OT: The Servant
DRAMA/SATIRE: GROßBRITANNIEN, 1963
Regie: Joseph Losey
Darsteller: Dirk Bogarde, Wendy Craig, James Fox, Sarah Miles
Der englische Gentleman Tony (James Fox) hat gerade ein für seinen Stand passendes großes Haus erstanden. Nun benötigt er natürlich nicht nur eine passende Einrichtung, sondern auch einen anständigen Diener, der ihm alle Unannehmlichkeiten des Alltags vom Leibe hält. Und glücklicherweise ist dieser schnell in der Form des ebenso selbstbewussten, wie patenten Hugo Barrett (Dirk Bogarde) gefunden. Allerdings macht dessen zum Teil recht aufdringliche und resolute Art Tonys Verlobte Susan (Wendy Craig) recht schnell ziemlich aggressiv. Und die immer stärker angespannte Lage verschärft sich noch weiter, als auch noch Hugos Schwester Vera (Sarah Miles) als Hausmädchen angestellt wird. Doch auch dies ist erst der Anfang...
KRITIK:DER DIENER ist einer dieser Filme, die mir bei meiner Suche nach heimlichen Schätzen im heimischen Elektronik-Discounter immer mal wieder aufgefallen waren, die mir dann aber letzten Endes doch zu uninteressant erschienen, um sie mir tatsächlich zu kaufen.
Doch dann hat sich das Schicksal meiner in der Form eines guten Bekannten erbarmt, der mir diesen Film unbedingt einmal ausleihen wollte. Und da man einem für Umme geliehenen Gaul bekanntlich nicht allzu sehr auf die Zähne fühlt, habe ich das Angebot sofort dankend angenommen. Und nachdem ich den Film nun endlich gesehen habe, kann ich versichern, dass den sich anzuschauen sich auf jeden Fall lohnt.
DER DIENER ist einer dieser Filme, die nur sehr schlecht in eine Schublade zu stecken sind. Der Klappentext der deutschen DVD beschreibt ihn als einen "subtilen Psychothriller". Ich selbst würde den Film jedoch noch am ehesten als eine als Tragikomödie verpackte Gesellschaftssatire auf typisch britische Standesdünkel beschreiben.
DER DIENER lebt insbesondere durch das äußerst gelungene Zusammenspiel seiner vier Hauptdarsteller. Im Mittelpunkt steht dabei die sich im Verlauf der Handlung auf eklatante Weise verändernde Beziehung zwischen Tony und seinem Diener. Hierbei glänzt insbesondere Dirk Bogarde in seiner Rolle als Hugo, aber auch James Fox kann in der Rolle seines "Masters" vollkommen überzeugen.
Ein weiteres Highlight des Films ist die grandiose Kameraarbeit von Douglas Slocombe (JAMES BOND 007 - SAG NIEMALS NIE), die dafür sorgt, dass dieser Schwarzweißfilm nicht nur äußerst unterhaltsam ist, sondern zusätzlich auch noch ausgesprochen gut aussieht. Und der einzige Wermutstropfen besteht darin, dass DER DIENER bei seiner starken Dialoglosigkeit mit rund zwei Stunden Laufzeit zum Teil doch reichlich lang wirkt.
Doch spätestens wenn Dirk Bogarde seinen "Master" die Worte "Ich bin überhaupt kein Diener, sondern der Gentleman eines Gentlemans. Und Sie sind kein Gentleman!" an den Kopf wirft und der diese einfach so hin nimmt, muss man diese Ein-Mann-Klassenkampf-Armee einfach mögen. Denn DER DIENER ist ein äußerst durchtriebenes Kerlchen, der zwar nicht wirklich unsere Sympathien erringt, aber dem man doch sehr gerne bei seinen immer wilder werdenden Spielchen zuschaut.
Der Film DER DIENER ist ein kleiner, völlig zu Unrecht vergessenen Klassiker, den wiederzuentdecken durchaus amüsant sein kann. Allerdings ist bei dessen genereller starker Dialoglastigkeit bei zugleich oft nur sehr langsam voranschreitender Handlung auch ein recht kräftiges Sitzfleisch gefragt. Doch wie der Betreiber dieser Seite in seiner Selbstdarstellung so schön sagt: "Film(e) entdecken macht sexy". Und wer schön sein will, muss bekanntlich auch bereit sein, dafür mal ein wenig zu leiden...