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Control

Control

MUSIK/DRAMA: GB, 2007
Regie: Anton Corbijn
Darsteller: Sam Riley, Samantha Morton, Alexandra Maria Lara

STORY:

Der Film skizziert das Leben des jungen, charismatischen Musikers Ian Curtis, dem Kopf von Joy Division, der größten Hoffnung der englischen Rock-Musik nach dem Punk-Rock Ende der 1970er / Anfang der 1980er Jahre in Großbritannien, bis zu seinem vorzeitigen Tod durch Suizid am Vorabend des Aufbruches zur ersten Amerika-Tournee.

KRITIK:

"Confusion in her eyes that says it all, She's lost control. And she's clinging to the nearest passer by, She's lost control. And she gave away the secrets of her past, And said I've lost control again”…
Diese Zeilen verfasste Ian Curtis kurz nachdem eine junge Frau an seinem Arbeitsplatz, einer Job Agentur, einen Epilepsie-Anfall erlitten hatte.

Er beschreibt darin auch sein eigenes Leiden (ebenfalls Epilepsie), die Unsicherheit auf der Bühne und im Privatleben, wo er zwischen Ehefrau und Geliebten pendelt.

Diese Beziehungskiste und der Kampf gegen die Krankheit nehmen einen beträchtlichen Teil des Films ein (Anton Corbijn sprach sogar von einem Liebesfilm); davor wird im Schnelldurchgang der eigenartige Teenager Ian Curtis, dessen Hochzeit und der Aufstieg Joy Divisons skizziert, immer wieder durch atemberaubende Live-Auftritte unterbrochen, die auch einige JD-Songs enthalten, die nicht auf dem offiziellen Soundtrack (u.a. mit David Bowie, New Order, Buzzcocks, Iggy Pop) vorhanden sind.

Sam Rileys gespenstische Mimik und die irren Tanzeinlagen tun ihr übriges und lassen einen fast glauben, es handle sich um den echten Ian Curtis, der mit dem zunehmenden Erfolg nicht umgehen konnte und an Krankheit und privaten Problemen zu zerbrechen drohte. Diese seelische Entwicklung zeigte sich im äußerst depressiven zweiten Album "Closer".

Ok… er war zwar mit Sicherheit nicht der beste Sänger (Dieter Bohlen hätte ihn wahrscheinlich wieder nach Hause geschickt *g*), aber diese genial-düsteren Melodien und die melancholischen Texte, die fast jeden Joy Divison-Song zu einem Klassiker machten, tragen zusammen mit dem s/w-Look unheimlich zur hoffnungslosen, kalten Atmosphäre des Films bei. Ungewöhnlich dabei ist, dass diese Stimmung immer wieder durch amüsante Dialoge, Anspielungen (der Manager der Band nach einem epileptischen Anfall: "It could be worse, you could be the lead singer of The Fall"), und Gastautritte (John Cooper Clarke, Herbert Grönemeyer (!)) aufgelockert wird. Einfache Mittel, ohne aufgesetzte Dramaturgie, erzielen eine große Wirkung; entsprechend dem eher schlichten und zurückhaltenden Auftreten der Band...

An der Authentizität des Films gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, da Deborah Curtis an der Produktion beteiligt war und auch Regisseur Anton Corbijn schon damals mit der Band zu tun hatte; deswegen wirkt er imho auch sehr persönlich.

Alle Preise aufzuzählen, die Control bereits gewonnen hat, würde den Rahmen dieser Website sprengen…*g*…außerdem war erstmalig ein Film in 10 (!) Kategorien der BRITISH INDEPENDENT FILM AWARDS nominiert; was aber natürlich nicht unbedingt etwas über die Qualität des Films auszusagen hat.

Mich jedenfalls hat Control 100%ig überzeugt, eigentlich sogar noch meine Erwartungen übertroffen; es könnte vielleicht nur etwas langatmig werden, wenn man vorher noch gar nichts mit dem Mythos "Joy Division" am Hut hatte… und ein Plot-Twist ;) geschweige denn Happy End ist auch nicht in Sicht…

Control Bild 1
Control Bild 2
Control Bild 3
Control Bild 4
Control Bild 5Der echte Ian Curtis
FAZIT:

"This is the sound of passion, that changed the face of music":
Die leider viel zu kurze, aber sehr persönliche Lebensgeschichte einer Musik-Legende… um es mit den Worten der englischen Kritiker zu sagen: ELECTRIFYING!

WERTUNG: 9 von 10 "Dead Souls"
TEXT © Patrasch
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Dein Kommentar >>
a bloodred bird | 02.09.2008 11:25
moooooment! was heisst hier ian curtis wäre
kein allzu begabter sänger gewesen? ian curtis
war ist und wird immer die stimme, der kopf,
das hirn, die eiskalte seele und die gefrorenen
klöten von joy divison bleiben. eine stimme wie
gänsehaut aus den tiefsten tiefen der
tiefkühltruhe, perfekt, zärtlich und brutal,
schwarz und bitter wie ein kalter espresso (ohne
zucker). echte sänger brauchen keine
gesangsausbildung, sie brauchen nichtmal den
richtigen ton treffen, sie müssen ihren ausdruck
finden und sich in die seele schauen lassen. der
rest ist mehr oder minder schmuckes beiwerk.
ich ziehe zb. die rachitische, zerbröselnde
stimme eines alten, kranken johnny cashs
jedem gecasteten oder massenkompatiblen
zwitschern stimmbegabterer hupfdohlen
jederzeit vor.
ach ja, und der film ist auch ganz wunderbar,
ein berührendes fanmovie eben... 9 von 10
control-punkten....
>> antworten
Rupi | 12.05.2008 23:18
Ich versteh den Hype um den Film nicht, mir sind die Charaktere nicht sypathisch und die Inszierung finde ich eher abschreckend.

Einzig Alexandra Maria Lara machte den Film wirklich sehenswert für mich.
a bloodred bird | 02.09.2008 11:27
unsympathische charaktere? naja, der ian curtis
war nun mal kein hansi hinterseer...
>> antworten
Harald | 02.02.2008 10:44
gestern endlich gesehen - hat meine eh schon hohe erwartungshaltung noch übertroffen: atmosphärisch enorm dicht, (tod) traurig (aber nicht sinnlos pathetisch) und wunderschön fotographiert. die liveauftritte sind gänsehautmomente der sonderklasse. ansehen!
Nic | 24.03.2008 23:35
einfach deprimierend der film. zugegeben hat mich die geschichte auch nicht besonders interessiert, von daher teile ich die begeisterung nicht..
>> antworten