HORROR: A, 1983
Regie: Gerald Kargl
Darsteller: Erwin Leder, Rudolf Götz, Silvia Rabenreither
Der österreichische Film ANGST folgt dem blutigen Weg eines Mannes, der eine zehnjährige Haftstrafe wegen Mordes verbüßt hat. Kaum entlassen, macht er sich daran, einen lang ersehnten Wunschtraum zu verwirklichen: Den perfekt geplanten Lustmord ...
KRITIK:
ANGST ist ein einzigartiger Film - in vielerlei Hinsicht. Es handelt sich dabei um den ersten und einzigen Serienkiller-Film made in Austria. Der Film wurde 1983 gedreht - und wirkt auch mehr als zwanzig Jahre später wie ein Schlag in die Magengrube.
Was nicht nur an der extremen Härte dieses Werks liegt, die so manchen aktuellen Splatterfilm in den Schatten stellt. Ich halte mich ja für einen durchaus abgebrühten Horror-Fan. Aber das war mir beinahe zuviel des Realismus.
Alles an diesem Film wirkt hochgradig realistisch: Die trostlosen, grauen Schauplätze einer österreichischen Kleinstadt in den frühen 80ern. Die Tristesse eines Tankstellen-Espressos, in dem der Täter sich "inspirieren" lässt. Vom roten Lipgloss und blauen Augen-Makeup der potentiellen weiblichen Mordopfer. Und die Vorstellungswelt des Mörders, der mit monotoner Ich-Erzählerstimme seine Geschichte vorträgt. "Ich habe Angst mir selbst", lautet ein Schlüsselsatz. Man glaubt es ihm.
Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Der "Fall Kniesek" - ein Salzburger, der 1980 drei Menschen ermordete, ging in die österreichische Kriminalgeschichte ein.
Nicht nur inhaltlich, auch formal ist dieses Werk beeindruckend: Stets umkreist die hochmobile Kamera den Hauptdarsteller, mal aus der Vogelperspektive, mal in Augenhöhe, dann wieder von unten. Mit extremen Weitwinkeln, Schwindel erregenden Kranfahrten und raffinierten Spiegel-Techniken ist die Kamera stets auf den Protagonisten gerichtet. Näher und unmittelbarer hat man noch nie einem Mörder in Blutrausch über die Schulter gesehen. Der bedrohlich dröhnende Soundtrack von Klaus Schulze (kurzzeitiges Mitglied von Tangerine Dream) tut sein Übriges: Beklemmung pur.
Der Film ist übrigens ohne jede öffentliche Unterstützung gedreht worden. Regisseur Gerald Kargl hat viel privates Geld investiert, sich mit diesem Film auf Jahre finanziell ruiniert und keinen weiteren Film mehr gedreht. Ein österreichisches Filmemacher-Schicksal.
Ein gewisser Gaspar Noe mehrmals sehr lobend über den Film geäußert und ANGST als einen seiner zentralen Einflüsse genannt. Dennoch ist ANGST weitgehend unbekannt geblieben.
2007 erschien eine deutsche DVD beim mittlerweile verblichenen Label epiX. Seit 2012 existiert eine französische Blu-ray unter dem Titel Schizophrenia. Und beim US-Label Cult Epics ist der Film unter dem deutschen Titel ANGST erschienen.
Äußerst drastischer und weitgehend unbekannter (oder in Vergessenheit geratener) Serienkiller-Film aus Österreich, der in Gaspar Noe einen prominenten Fürsprecher gefunden hat.