OT: Invasion of the Body Snatchers
SF-HORROR: USA, 1978
Regie: Philip Kaufman
Darsteller: Donald Sutherland, Brooke Adams, Jeff Goldblum, Veronica Cartwright
Die beim Gesundheitsamt arbeitende Elisabeth wacht eines Morgens auf und ihr Mann Geoffrey ist nur noch äußerlich derselbe. Etwas scheint quasi über Nacht seine gesamte Persönlichkeit verändert zu haben. Und Geoffrey ist kein Einzelfall. Elisabeth und ihr Kollege Matthew stoßen allerorts auf Menschen, die sich seltsam verhalten und keine menschliche Gefühlsregung mehr an den Tag legen. Als sie herausfinden, dass eine außerirdische Invasion im vollen Gange ist, in welcher die Menschen während ihres Schlafes ausgelöscht und durch einen perfekten, aber seelenlosen Doppelgänger ersetzt werden, ist es bereits zu spät. Die ganze Stadt befindet sich schon fest in den Händen der Körperfresser…
KRITIK:Kaufmans Remake von DIE DÄMONISCHEN gehört zu den ganz großen Paranoiaklassikern der Filmgeschichte. Zusammen mit dem Original von 1956 steht dieser Titel ganz oben in der Liga von Filmen über als Menschen getarnte außerirdische Invasoren und zementiert seine Vormachtsstellung dadurch, dass er 2009 immer noch so intensiv wie zu seinem Entstehungsjahr wirkt.
So etwas nennt man wohl zeitlos. Und Zeitlosigkeit zählt bekanntlich zu den wichtigsten Merkmalen eines wahren Genreklassikers.
Schon bei einer scheinbar harmlosen Szene in den ersten fünf Minuten, die den nachmittäglichen Trubel einer belebten Innenstadt zeigt, branden die markerschütternden Schreie der Veränderten irgendwo im Hintergrund des Verkehrslärms auf, doch im ersten Durchlauf KÖRPERFRESSER schenkt man diesen genauso wenig Beachtung wie der zu diesem Zeitpunkt noch arglose Held es tut.
Doch wenn man den Alptraum einmal hinter sich gebracht hat und den Film zum zweiten Mal sieht, wird einem bei der oben beschriebenen Szene klar, dass Kaufman von Anfang an ein Netz des Unbehagens spinnt. Nach dem Motto: Die Gefahr ist schon mitten unter uns. Wir wissen es nur noch nicht.
Die ursprüngliche Intention der Geschichte, die in den Anfangsjahren des Kalten Krieges von Jack Finney verfasst worden ist, dürfte politisch motiviert gewesen sein. Doch gut, dass sie vielfältig interpretierbar ist: Die Furcht vor dem Kommunismus könnte man auch als Furcht vor dem Verlust der eigenen Persönlichkeit oder vor einer Veränderung im Wesen nahe stehender Personen auslegen. Es könnte auch um die Angst vor Entmenschlichung und/oder sozialer Kälte gehen.
Wie dem auch sei: Die Vision, die der Film heraufbeschwört, ist beunruhigend. Diese Alien-Invasion erreicht locker den Beklemmungsfaktor 10 und braucht dazu kein intergalaktisches Kriegsszenario oder Budenzauber a la INDEPENDENCE DAY.
Und hier kommt auch kein amerikanischer Patriot zur Rettung geeilt, denn die Lage ist hoffnungslos. Weil ausgerechnet im sonst so sicheren Refugium des Schlafes die Wurzel des Übels liegt. Und das buchstäblich.
Während der ersten beiden Drittel muss unsere Heldenriege (glänzend besetzt mit Donald Sutherland, Brooke Adams, Jeff Goldblum, Veronica Cartwright und Mr. Spock himself Leonard Nimoy) erst irritiert und dann völlig hilflos mit erleben wie ringsum alle Menschlichkeit ausgelöscht wird. Danach entwickelt sich das beunruhigende Szenario zu einer nervenaufreibenden Treibjagd, wenn die Hauptprotagonisten die letzten "Normalen" in einer Stadt voller Veränderten sind und erbarmungslos gehetzt werden. Dabei ist die eigene Müdigkeit ein weiterer, vielleicht noch gefährlicherer Feind. Denn Schlafen ist - siehe oben - gleichbedeutend mit Kapitulation.
Und eben diese perfide Waffe des außerirdischen Eroberungszugs macht DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN zu einem bitterbösen Alptraum, aus dem es (für die Protagonisten) kein Erwachen gibt.
Mörderische Spannung, viele denkwürdige Szenen, ein unheimlicher Plot, Donald Sutherland und kein Ausweg…- Kaufmans DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN gehört unbestritten zu den ganz großen SF-Horrorklassikern und hat über die Jahre nichts von seiner Intensität eingebüßt. In meinen Augen der perfekteste und beste im Quartett der KÖRPERFRESSER-Filme.