DRAMA: D 1979, 1979
Regie: Volker Schlöndorff
Darsteller: David Bennent, Mario Adorf, Angela Winkler
Aus Protest gegen die kleinbürgerlich-verlogene Welt seines Elternhauses, das eine ungesunde Faszination für die herandämmernde Nazi-Herrschaft an den Tag legt, beschließt der dreijährige Oscar Matzerath, nicht mehr zu wachsen. Er protestiert gegen die Erwachsenenwelt, in dem er wie von Sinnen auf seine Blechtrommel einschlägt und schon mal einen Nazi-Aufmarsch aus dem Takt bringt. Und da war noch seine Stimme, die Glas zerspringen ließ...
KRITIK:
Zugegeben, den zugrunde liegenden Roman von Günter Grass habe ich nie fertig gelesen. Wahrscheinlich aus Zeitgründen :-)
Wie gut, dass es Romanverfilmungen gibt, denkt sich der Lesemuffel in mir. Und schämt sich auch ein bissl ob seiner Faulheit...
Volker Schlöndorff, der für diesen Film 1981 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, hat sich auf die prägnantesten und einprägsamsten Kapitel des Buches beschränkt. Das Ergebnis ist ein aufwändig inszenierter, bildgewaltiger Blick auf das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte. Allerdings in Form eines surrealen Schelmenromans, dessen Hauptfigur, der kleine, aber keineswegs geistig zurückgebliebene Oscar, die Nazi-Welt zum Narren hält, um selbst am Leben zu bleiben. Auch wenn alle rund um ihn herum sterben. Ein Stück Weltliteratur, auf Zelluloid gebannt.
Ein Fall von Bildungsbürgerkino der guten - nein, sehr guten Art: DIE BLECHTROMMEL ist ein Zelluloid gewordenes Stück deutscher Weltliteratur mit beträchtlicher Bildgewalt und emotionaler Überwältigungskraft.