Ein stichhaltiges Indiz dafür, dass der Meister der misogynen Filmkunst das Drehbuch diesmal nicht selbst verbrochen hat.
Laut Vorspann selbst zeichnete für Buch und Regie Wolfgang Frank verantwortlich. Nach einigem verdutzten Staunen jedoch offenbarte eine Internetrecherche, dass bei Regie und Kamera - in den Credits gelistet als David Khunne - Franco höchstselbst seine Griffel im Spiel hatte. Dieses merkt man den MIEZEN DER UNTERWELT auch deutlich an, denn die typisch franco'schen "Stilelemente" - sind wir mal so freundlich, newa -, als da wären kunstvolle Schwenks in südliche Regionen seiner Darstellerinnen - hat er sich von Erwin C. Dietrich abgeschaut -, innovativer Einsatz von Weichzeichnern aka völliges Ignorieren des Fokus sowie eine, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, absolut statische Kamera.
Von der technischen Seite aus gibt's also wenig Neues zu vermelden. Die Kameraarbeit ist so routiniert wie eh und je. Wenn man von den Ausflügen in die buschigen Regionen der Aktricen einmal absieht - die ja bei Francos Frauenknastschinken oftmals zu kurz kommen - bleibt alles beim Bekannten. Das Rumgevögel ist indes gewohnt erotisch wie kalter Kaffee und so manches mal direkt abstoßend, auf jeden Fall aber äußerst langweilig - Eric Falks Auftritt als betrunkener Hurenbock mal außen vorgelassen, der ist nämlich lustig -, so dass, wie auch schon bei GEFANGENE FRAUEN, die Vorspultaste der beste Freund und quasi Lebensretter ist. Dabei ist das Ganze denn oftmals haarscharf - hrhr - an der Grenze zum Hardcore und Biber-Freunde und sonstige Pelzfanatiker kommen so sogar noch auf ihre Kosten.
Dass die ganze Schmonzette darauf ausgerichtet ist, im Endeffekt so viel wie möglich davon zu zeigen, merkt man dem Drehbuch von Christine Lembach denn auch überdeutlich an. Lembach bekritzelte indes auch die Servietten zu DIE NICHTE DER FRAU OBERST und des Franco Klassikers FRAUENGEFÄNGNIS - dem ja bis zum heutigen Tag drei Titel-Sequels folgten, die Nr. 4 im Bunde sogar von Deutschlands Frauenversteher Nr. 1, Andreas Bethmann höchstselbst - und kann somit bereits einiges an Genreerfahrung ihr Eigen nennen. Das "Drehbuch" zu DOWNTOWN ist, wie bereits erwähnt, auch relativ innovativ und greift sogar auf Stilelemente des Film Noir zurück, so zum Beispiel der immer präsente und, in diesem Fall, äußerst amüsante Off-Kommentar. Die Handlung kann dabei sogar als überdurchschnittlich erachtet werden. Klar, es läuft alles drauf hinaus, mindestens alle fünf Minuten mindestens ein Paar Möpse im Bildausschnitt unterzubringen, dennoch hat sich Lembach redlich Mühe gegeben. So lässt sich der ein oder andere Plottwist ausmachen, der diese Bezeichnung zu Recht trägt.
Aber so wie ein Lahmer kein guter Sprinter ist, ist Lembach kein Scorsese. Will heißen, dass das Skript ebenso viele Logikfehler und schlichte Doofheiten aufweist, wie Lina Romay Haare zwischen den Beinen hat - will heißen, nicht eben wenige.
Spannung kommt so zwar nur äußerst bedingt auf, auf der Spaßskala steht das allerdings ganz oben. Kleinere Längen, die vermehrt im letzten Drittel auftauchen, werden so relativ gut wettgemacht. Von den doof-spritzigen Dialogen mal ganz abgesehen - die sind sowieso das Highlight.
Was die Darstellerriege betrifft, so gibt sich hier der Meister des Frauenknastkinos Jess Franco die Ehre und spielt mal eben die Hauptrolle des treu-doofen Privatschnüfflers selbst. Der gute Mann wollte seine Zunge wohl selbst mal in Lina Romay stecken - hier läuft's andersrum, ist aber so oder so äußerst abstoßend. Talent als Schauspieler besitzt Franco in etwa soviel wie Talent als Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann - also herzlich wenig. Trotzdem macht es Spaß dem Mann dabei zuzuschauen, wie er ein wenig unbeholfen durchs Bild stakst und dabei versucht mehr als sich selbst zu spielen, der einen Privatdetektiv spielt.
