ACTION/KOMÖDIE: USA, 2000
Regie: John Waters
Darsteller: Melanie Griffith, Stephen Dorff, Alicia Witt, Maggie Gyllenhaal
Cecil B. Demented ist der Anführer einer "halbstarken Bande von jugendlichen Filmterroristen", die Hollywood den Krieg erklärt haben: Kurzerhand wird eine zickische Filmdiva (Melanie Griffith) entführt und gezwungen, in Cecil's Undergroundfilm mitzuspielen. Dieser verspricht nichts Geringeres als: "Real People, Real Terror". Getreu diesem Motto verüben Cecil und sein Filmteam vor laufender Kamera Terroranschläge gegen Multiplex-Kinos und demolieren die Drehorte von Hollywoodfilmen wie "Forest Gump 2 - Gump Again". Die konservativen Studiobosse erzittern bald vor Angst ...
KRITIK:
Eine Frage: Kauft ihr die Kinokarten immer erst im letzten Moment und platzt ihr in den Saal, während der Film bereits läuft? Unterhaltet ihr euch lautstark im Kino? Ist euch der prallgefüllte Popcorneimer wichtiger als das Geschehen auf der Leinwand? Wirklich? Und ihr ward noch nie in einer Mitternachtsvorstellung? Kennt Samuel Fuller, Pedro Almodovar, Rainer Werner Fassbinder und David Lynch nicht mal vom Hörensagen? Statt dessen würdet ihr euer Geld lieber für Werke wie "Patch Adams - The Directors Cut" rauswerfen?
Na dann nehmt euch aber in Acht! Denn Cecil B. Demented, der Held im neuesten Film von John Waters, würde euch für derartiges cineastisches Banausentum glatt erschießen. Hat er doch "Tod dem Hollywood-Kino!" geschworen. Und das meint er bitter ernst. Denn wer in einem "Cecil B. Demented"- Film stirbt, hat gefälligst wirklich tot zu sein.
John Waters hat mal wieder zugeschlagen.
Der Regisseur aus Baltimore, der von Fans ehrfurchtsvoll "Pope of Trash" genannt wird, liefert hier ein überdrehtes, hochgradig unterhaltsames Action-Slapstik-Massaker ab, wie es Hollywood schon lange verdient hat. Der Film legt von der ersten Minute an ein rasantes Tempo vor, gönnt sich keine Pause, und ist nach 87 Minuten viel zu schnell zu Ende. Die zahlreichen bitterbösen Pointen sitzen (und wie), die Darsteller wachsen einem ans Herz (und das, obwohl so mancher die Schauspielschule entschieden zu früh abgebrochen hat :-). Und ihr zentrales Anliegen, einen wirklichen Film mit wirklichen, vom Leben gezeichneten Menschen zu drehen, ist sowieso ein ehrenwertes Unterfangen.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Film dann auch als weitaus intelligenter, als der erste Eindruck vermuten lässt: Ja, Cecil B. Demented (unschwer als das jugendliche Alter Ego von John Waters zu erkennen) hat verdammt noch mal recht mit seiner Radikalkritik an der Dummheit der amerikanischen Filmindustrie. Die mit Massenvertrieb von mittelmäßigen Filmen die Säle der Multiplexe verstopft. Die mit Testscreenings und Zielgruppenanalysen oft genug jede Kreativität und künstlerische Freiheit schon vorsorglich im Vorfeld erstickt. Von verlogenen Happy Ends und erzwungener Familienfreundlichkeit, laut Cecil B. Demented "nur ein anderes Wort für Zensur", mal ganz zu schweigen.
John Waters lässt sein jugendliches Cineasten-Alter Ego Cecil B. Demented "Zölibat für Zelluloid" schwören, Hollywood-Stars entführen und Multiplex-Kinos anzünden - alles im Namen der reinen, wahren, unverfälschten Underground-Film-Lehre. Ein durchaus amüsantes und sympathisches Unterfangen, das sich zum Glück selbst auch nicht immer bierernst nimmt.
In diesem Sinne: "Patch Adams does not deserve a Director's Cut!"