KOMÖDIE: USA, 2009
Regie: Larry Charles
Darsteller: Sacha Baron Cohen, Alice Evans, Gustaf Hammarsten
Die schwule Fashion-Ikone Brüno zieht von Klagenfurt ins Celebrity-Mekka Los Angeles, um "the biggest Austrian Superstar since Hitler" zu werden.
KRITIK:"Oh No! Bruno!" Vielleicht war es die Hardcore-Kapelle NoMeansNo, die 1989 die Welt mit diesem Lied beglückte. Vielleicht war es der österreichische Bundeskanzler und Sonnengott gleichen Vornamens. Wir wissen nicht, was Sacha Baron Cohen zu "Brüno" inspiriert haben mag. Und es tut auch nichts zur Sache.
Gleich vorweg: BRÜNO ist großartig! Vergesst die vielen humorlosen, miesepetrigen Verrisse, von wegen "unlustig" (Falter) und "Adam Sandler-Niveau" (dasmanifest.com). Und überhaupt: Was ist so schlimm an Adam Sandler? Als ob ZOHAN ein schlechter Film gewesen wäre. Aber ich schweife ab...
BRÜNO hat eine der besten Eröffnungssequenzen der letzten Jahre und vielleicht DIE lustigste Abspann-Sequenz der jüngeren Komödiengeschichte. BRÜNO hat ein halbes Dutzend Sequenzen, die den Kinobesuch mehr als rechtfertigen, weil sie der Wahnwitz schlechthin sind. Eine spoilerfreie Auswahl: Paula Abdul und die "Mexican Chairpeople". Das afrikanische Adoptivkind ("I gave him a traditional African name: O.J."). Das Babyfoto-Casting (inklusive Fettabsaugung). Brünos Schwanz-Tanz in Großaufnahme ("This is actually mine!"). Der Besuch beim christlichen "Gay-Converter". Das Swingerclub-Abenteuer. Das Rendezvous mit dem Milli Vanilli-Geist. Und das Finale Furioso in der Wrestling-Arena ("My Asshole is for shitting only"). Aber seht bitte selbst...
Nein, BRÜNO muss sich nicht vor BORAT verstecken. Wieder werden (fake-)dokumentarische Szenen, inszenierte Eklats und gnadenloser Slapstick-Irrsinn aneinander gereiht. Wobei der Irrwitz-Faktor noch ein gutes Stück in die Höhe geschraubt wurde. BRÜNO ist wahnsinnig lustig. BRÜNO ist zum Brüllen komisch. BRÜNO muss man sich nicht mehr schöntrinken. BRÜNO hätte allein für seine Ganzkörperepilierungs-Tortur einen Method-Acting-Oscar verdient.
Vielleicht sollte BRÜNO mit einem Warnhinweis versehen werden: Dieser Film wird Ihnen - ganz altmodisch - einen Spiegel vorhalten, ihre sexuelle Orientierung in Frage stellen und - most important: Ihr Zwerchfell erschüttern. Achtung, Lachkrampfgefahr, aber wirklich!
Man merkt vielleicht: Ich hab mich ziemlich amüsiert. Was heißt: Es gab zwei oder drei Szenen, da wäre ich vor Lachen beinahe vom Kinosessel gefallen. Und das Beste: Die Show war nach dem Kinobesuch noch nicht zu Ende. Beim Warten auf die U-Bahn durfte ich Ohrenzeuge eines spannenden Dialogs werden, ausgetragen zwischen einer blonden, jungkonservativ gewandeten Dame und ihrem Begleiter:
Sie: "Das war nur tief! Ich finde das ü-b-e-r-h-a-u-p-t nicht lustig!"
Er: "Ja, es IST eigentlich auch nicht lustig. Aber er macht sich halt über diese Idioten in Amerika lustig."
Sie: "Und ein paar Idioten finden das auch noch lustig!"
Funkyzeit mit BRÃœNO! Film des Jahres? Aber ja...
In diesem Sinne: "They usually come from behind!"