(TRAGI)KOMÖDIE: USA, 2006
Regie: Kevin Smith
Darsteller: Brian O'Halloran, Jeff Anderson, Rosario Dawson, Kevin Smith,
Randal hat mal wieder vergessen, die Kaffeemaschine auszuschalten. Mit fatalen Folgen: Der "Convenience Store", in dem unsere Helden 10 Jahre lang erfolgreich von Sex träumten und Kunden vergraulten, wurde ein Raub der Flammen. Doch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist rasch ein neuer McJob gefunden: Dante und Randal werken fortan in einem Burger-Restaurant ... und sie sind ganz die Alten geblieben ...
KRITIK:... sehr zur Freude des Zusehers. 13 Jahre nach seinem gefeierten Debutstreifen Clerks verordnet sich Filmemacher Kevin Smith eine "Back to the Roots"-Therapie. Und schickt ein Sequel seines Kulthits aus den frühen Neunzigern nach.
Vordergründig hat sich wenig geändert. Unsere Kleinstadt-Helden Randal und Dante frönen immer noch ausgiebigst ihren Jungmännerhobbys, die da wären: Sex, Sex, Sex, (eher verbal denn in echt), tiefsinnige Filmdebatten (Randals Lord of the Rings-Einlage ist zum Brüllen) und die hohe Kunst der Kundenbeleidigung. So weit, so schön.
Randals Mund ist immer noch eine Dreckschleuder, die Verbal-Fäkalien ausspuckt, gegen die der böseste Gangsterrapper wie ein Döblinger ÖVP-Jungfunktionär auf dem Weg zur Tanzschule wirkt. Dante hingegen träumt vom Ausbruch aus der spätpubertären Bubenwelt. Der Plan sieht die Abreise nach Florida vor, zwecks Heirat, Familiengründung und gutbürgerlicher Existenz. Doch Randal und seine bezaubernde Chefin Becky, gespielt von der großartigen Rosario Dawson, werden das zu verhindern wissen ...
Ein Sequel eines Independent-Hits birgt naturgemäß ein gewaltiges Flop-Potential in sich. Doch nicht hier: Kevin Smith macht alles richtig - und noch viel besser als im ersten Teil. Es gibt Szenen, bei denen man vor Lachen kaum zum Luftholen kommt. Und trotzdem ist der Film von einer seltsam melancholischen Grundstimmung durchzogen.
In all ihrem Zwerchfell erschütternden Aktionismus wirken Dante und Randal wie tragische Helden, die ihre beste Zeit hinter sich haben: Mitte Dreißig und noch immer in der McJob-Hölle, was für eine beschissene Perspektive. In einem der leiseren Momente gibt Randal auch zu, dass die Zeit im Convenience Store "the best time of my fucking life" war.
Aber keine Sorge: Ein Happy End kündigt sich auch diesmal an. With a little help from their friends Jay und Silent Bob, mit einer wundervollen Tanzeinlage in Bollywood-Manier und mit Eselsex (!). Aber seht selbst!
In diesem Sinne: "What kinda sick fuck gets turned on watching a guy fuck a donkey?"
Dante und Randal, die Helden aus Kevin Smiths kultisch verehrter Slacker-Komödie Clerks (1994), sind älter, aber keineswegs weiser geworden. Great Fun ist angesagt, zu dem sich aber auch melancholische Untertöne mischen. Trotz (oder wegen?) all seiner wundervollen geschmacklichen Entgleisungen und verbalerotischen Exzesse ein schöner, geradezu warmherziger Film, bei dem man nicht immer weiß, ob man vor Lachen oder Rührung weinen soll. Ansehen!