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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Barfly

Barfly

DRAMA/KOMÖDIE/LOVESTORY: USA, 1987
Regie: Barbet Schroeder
Darsteller: Mickey Rourke, Faye Dunaway, Alice Krige, Frank Stallone

STORY:

Tag für Tag steht Gossenpoet Henry Chinaski (Mickey Rourke) an der Theke seiner Stammkneipe "The Golden Horn" und tankt Scotch mit Wasser. Highlight eines jeden Abends ist der rituelle Faustkampf mit dem unsympathischen Barkeeper Eddie (Frank Stallone). Eines Tages trifft Henry am anderen Ende des Tresens seine Traumfrau, die Alkoholikerin Wanda (Faye Dunaway). Doch Kopfschmerzen, Geldmangel und gegenseitige Eifersucht stehen dem Liebesglück im Weg…

KRITIK:

Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Aber jetzt hat er doch noch seinen Weg in die DVD-Regale gefunden, der Trinker-Kultfilm von 1987, für den Charles Bukowski das deutlich autobiographisch gefärbte Drehbuch verfasste.

Mickey Rourke und Faye Dunaway spielen, als wären sie mit der Schnapsflasche aufgezogen worden - das volle Method Acting-Programm eben. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Mickey Rourke für diese Rolle zugenommen hat - und womit ;-). Einzig seine stets gegelten Haare wollen nicht so recht zur stilechten Säufer-Erscheinung passen. Der in den Credits erwähnte "Hair-Stylist for Mr. Rourke" hat eindeutig zu gute Arbeit geleistet.

Das Schöne am Film - abgesehen von den anbetungswürdigen Darstellern, dem leisen Humor und den teils lyrischen One-Linern - "Die Möse deiner Mutter stinkt nach Katzenpisse" - im Original "Your mother's cunt stinks like carpet cleaner" - ist ja die völlige Abwesenheit jedes moralischen Zeigefingers.

Henry Chinaski hat sich für ein Leben in der Gosse entschieden und scheint es zu genießen: Der Mann kennt kein Selbstmitleid, keinen Zorn gegen Gott und die Welt und die misslichen Umstände. Selbst seine allabendlichen Prügeleien mit dem Barkeeper haben nichts Aggressives, sondern eher den Charakter eines sportlichen Wettkampfs. An diesem stolzen Trinker sollten sich all die weinerlichen Sauproleten, die bei Spira oder Seidl auftreten, mal ein Vorbild nehmen.

Man merkt: Henry Chinaski hat Spaß an seinem Lebensstil, so versifft und un-nachhaltig er auch sein mag. Das muss auch eine reiche Verlegerin zur Kenntnis nehmen, die sich in Henrys Lyrik verliebt und dem Künstler eine bürgerliche Existenz schmackhaft machen möchte. Nichts für Henry. Er hat keine Lust auf den "Goldenen Käfig".

Außergewöhnlich schön ist auch die Kameraarbeit. Jim Jarmusch‘ Stamm-Kameramann Robby Müller hat das Nachtleben in Bukowskis/Chinaskis Stammkneipen in stilvollen, neonflirrenden Bildern auf Zelluloid gebannt, dass man den Whiskey- und Zigarettenduft förmlich riechen kann.

Erstaunlich auch, was ein Klick auf die Trivias auf der IMDB verrät: Nämlich dass der Film aufgrund der notorischen Finanzprobleme der Produktionsfirma Cannon beinahe nie gedreht worden wäre. Erst als Regisseur Barbet Schroeder drohte, sich aus Protest einen Finger abzuscheiden (!), hatten die Produzenten ein Einsehen und gaben grünes Licht. Diese unglaubliche, aber wahre Geschichte hat Charles Bukowski zu seinem Roman "Hollywood" inspiriert.

Koch Media bringt diesen schönen Film in erstklassiger Bildqualität auf DVD. Zur Auswahl stehen eine Single Disc ohne nennenswerte Extras unter 10 Euro und eine Special Edition mit einem zweistündigen Interview, das Barbet Schroeder 1985 mit Charles Bukowski führte. Einziger Wermutstropfen: Das Cover der alten Videokassette war viel hübscher als die neue DVD.

Barfly Bild 1
Barfly Bild 2
Barfly Bild 3
Barfly Bild 4
Barfly Bild 5
Barfly Bild 6
FAZIT:

Mickey Rourke und Faye Dunaway als trinkfestes Gossen-Pärchen in einem der schönsten und künstlerisch wertvollsten Säufer-Filme ever.
In diesem Sinne: "Do you need a drink?" - "Yeah, like a spider needs a fly."

WERTUNG: 8 von 10 Scotch mit Wasser
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Dein Kommentar >>
toxic | 08.06.2010 19:19
Definitiv viel besser als Factotum.
Von mir 9 von 10 Kolben grüner Mais
>> antworten
Nino | 04.05.2010 01:13
Meiner Meinung nach gewinnt Factotum den Wettstreit um Längen. Die Inszenierung bei Barfly ist etwas zu künstlich und klamaukig geraten. Wenn das Schlägereipublikum in dem Hinterhof umherhopst wie der MJ Thriller- Cast, hat das leider wenig von der Härte und dem Realismus, welche Bukowski nun mal ausmachen. Das hier ist dann doch eher eine Komödie und auf Entertainment ausgelegt. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss man für sich entscheiden.
Trotzdem 7 von 10 Whiskeyhaarwäschen
toxic | 02.10.2012 18:56
Wenn du den in der Kritik erwähnten Roman "Hollywood" gelesen hast, weisst du, dass Bukowski bei den Dreharbeiten dabei war und konkrete Anweisungen gegeben hat, wie sich die Kämpfer und das Publikum bei den Schlägereien verhalten haben.
Als Factotum gedreht wurde, war Charles Henry Bukowski leider schon verstorben. Somit ist "Barfly" definitiv der authentischere von beiden Filmen. Und neben der Härte und Realismus ist es gerade das Komische was Bukowski ausmacht.
>> antworten
a bloodred bird | 09.10.2009 20:42
endlich. mein liebling-bukowski-film (kommt
sogar noch vor bent hamers "factotum", mir einem
grossartigen matt dillon als henry chinaski). lange
genug hat man warten müssen. grandioser film! die
szene, in der henry von seiner holden mit der
handtasche verprügelt wird, herrlich!!!
ein dreifaches hip-hip-hurra auf kochmedia - ein
wirklich famoser label, was halbvergessene
filmperlen anbelangt!!!
>> antworten
Nic | 16.09.2009 00:03
hat wohl den look von angel heart gleich übernehmen können..falls er nicht vorher gedreht wurde ;)
>> antworten