ACTION: USA, 2006
Regie: Mel Gibson
Darsteller: Rudy Youngblood, Dalia Hernandez, Mayra Serbulo
Ein idyllisches Maya-Dorf wird von feindlichen Kämpfern dem Erdboden gleich gemacht und seine Bewohner verschleppt - als Menschenopfer sollen sie auf der Schlachtbank landen. Doch einem gelingt die Flucht ...
KRITIK:Mel Gibson muss eine schlimme Kindheit gehabt haben.
Wurde er von bösen Spielkameraden im Wald gefesselt und mit Pfeilen beschossen?
In ein finsteres Erdloch gesperrt? Mit dem Kopf unter Wasser getaucht?
Oder gar gezwungen, pädagogisch wenig wertvolle italienischen Kannibalenfilme anzusehen?
Wir werden es nie erfahren. Aber möglicherweise hat sich Klein-Mel gesagt: "Wenn ich einmal groß und stark und ein erfolgreicher Regisseur bin, werde ich mich an der bösen Welt rächen: Mit einem Film, der all das widerspiegelt, was ihr mir angetan habt."
Zurückhaltung ist Gibsons Sache nicht - weder in den pompösen Massenszenen, für die weder Kosten noch Mühen gescheut wurden, noch in der spekulativ - ähhm - ausgeschlachteten Darstellung der Menschenopfer-Rituale: Abgeschlagene Köpfe und herausgeschnittene Herzen dürften Splatterfan-Herzen höher schlagen lassen. Dabei kann Apocalypto zumindest im ersten Filmdrittel durchaus als seriöse Meditation über menschliche Grausamkeit durchgehen. Die zentrale Botschaft - "Eine große Zivilisation lässt sich nur von außen erobern, wenn sie sich von innen schon selbst zerstört hat" wird gleich zu Beginn per Texttafel eingeblendet.
Der Rest ist High-Speed-Actionkino pur, das ich jetzt mal als "Running Man auf der Flucht vor mörderischen Mayas im Mad Max-Outfit" bezeichnen möchte.
In einer wahren Flut von meisterlich photographierten Bildern beweist Mel Gibson, dass er verstanden hat, worauf es im Actionkino ankommt: Auf Dynamik und Körperlichkeit.
Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich der Film gegen Ende sprichwörtlich totläuft.
Die nicht enden wollende Verfolgungsjagd ist definitiv zuviel des Guten.
Die letzte halbe Stunde hab ich mich - gepflegt, aber doch - gelangweilt.
Oder hat hier wieder meine Allergie gegen Überlängen (138 Minuten) zugeschlagen?
Letztlich verlässt man das Kino mit gemischten Gefühlen: Tolle Bilder, erschreckend wenig Substanz.
Der Untergang der Maya-Kultur frei nach Mel Gibson: Eine opulent angerichtete Schlachtplatte mit Überlänge. Exzellente Cinematographie, aufwändige Massenszenen und grandiose Actionsequenzen können aber nicht über die innere Leere dieses Spektakels hinwegtäuschen.