Ebenso schaut man sich ja auch immer wieder seine Filme an und hat - von einigen Ausrutschern abgesehen - 'n Mordspaß dabei - und das ist ja auch was wert.
Als kleiner Geek-Infohappen am Rande sei erwähnt, dass das hier bei weitem nicht der einzige Auftritt Francos vor der Linse ist - in ILSA z. B. hat er den überaus qualifizierten Arzt gegeben.
Eric - oder Erich wie ihn die Filmcredits nennen - Falk kommt in DOWNTOWN leider ein wenig kurz und spielt - oder so ähnlich - in nur einer Szene. Und da er in eben jener keine wehrlosen Frauen auspeitschen darf, muss er so zeigen was er drauf hat. Das ist zwar wahrlich nicht viel, macht aber trotzdem Spaß, denn über Falk könnte ich mich einfach immer beäumeln. Und sein Gemächt in die Kamera halten, darf er auch noch - na dann, Prost.
Lina Romay hat dieweil vor allem ein Talent. Sie sieht nackt ziemlich gut aus. So steht ihr sogar ein ausgewachsener Biberpelz - den sie denn auch äußerst oft präsentieren darf. Was man ihr jedoch zu Gute halten kann ist, dass sie unbestreitbar eine gewisse Ausstrahlung hat, die einen durchaus in den Bann ziehen kann - so gelingt es ihr denn auch in der Rolle des durchtriebenen Luders zu überzeugen.
Der Nebencast besteht dieweil aus gewohnt untertalentierten Vollhorsten, die alle Hände voll zu tun haben, entweder nackt zu sein oder doof in die Kamera zu glotzen - mehr Worte möchte ich zu diesem Elend gar nicht mehr verlieren.
Erstmals ungeschnittenen ist Downtown mit einer Laufzeit von ca. 85 Minuten bei ABCDVD erschienen; ABCDVD hat im Rahmen seiner Erotic Classics-Reihe auch den Dietrich-Klassiker - Erwin, newa - GEFANGENE FRAUEN veröffentlicht. Die Angaben zu den Extras auf dem Cover sind ein wenig irreführend; denn bei der angeführten Featurette zu Dietrich, Franco und Romay handelt es sich lediglich um ein Interview mit Onkel Erwin und Jesus zu GRETA- HAUS OHNE MÄNNER, das auch schon auf der DVD zu eben jenem Film zu finden ist.
Des Weiteren gibt es noch zwei Trailer, einen zu DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY - der merkwürdigerweise einfach mittendrin aufhört - sowie einen zu ROLLS ROYCE BABY mit Falk und Romay vor der Kamera, dessen Goutierung ich absolut empfehle - best intro ever, wirklich!
In diesem Sinne: "Volkstümlich ausgedrückt heißt das soviel wie Auge um Auge, Zahn um Zahn, Loch um Loch!"
Es mag sich jetzt vielleicht ein wenig merkwürdig anhören, wenn ich mich über die Sexszenen in einem Sexfilm beschwere - so als würde man sich über die fehlende Handlung in einem Internetporno beklagen - ich tu's aber trotzdem. Ich bin mir absolut im Klaren darüber, dass DOWNTOWN an sich nichts weiter als ein sleaziges Bumsfilmchen ist, aber seien wir mal ehrlich, das softcore Rumgeschrubbe ist in etwa so interessant wie Gras beim wachsen zuzusehen und maximal so erotisch wie japanischer Rape Porn.
Somit sind diese Szenen die größte Schwachstelle von MIEZEN DER UNTERWELT, denn sie nehmen dem ganzen schlichtweg den Wind aus den Segeln. Darüber hinaus macht er dennoch einen Mordsspaß. Das liegt zum einen an den überaus spritzigen Dialogen und Off-Kommentaren, aber auch am trashigen Charakter, den DOWNTOWN vor allem den untertalentierten Nulpen, dem technischen kaum vorhandenen Vermögen Francos eine Kamera zu bedienen und der logikfremde Handlungsentwicklung verdankt. Am besten ist Jess Franco also ganz klar immer dann, wenn er hübsche damsel in distress in subtropischen Inselparadiesen hinter Gefängnismauern foltern lässt. Mit gezückter Fernbedienung - um während der im letzten Drittel immer zahlreicher werdenden, Bumsakrobatiken vorzuspulen - hat DOWNTOWN dennoch reichlich Unterhaltungswert.